Premiere-Krise: Klage gegen Ex-Vorstände?

Über Jahre hinweg hat der Bezahlsender geschönte Abozahlen veröffentlicht – und somit die Anleger getäuscht.

Der Skandal um die extrem geschönten Abozahlen des Bezahlsenders Premiere hat ernsthafte Konsequenzen: Die Aktie des Unternehmens brach am Freitag dramatisch ein (» Zum Artikel), Premiere-Finanz-Vorstand Alexander Teschner räumte vorsichtshalber schon am Donnerstag seinen Stuhl. Es stellt sich dabei nun aber eine wichtige Frage: Wer wusste alles von den geschönten Statistiken? Dass Teschner Bescheid wusste, scheint fast selbsterklärend. Ob Ex-Chef Michael Börnicke (Bild), der das Unternehmen vor einem Monat fast fluchtartig verließ, eingeweiht war, ist nicht klar.

Fakt ist: Mark Williams, damals noch im Aufsichtsrat, äußerte schon unter Börnicke Zweifel an den Zahlen und vermutete Karteileichen. Dass ein Drittel der Kunden allerdings solche Leichen sind, hätte wohl selbst er nicht gedacht. Ob auch Dr. Georg Kofler, der Premiere vor über einem Jahr verließ, Bescheid wusste, ist unklar. Fakt ist, dass dies nun auch ein persönliches Nachspiel haben wird.




Die Anwälte würden sich nun damit beschäftigen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Aufsichtsratschef Rainer Grosskopf soll seit längerem von den frisierten Zahlen gewusst und diese Praxis zudem noch geduldet haben. "Deshalb wird jetzt sein Rücktritt erwartet“, schreibt die „Euro am Sonntag“ in Berufung auf Unternehmenskreise. Juristische Probleme könnte es zudem wegen der langen Geheimhaltung dieser Information geben.

Es ist schwer davon auszugehen, dass Premiere nicht erst am Donnerstagabend um kurz nach 19.00 Uhr von diesen Zahlen erfahren hat. Da Premiere allerdings eine AG ist, ist die Kommunikationsabteilung verpflichtet, kurzrelevante Informationen sofort per ad hoc-Meldung zu veröffentlichen.
04.10.2008 10:57 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/30158