Futter für Moralapostel: RTL II setzt auf ungewöhnliche Serien
Beim Münchner Sender RTL II startet in dieser Woche ein neues Montags-Line-Up. Die Blicke sind dabei vor allem auf die beiden neuen US-Serien «Californication» und «Dexter» gerichtet, die durchaus ungewöhnlich sind. RTL II-Programmdirektor Axel Kühn glaubt an die Serien, wie er Quotenmeter.de erzählte.
Bei RTL II setzt man derzeit verstärkt auf US-Serien und hat sich auch in den vergangenen Tagen wieder mit starken Fiction-Formaten aus Übersee eingedeckt. In dieser Woche starten die Einkäufe, die vor vielen Monaten bekannt wurden: Die beiden Showtime-Serien «Californication» (Foto) und «Dexter». Beide Formate sind durchaus ungewöhnlich - «Dexter» darüber hinaus sogar recht brutal. In Radiospots setzt der Sender daher den „Bundesmoralapostel“ ein, der beide Formate scheinbar verbieten will und dringend vom Einschalten abrät.
Eigentlich sind beide Formate recht unterschiedlich: Während sich «Dexter» um den Spurensicherer Dexter Morgan dreht, der nachts selbst Serienkiller ist, erzählt «Californication» die Geschichte von Hank Moody, einem Schriftsteller, der sich in einer Midlifecrisis befindet. Thematisch bedienen die Serien also vollkommen unterschiedliche Felder. „Die beiden Serien passen sehr gut zusammen: Beide Formate haben einen intelligenten, hintergründigen Humor. Sowohl bei «Californication» als auch bei «Dexter» sind die Protagonisten attraktive, aber gebrochene Menschen“, findet RTL II-Programmdirektor Axel Kühn. Schließlich seien beide durchaus provokant und würden somit eine ähnliche Zielgruppe ansprechen. „Und das sind nur einige wenige Gründe, warum der Flow passend ist“, so Kühn zu Quotenmeter.de.
Einig ist man sich, dass beide Serien überaus ungewöhnlich sind – möglicherweise sogar so ungewöhnlich, dass einige Zuschauer vor den Kopf gestoßen werden. Das widerrum passt nicht wirklich zum sonstigen Serienangebot von RTL II, das mit «Heroes» und «Law & Order: New York» vergleichsweise brav ist. Aber gerade weil ein Format wie «Dexter» so abgefahren sei, passe es so gut zum Sender, erklärt Kühn (Foto). „Unseres Wissens haben sich andere Sender nicht an die Serie getraut. Wir trauen uns, weil wir von der Qualität von «Dexter» überzeugt sind. Das ist sehr typisch für RTL II.“
Und damit fiel der Sender schon einmal auf die Nase. An der Qualität von «24» zweifelte niemand, die Quoten stimmten dennoch nie. Nach fünf Staffeln die beim Münchner Sender liefen, schlug man für die Seasons sechs und sieben nicht mehr zu – Jack Bauer ermittelt nun beim Mitbewerber ProSieben. Was die Quoten der beiden neuen US-Serien angeht, gibt sich Axel Kühn zurückhaltend. Auf den späten Sendeplatz angesprochen und danach, ob der 23.00 Uhr-Slot nicht ein erstes Misstrauensvotum sei, verwies Kühn auf den Jugendschutz. „Zuerst einmal sind wir glücklich, dass wir «Dexter» um 22:55 ungeschnitten ausstrahlen dürfen. Die Serie ist sehr spitz angelegt, daher würde sie es auf früheren Sendeplätzen eher schwer haben. Auf dem 22:55-Sendplatz sind wir vom Erfolg überzeugt.“
Letztlich sprechen beide Serien wohl vor allem jüngere Menschen und eher ein männliches Publikum an. Genauso, wie es RTL II künftig auch wünscht. Kühn: „Eine Serie passt in erster Linie dann zu uns, wenn sie objektiv gut ist. Darüber hinaus muss sie für eher männliche und jüngere Zielgruppen attraktiv sein. Eine reine Frauenserie würde es bei RTL II dagegen schwer haben.“ Für Frauen und Männer gleichermaßen geeignet ist sicherlich das Lead-In der beiden Formate – die zweite Staffel der Show «Die Wahrheit – Und nichts als die Wahrheit», die der Sender für den früheren Timeslot (läuft jetzt eine Stunde früher als zuvor, um 21.15 Uhr) – noch etwas aufgemotzt hat.
Dafür habe man das Studio nochmals komplett neu konzipiert. „Es ist erheblich größer und wirklich beeindruckend geworden. Die Fragen sind noch einmal deutlich pikanter und Christoph Bauer bezieht nun noch viel klarer eine Position“, verriet Kühn im Gespräch mit Quotenmeter.de. Zudem – und mehr wollte er nicht verraten – würden die Kandidaten dieser Staffel wesentlich mehr Geld nach Hause nehmen. Um Geld geht es natürlich auch bei RTL II – läuft der neue Montag gut, sprudeln auch die Werbeeinnahmen. Doch: Nur weil man außergewöhnliches und qualitativ hochwertiges zeigt, muss sich noch lange kein Erfolg einstellen. Am Dienstag ist man schlauer, ob sich die Bundesbürger den Ratschlägen des Bundesmoralapostels gebeugt haben.