Die Branche feiert sich selbst: Der Fernsehpreis

Am Samstag wird die Verleihung aufgezeichnet, das ZDF strahlt ihn am Sonntag zur besten Sendezeit aus.

Keine große Veranstaltungshalle, sondern ein Studio. Keine aufwändige Vorberichterstattung, sondern im Vorfeld eine Dokumentation über gefrorenes Wasser. Preisverleihungen in der Bundesrepublik Deutschland unterscheiden sich deutlich von amerikanischen Veranstaltungen. Die muss man akzeptieren, da die Branche schon seit Jahren daran festhält.

Zumindest gibt es seit zehn Jahren einen gemeinsamen Preis von ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Zuvor verliehen die Öffentlich-Rechtlichen den Telestar und RTL zeichnete Produktionen mit dem Goldenen Löwen aus. Alljährlich findet die wichtigste deutsche Veranstaltung des deutschen Fernsehens im Kölner Coloneum statt, vor zwei Jahren wurden sogar für die Vorberichte Menschen bezahlt, dass sie sich neben dem roten Teppich aufstellen und jubeln. Man wollte eben das amerikanische Gefühl über den Ozean bringen.

Während es in Deutschland nur 22 unterschiedliche Kategorien gibt, werden bei dem amerikanischen Pendant, den Emmys, rund 90 Statuen verliehen. Anders als in Deutschland werden dort beispielsweise die Personenkategorien in „Film/Mehrteiler“, „Drama-Serie“ und „Comedy-Serie“ unterteilt, während in der Bundesrepublik sämtliche Themen in einem Preis vereint werden.




Mit den wechselnden Kategorien machten sich die Verantwortlichen oftmals keine Freunde. So wurde im Jahr 2002 die Rubrik der besten täglichen Sendung eingeführt, in der «Richterin Barbara Salesch» und «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» abräumten. Dann folgte die Umbenennung zur „Besten täglichen Serie“, ehe das Genre verschwand. Im Herbst 2006 wurde die werktägliche ARD-Serie «Türkisch für Anfänger» in der Kategorie „Beste Serie“ ausgezeichnet. Ein anderer Vorfall ereignete sich mit «Raus aus den Schulden». Die Sendung mit Peter Zwegart wurde gleich zwei Mal im vergangenen Jahr nominiert, doch das Grundformat («Der große Finanz-Check», das beim WDR mit Michael Requard zu sehen war, blieb jahrelang außen vor.

In diesem Jahr hat RTL mit 20 Nominierungen die meisten Möglichkeiten, einen Preis zu gewinnen. Dahinter folgten ZDF (19 Stück) und ARD (18 Stück), Sat.1 ist sieben Mal nominiert, ProSieben erfreut sich über sechs Erwähnungen. Vor allem RTL hat gut lachen, denn bereits im Vorfeld gehört man zu den Gewinner: Die drei Fernsehfilme «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen», «Das jüngste Gericht» und «Terragona» sind vier Mal nominiert. Drei Erwähnungen gingen unter anderem an «Contergan» und die ZDF-Serie «KDD-Kriminaldauerdienst». Kurios: Insgesamt wurden nur 24 unterschiedliche Sendungen beachtet.

Am Samstagabend wird der wichtigste deutsche Fernsehpreis vergeben, die Fernsehzuschauer werden die Gewinner jedoch erst am Sonntag um 20.15 Uhr im ZDF serviert bekommen. Es ist schade, dass sich kein verantwortlicher Sender traut, die Gala live auszustrahlen. Denn aufwändige Shows wie «Wetten, dass…?», «Schlag den Raab» und «Deutschland sucht den Superstar» werden ohne Probleme live produziert, obwohl die Gefahr auf Skandale dort wesentlich höher ist.
11.10.2008 10:00 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/30295