Film der Woche: «About Schmidt»

Diese Woche stellt Quotenmeter.de-Redakteur Philipp Stendebach einen Film mit Jack Nicholson vor.

„Beeindruckende One Man Show von Jack Nicholson, der als unzufriedener Rentner sein Leben revuepassieren lässt und eine traurige Bilanz zieht.“ - Zu welchem Film mag dieses Zitat von www.moviemaze.de wohl gehören? Um die Antwort zu kennen, ist kein besonders ausgeprägtes Filmwissen von Nöten: Hier wird der Kultfilm «About Schmidt» aus dem Jahr 2002 beschrieben. Die Tragikomödie von US-Regisseur Alexander Payne basiert auf dem Roman «Schmidt» von Louis Begley und heimste fast ausschließlich positive Kritiken ein.

An Warren Schmidts letztem Tag an seinem Arbeitsplatz - einer Versicherung namens Woodmen of the World - beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Mit seiner Frau Helen, mit der er seit 42 Jahren verheiratet ist, kann er nun wesentlich mehr Zeit verbringen. So recht weiß er aber nichts mit der neugewonnenen Freizeit anfangen zu können. Also beginnt er im Stil einer Patenschaft, einem in Tansania lebenden Kind Briefe zu schreiben.

Als dann seine Frau wegen einem Blutgerinnsel unverhofft stirbt und er erfährt, dass sie früher eine Affäre mit seinem besten Freund hatte, hält ihn nichts mehr in Omaha. Er setzt sich ins Wohnmobil und besucht seine Tochter, die plant, den Wasserbettverkäufer Randall Hertzel zu heiraten. Diese Hochzeit versucht er mit allen Mitteln zu verhindern, was ihm allerdings nicht gelingt. Zurück in seinem Zuhause sinniert er weiter über seine Pensionierung und bricht über einem Bild, was ihm sein Patenkind aus Dankbarkeit geschenkt hat, in Tränen aus.




«About Schmidt» darf nicht als pure Komödie klassifiziert werden. In erster Linie versucht Regisseur und Drehbuchautor Alexander Payne, sich einem Milieu anzunähern, das durch Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung gezeichnet ist. In 125 Minuten gelingt es dem Filmemacher, Warren Schmidt erstklassig zu portraitieren (wozu Jack Nicholson in großem Maße beiträgt).

Der Film löste jedoch nicht nur Begeisterungsstürme aus. „Die Zeit“ ging zum Beispiel davon aus, dass «About Schmidt» eine interessante Studie über Alter, Einsamkeit, Wut und späte Reue hätte werden können. „Nicholson spielt Schmidt mit einem ironischen Blinzeln, das jedem erlaubt, sich diesem Ausbund an trister Mittelmäßigkeit fortwährend überlegen zu fühlen. Das ist der Grund für das Scheitern dieses Films. Doch noch die traurigsten Szenen verhunzt Nicholson durch plumpe Clownerie. Er hält es einfach nicht aus, Warren Schmidt zu sein. Er will ihn dauernd entlarven und vorführen, ganz so, als hätte ihn die Panik gepackt, wir könnten ihn am Ende tatsächlich mit seiner Figur identifizieren.“

Die Oberösterreichischen Nachrichten argumentierten dagegen: „Zum erstklassigen Drehbuch und der Regie Präzisionsarbeit Alexander Paynes kommt Spiel-Unterstützung der Extra-Klasse von Hope Davis, Kathy Bates und Dermot Mulroney.“ Kritiken hin oder her, finanziell lohnte sich der Film allemal. Während die Produktion 30 Millionen Euro an Kosten verschlang, lagen allein die US-Einnahmen bei über 65 Millionen Euro.

2003 wurde der Film bei den Oscars für den besten Hauptdarsteller (Jack Nicholson) und die beste Nebendarstellerin (Kathy Bates) nominiert, die Produktion ging jedoch leer aus. Bei den Golden Globes sahnte der Mime die Trophäe ab, die auch noch für das beste Filmdrehbuch an «About Schmidt» ging. 2004 erhielt Alexander Payne für seinen hochgelobten Film «Sideways» den begehrten Oscar für die beste Regie - auch hier verband er Tragik und Komik zu einem guten Gesamtkunstwerk. Mit 12 Nominierungen als bester Schauspieler bei den Oscars hält Jack Nicholson bis heute einen Rekord.

kabel eins strahlt «About Schmidt» am Dienstag, 21. Oktober 2008, um 20.15 Uhr aus.
19.10.2008 09:39 Uhr  •  Philipp Stendebach Kurz-URL: qmde.de/30466