Die Kritiker: «Einsatz in Hamburg: Tödliches Spiel»

Story
An einem Samstagnachmittag liegt Gerhard Wunder tot in seiner Apotheke im Hamburger Stadtteil St. Pauli. Ein Nachbar hatte den ermordeten Apotheker aufgefunden. Für die Ermittler Jenny Berlin, Hans Wolfer und Volker Brehm ist damit das Wochenende gelaufen. Statt Freizeit ist Arbeit angesagt.

Bei einer ersten Zeugenvernehmung trifft Wolfer auf einen alten Bekannten: Dr. Renner und er kennen sich seit 20 Jahren. Sie haben damals in derselben Mannschaft Fußball gespielt. Der Arzt macht sich Vorwürfe: "Wäre er nur ein paar Minuten eher in der Apotheke gewesen, hätte der Apotheker vielleicht überlebt." Während Berlin und Wolfer die Angestellte des Apothekers, Silke Stahl vernehmen, schaut sich Brehm in der Wohnung des Ermordeten um. Wunder scheint ein Mann ohne Eigenschaften. Erstaunlicherweise findet sich in der Wohnung aber ein Waffenschein. Silke Stahl kann das erklären. Der Apotheker hatte ziemliche Angst vor Überfällen. Doch die Kontrolle der Lagerbestände ergibt, dass kein einziges der einschlägigen Medikamente fehlt.

Charaktere
Aglaia Szyszkowitz («Der Todestunnel – Nur die Wahrheit zählt») ist Jenny Berlin
Rainer Strecker («Rosenstraße») ist Volker Brehm
Hannes Hellmann («Doktor Martin») ist Hans Wolfer
Victoria Trauttmansdorff («Gegenüber») ist Dr. Dunkel
Gerd Wameling («Die Brücke») ist Dr. Renner
Kostja Ullmann («Das Wunder von Berlin») ist Richie Renner
Paula Birnbaum («18 – Allein unter Mädchen») ist Silke Stahl
Rick Okon («Tatort: Und Tschüss») ist Kevin Brandes
Dietmar Bär («Tatort: Köln») ist Horst Brandes
Petra Kleinert («Die Stein») ist Marion Stahl
Sonsee Neu («Deadline») ist Natascha

Kritik
Es gibt viele hochwertige Reihen im ZDF wie «Wilsberg» und «Nachtschicht». Aber gleichzeitig schickt der Mainzer Sender eine unzählige Anzahl von Formaten auf Sendung, die absoluter Durchschnitt sind und jedem Zuschauer von ausländischen Serien zum Einschlafen verleiten. «Einsatz in Hamburg» gehört zu den Produktionen, die man gar nicht hätte auf Sendung schicken sollen. Aber die Einschaltquoten sind gut, auch wenn die Drehbücher schlecht sind.

Der neue Fall „Tödliches Spiel“ dreht sich um einen Mordfall im Hamburger Stadtbezirk St. Pauli. Damit noch ein bisschen Pepp hineinkommt, schrieben die Autoren Stefan Cantz und Jan Hinter noch eine Geschichte um den Hamburger Fußball und die Rivalitäten vom 1. FC St. Pauli und dem HSV hinein. Dass es da mit Emotionen und Ausschreitungen zugeht, sollte allen klar sein. Jedoch übertreiben es Cantz und Hinter völlig. Plötzlich steht das Fußballspiel im Vordergrund und die Ermittler gehen zum ermitteln ins Stadion – mit den potenziellen Verdächtigen. Spätestens an dieser Stelle hätte Regisseur Marcus O. Rosenmüller eingreifen müssen: Die Kommissare diskutieren über den Fall und die Verdächtigen und diese laufen gerade einmal einen Meter davor. Man würde fast meinen, alle Menschen sind schwerhörig.

Und natürlich – wie sollte es in einer durchschnittlichen deutschen Produktion auch anders sein – trifft ein Ermittler eine hübsche Frau, in die er sich verliebt und – Oh Wunder! – die etwas mit dem Fall zu tun hat. Dieser Handlungsbogen sollte mittlerweile von jedem Zuschauer klar erkennbar sein und setzt der miserablen Produktion noch die Krone auf. Bereits am Anfang der Episode bekamen die Bundesbürger einen Hausarzt zu sehen, der den toten Apotheker fand und seelenruhig den Puls fühlte, obwohl am Kopf eine Blutlache war. Anscheinend sieht dieser Arzt wöchentlich mehrere Mordopfer und bleibt deshalb so seelenruhig.

Die Charaktere bei «Einsatz in Hamburg» sind schlecht gezeichnet und können auch keine eigene Persönlichkeit vorweisen. Dieses Mal dreht es sich um das Thema Fußball und alle sind die totalen Fußballfans – in der kommenden Episode wird darüber kein Wort mehr verloren. Da bringt es auch nichts mehr, dass grandiose Schauspieler wie Kostja Ullmann, Dietmar Bär und Sonsee Neu als Gastdarsteller engagiert wurden.

Sollte am Samstagabend wirklich jemand zu Hause bleiben und einen abgeschlossenen Film sehen wollen, dann sollte er Sender wie kabel eins mit «Die Firma» anschauen. Von «Einsatz in Hamburg» ist dringend abzuraten, denn wieso sollte man sich seine Zeit mit qualitativ schwachen Produktionen verschleudern?

Das ZDF strahlt «Einsatz in Hamburg: Tödliches Spiel» am Samstag, 20. September 2008, um 20.15 Uhr aus.
19.09.2008 09:28 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/29853