Die Kritiker: «Wilder Planet: Bebenalarm in Tokio»

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Es ist die größte Stadt der Welt und gleichzeitig die wohl am meisten gefährdete. Nur wenige Kilometer von der 37 Millionen Menschen Metropole entfernt treffen drei Erdplatten aufeinander. Die Pazifische Seen-Platte schiebt sich mit einer Geschwindigkeit von fünf Zentimeter im Jahr unter die Eurasische Kontinentalplatte. Aus dem Süden quetscht sich die Philippinische Seen-Platte zwischen die beiden. Es ist die geologisch aktivste Region der Erde. Mehr als 100.000 Mal bebt in Japan jedes Jahr die Erde. Immer wieder kommt es zu zerstörerischen Katastrophen.

Die Dokumentation zeigt, wie die Erdbeben sich unter dem Boden Tokios entwickeln, wo sie entstehen und wie die Stadt versucht, so gut wie möglich gegen die Katastrophe vorzugehen.

Kritik
Die Dokumentation «Bebenalarm in Tokio» ist der zweite Teil der Doku-Reihe «Wilder Planet». Allerdings überzeugt die Produktion nur bedingt. Unerwartet boulevardesk geht es in den 45 Minuten zu. Formulierungen des Sprechers fallen teilweise sehr übertrieben aus, die furchtbar dramatische Hintergrundmusik erledigt den Rest. So könnte man zeitweise denken, man schaue sich ein Katastrophen-B-Movie auf RTL II an.

Ein Experten-Team wurde zur Dokumentation hinzugezogen – alle drei bringen sehr gute Qualifikationen mit ein, was auf dem ersten Blick vielversprechend klingt. Doch was man dann zu sehen bekommt, hat nichts mehr mit Experten-Meinungen zu tun: Konstruiert wirkende Dialoge zwischen den drei Wissenschaftlern rauben jede Glaubwürdigkeit.

Gut gelungen ist der Teil über Tokio an sich: Mit Blick auf die Konstruktionen der Häuser, Notfallsysteme und Katastrophenvorsorge bereitet man dem Zuschauer nicht nur oberflächliche Informationen auf, sondern blickt direkt in die beschriebenen Dinge – Seien es Tunnelsysteme, Erdbeben-Informationsdienste oder Gebäudekonstruktionen, die laut Architekt erdbebensicher sein sollen. Auch das große Erdbeben von 1923 wird gut aufgeschlüsselt.

Gegen Ende simuliert man ein Erdbeben der Stärke 7,3 auf der Richterskala. Mit Bildern von Rettungsübungen für solch einen Fall bleibt man hier authentisch. Jedoch sind die Animationen des Rauchs und der Feuer eher miss- als gelungen. Den Zweck erfüllen sie, keine Frage. Dennoch hätte man es ein wenig realistischer angehen können.

Das ZDF zeigt «Wilder Planet: Bebenalarm in Tokio» am Sonntag, 24. August 2008, um 19.30 Uhr.
22.08.2008 15:12 Uhr  •  Fabian Böhme Kurz-URL: qmde.de/29297