Die Kritiker: «Unser Mann im Süden»

Story
Heinrich Hammerstein hilft als Honorarkonsul auf Gran Canaria deutschen Urlaubern bei ihren größeren und kleineren Problemen. Eigentlich hatte er gedacht, auf seinem Boot im Yachthafen dabei eine ruhige Kugel schieben zu können. Doch alles kommt anders als geplant.

Seine Frau Karin hat sich und Heinrich eine Diät verordnet. Er findet das gar nicht komisch, vor allem, da gerade jetzt ihr gemeinsamer Freund Rolf Wiegand sein Gourmet-Restaurant eröffnen will. Dich als Heinrich und Karin zum Opening gehen, will Rolf sich gerade von den Klippen stürzen. Der Gerichtsvollzieher hat das Lokal wegen ausstehender Steuerzahlungen geschlossen.

Wiegand ist vom Verkäufer Otto Vogel hereingelegt worden, denn nach spanischem Recht übernimmt man beim Kauf auch die noch fälligen Steuerschulden. Vogel hat sich sofort nach der Geldübergabe aus dem Staub gemacht.

Heinrich will Vogel finden und den Steueranteil des Kaufpreises zurückholen, da Rolf ansonsten ruiniert ist. In dieser Situation passt es dem Konsul gar nicht, dass die hysterische Zahnarztgattin Monika Becker ihn bei der Suche nach ihrem verschwundenen Ehemann um Hilfe bittet. Das Blatt wendet sich, als Otto Vogels Leiche auf einer Yacht im Hafen gefunden wird. Laut Autopsie-Bericht ist er an einem Schlaganfall gestorben.

Darsteller
Fritz Wepper («Um Himmels Willen») ist Konsul Heinrich Hammerstein
Michaela May («Polizeiruf 110») ist Karin Hammerstein
Finja Martens («Free Rainer») ist Lilli Brenner
Juan Carlos Lopez («Fremder Bruder») ist Kommissar Diaz
Saskia Vester («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Monika Becker
Renate Schroeter («Der Landarzt») ist Agatha
Horst Sachtleben («Um Himmels Willen») ist Edgar
Clelia Sarto («Pizza und Marmelada») ist Carmen Vogel

Kritik
«Unser Mann im Süden» ist ein Favorit im Rennen um einen Platz in der Top Ten der schlechtesten deutschen Serien aller Zeiten. Plot und Konflikt, wenn man das überhaupt so nennen kann, sind hirnerweichend lahm und spannungslos. Es wird nicht einmal der Versuch unternommen, so etwas wie Tragik oder Dramatik ins Geschehen zu bringen. Stattdessen hat man die eindimensionale Abziehbild-Hauptfigur Heinrich Hammerstein entworfen, über die man nicht wirklich viel Nennenswertes erfährt und schon einmal gar nichts, was nicht für das Verständnis der Handlung notwendig ist. Hammerstein hat einen dramaturgischen Zweck und der heißt „Fälle lösen“. Was er für ein Mensch ist, was sich in seiner Vergangenheit abgespielt hat, schlichtweg alles, was dieser Figur auch nur einen Hauch von Tiefe geben könnte ist sekundär und wird nicht erläutert. Protagonisten wie diesen hat man schon tausendfach gesehen. Von „neu“ und „frisch“ ist man hier Lichtjahre entfernt.

Auch der uninteressante Mordfall kann nicht gefallen. Langweilig ziehen sich die Ermittlungen Hammersteins hin und die Auflösung ist so spannend und dramatisch wie eine Folge der «Teletubbies». Mit den Darstellern dieser Serie lassen sich durchaus auch Fritz Weppers Qualitäten als Schauspieler in «Unser Mann im Süden» vergleichen, wobei ihn nicht die Hauptschuld an diesem einfallslosen Desaster trifft. Schließlich ist die Rolle so unglaublich undifferenziert aufs Papier gerotzt worden, dass selbst der beste Schauspieler hier wenig ausrichten könnte.

Das „ernsthafte“ Geschehen soll durch witzige Situationen und Dialoge aufgelockert werden. Doch nichts davon zündet auch nur im Ansatz. Die komödiantischen Szenen entstehen nicht aus den Figuren heraus, sondern, im Gegenteil, schrammen vollkommen an ihnen vorbei. Bestes Beispiel dafür ist die Szene, in der sich Rolf von den Klippen stürzen will. Das Ganze ist weder tragisch noch lustig, sondern vielmehr kaum zu ertragen. Auch eine Referenz auf Weppers ehemalige Rolle als Laufbursche Harry Klein aus der Serie «Derrick» wird dem Zuschauer mit dem Holzhammer auf den Schädel gedonnert, sodass auch der letzte noch den Gag versteht.

Was nach einer Dreiviertelstunde dieses hirnrissigen Piloten bleibt ist der üble Nachgeschmack, wertvolle Zeit für «Unser Mann im Süden» geopfert zu haben, sowie ein Verständnis für den Frust vieler Zuschauer, für solch einen Schwachsinn auch noch Gebühren zu zahlen.

Das ZDF startet «Unser Mann im Süden» am Donnerstag, 9. Oktober 2008, um 20.15 Uhr.
07.10.2008 11:45 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/30208