Die Kritiker: «Der Hochzeitswalzer»

Story
Die anerkannte Pianistin Lotta Basalle ist schon seit geraumer Zeit mit dem ebenso populären Dirigenten Björn Larsson liiert. Nach einer Pause wegen eines Unfalls will sie nun in zwei Wochen ihr Comeback feiern. Doch aus unerfindlichen Gründen geht sie in der Musik nicht richtig auf: Ein triftiger Grund, eine Woche im Hotel Rheinblick zu verbringen, in dem sie schon öfters war. Dort trifft sie auf Sebastian Brandt, den Koch des Hotels, der nichts mit ihr zu tun haben will und sich einen Dreck um ihren Sonderstatus schert.

Sebastian trauert noch insgeheim seiner Verflossenen nach, die allerdings in nicht allzu ferner Zukunft ihren neuen Mann heiraten wird. Nach einer traumatischen Begegnung mit der Klavierspielerin im Auto sieht er die Dinge plötzlich aus einer ganz anderen Sicht. Nun versucht er sie davon zu überzeugen, dass ausgewogene Mahlzeiten sehr wichtig für die Qualität eines Tages sind. Dabei kommen sie sich psychisch und physisch immer näher, was Lottas Mutter Annabel gar nicht in den Kram passt. Ein minderwertiger Koch für ihre hochbegabte Tochter? Undenkbar. Ob Lotta und Sebastian die Hürden meistern und zueinander finden?

Darsteller
Chiara Schoras («Nichts als Gespenster») ist Lotta Basalle
Stephan Luca («Gefühlte XXS - Vollschrank und frisch verliebt») ist Sebastian Brandt
August Zwirner («Contergan») ist Björn Larsson
Eleonore Weisgerber («Von Müttern und Töchtern») ist Annabel Basalle
Paul Burian («Lamento») ist Bernd Brandt
Peter Lerchbaumer («Sommer») ist Portier Reinhardt
Oliver Brandl («Equilibrium») ist Hoteldirektor Huber
Johanna Milder ist Köchin Jette

Kritik
Im ARD-Pressetext ist die Rede von „einer romantischen Komödie über unverhofftes Glück und kulinarische Verlockungen“. Der Regisseurin Andrea Katzenberger, die zuletzt einige Folgen der Kinderkrimiserie «Die Pfefferkörner» inszenierte, und Marcus Hertneck, dem Drehbuchautor, gelingt es allerdings - und das mit gutem Willen - in einer einzigen Szene, den Zuschauer ansatzweise zu unterhalten. Und diese ist so nebensächlich, dass sie in den 90 Minuten völlig untergeht. Ansonsten ist «Der Hochzeitswalzer» ein schrecklich vorhersehbarer, uncharmanter und zum Teil schlecht gespielter Film, der getrost übersehen werden kann.

Die hochgeschätzte Pianistin kommt am Hotel an und sieht den wutentbrannten Koch Sebastian, der sie dumm anmacht. Um sich zu rechtfertigen, setzt sie sich bei ihm ins Auto, was schon einmal gut die Unausgegorenheit beziehungsweise Unplausibilität der Handlung demonstriert. Nach einem schlecht gespielten Wutausbruch ihrerseits ist er überzeugt von ihren Gedankengängen und faselt nervende Sprichwörter wie „Jeder Tag bietet Veränderungen“ und „Wenn das Konzert nicht gut tut, sollten sie es absagen.“ Der Mann, der an einer ‚Lappalie‘ wie der verlassenen Frau verzweifelt, gibt nun Lebenshilfe? Nein, Danke.

Doch es kommt noch schlimmer: Zu immer unerträglicher werdenden Statements wie „Meine Gerichte sind Botschaften“ oder „Man kann sich nicht vor dem Schicksal verschließen“ kommt pure Langeweile hinzu. Das ständige Hin und Her zwischen Essen und Klavierspielen biete nicht die geringste Unterhaltung. Unerklärlich ist auch, warum Chiara Schoras, die zuletzt in dem wunderbaren Episodenfilm «Nichts als Gespenster» Ensemblemitglied war, an dieser Produktion beteiligt ist. Es gibt einige Momente, in denen sie keineswegs überzeugt. Die pseudo-dramatische Hintergrundgeschichte war wohl ursprünglich dazu gedacht, dem Werk Tiefe zu verleihen, dieses Vorhaben geht allerdings geradewegs nach hinten los.

Die Tatsachen, dass Frau Basalle dann auf der Hochzeit seiner Ex auch noch den Brautstrauß fängt und sie dazu gedrängt werden, sich zu küssen, runden den lächerlichen Film sehr gut ab. Die Weichspül-Dramatik, gepaart mit unplausibler Handlung und fehlendem Witz, ist unter keinen Umständen zu empfehlen.

Die ARD zeigt «Der Hochzeitswalzer» am Freitag, den 31. Oktober 2008, um 20.15 Uhr.
29.10.2008 09:53 Uhr  •  Philipp Stendebach Kurz-URL: qmde.de/30662