«Plötzlich Papa» und «Dr. Molly» in bester Gesellschaft

Das Zittern und Warten bei Sat.1 ist vorbei: Mit großer Spannung hat die Chefetage des Senders den Start des neuen Serien-Donnerstags erwartet. Am Ende war alles wie immer: Die Sat.1-Serien «Plötzlich Papa» und «Dr. Molly» erfüllten die Erwartungen nicht.

Lange Gesichter bei Sat.1 – und vor allem bei Producers at work. Es scheint wie verhext: Erneut konnte das Team rund um Chef Christian Popp kein erfolgreiches Format auf den Markt werfen. Eines darf aber auch angemerkt werden: «Plötzlich Papa» und «Dr. Molly & Karl» (Foto) sind sicherlich nicht die besten Neustarts der vergangenen Monate, aber eben auch nicht die Schlechtesten. Seit 2007 ist eine ganze Reihe von Serien neu im Privatfernsehen gestartet – viele davon liegen inzwischen schon wieder auf dem TV-Friedhof. Man mag des kaum glauben, aber «Post Mortem» belegt in dieser Hitliste in der Tat Platz 1. Am Tag, als ein Orkan über Deutschland fegte, sahen 5,72 Millionen Menschen die Serie mit Hannes Jaenicke, sie holte im Schnitt etwas mehr als 22 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten.

Den zweiten Rang belegt das Sat.1-Format «Allein unter Bauern», welches in seiner Gesamtheit ebenfalls als Flop abgestempelt werden darf. Der Start verlief mit rund 4,3 Millionen Zuschauern ab drei Jahren aber richtig gut. In Doppelfolge gesendet kam die Premiere auf mehr als 14 Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten. Das zeigt, dass ein guter Start zwar schön und vor allem gut ist, aber noch lange keine Garantie dafür, dass eine ganze Staffel wirklich erfolgreich läuft. Auch «Unschuldig» startete gut, holte ähnliche Werte in der Zielgruppe wie «Allein unter Bauern», fiel dann aber schnell unter den Senderschnitt.

Betrachtet man nur die Zielgruppe, ging sogar die Silbermedaille an «Doctor’s Diary», das mit der Premiere mehr als 16 Prozent der 14- bis 49-Jährigen anlockte. Dafür kam das RTL-Format insgesamt weniger gut an – beim Publikum ab drei Jahren wurde eine Reichweite von knapp 2,8 Millionen Bundesbürgern gemessen. «R.I.S.» begann ebenfalls recht viel versprechend, kam bei Folge 1 auf 12,6 Prozent Marktanteil und etwas mehr als 3,2 Millionen Zuschauer. Das war’s dann aber auch schon mit erfolgreichen Premieren in den vergangenen Monaten.




Ein Beispiel für einen grandiosen Flop ist die RTL-Serie «Die Anwälte», die inzwischen in der ARD läuft. Nur 10,8 Prozent Marktanteil genierte das Drama mit Kai Wiesinger, RTL reagierte schnell und kickte die Serie nach nur einer Ausgabe aus dem Line-Up. Schwach startete auch «Dr. Psycho» bei ProSieben: Im Jahr 2007 holte der Auftakt nur rund neuneinhalb Prozent Marktanteil und lag somit klar unterhalb des ProSieben-Schnitts. ProSieben schoss in dieser Hitliste ohnehin den Vogel ab.

«Verrückt nach Clara» begann Anfang 2007 und sollte die neue deutsche Serie schlechthin werden. Doch schon die Premiere ging mit nur sechs Prozent Marktanteil bei den Werberelevanten ordentlich baden. Damals schalteten nur 1,14 Millionen Menschen ein. Mit 9,1 Prozent Marktanteil für «Plötzlich Papa» und 9,2 Prozent für «Dr. Molly & Karl» liegt man aber in der zweiten Tabellenhälfte der Neustarts. Eines dürfte Sat.1 trösten. Es hätte auch schlimmer – aber ebenso auch deutlich besser kommen können. Ohnehin: Eine gute Premiere sagt nicht wirklich etwas über den weiteren Verlauf aus. Auch eine verpatzte Premiere ist noch kein Grund zur Panik. Rein theoretisch kann es für «Plötzlich Papa» und «Dr. Molly & Karl» auch noch nach oben gehen. Klar ist aber auch, dass der Weg der beiden Serien sicherlich kein leichter wird.
24.10.2008 10:00 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/30562