Sonntagsfragen an Jürgen Hörner (Teil II)

Der ProSieben-Programmplaner Jürgen Hörner im Quotenmeter.de-Interview: Alles zu den ProSieben-US-Serien: Kehrt «One Tree Hill» ins Programm zurück? Wann gibt es neue Folgen von «Jericho»? Und: Wird ProSieben weitere Folgen von «Dr. Who» kaufen?

In Ihrem Archiv liegen einige US-Serien, deren Rückkehr erwartet wird. Wie sieht es mit «Jericho» aus?
Wir wollten «Jericho» in diesem Sommer zeigen, haben dann aber keinen Sendeplatz gefunden. Im Sommer 2009 zeigen wir alle Folgen – also die übrigen Folgen der ersten Staffel und die sieben Episoden der zweiten – in der Late Prime Time. «Jericho» hat ein ganz tolles Finale bekommen, das sicherlich auch unseren Zuschauern gefallen wird.

Was machen Sie mit Ihrem Sorgenkind «One Tree Hill»?
Das ist eine gute Frage. Sie wissen, dass uns die Serie wirklich gut gefällt. Dem Publikum gefällt sie offenbar nicht – auf keinem der Sendeplätze wurde sie bisher angenommen. Ich denke nicht, dass wir bei «One Tree Hill» noch einen weiteren Sendeplatz ausprobieren.

Was bedeuten würde, dass «One Tree Hill» nicht zurückkehrt?
Da ist nichts final entschieden, aber ich kann eine Rückkehr bei ProSieben nicht versprechen.

Die Sendeplätze waren aber durchaus unglücklich gewählt. Am Sonntagmorgen um zehn schläft die Zielgruppe gerne mal, unter der Woche um zehn ist sie bestenfalls in der Arbeit oder in der Schule und um sieben Uhr morgens gerade auf dem Weg dahin.
Den 7.00 Uhr-Sendeplatz wollen wir jetzt nicht so ernst nehmen, aber bei allen anderen muss ich widersprechen. Wenn ich mit «Schlag den Raab» am Sonntagvormittag 20 Prozent hole, dann kann ich das theoretisch mit «One Tree Hill» auch. Das Argument: ‚Die Zielgruppe hat geschlafen oder war nicht da’ zählt nicht. Wir wollten genau die Menschen erreichen, die wach sind – und das haben wir nicht geschafft. Wenn bei uns am Vormittag «Malcom Mittendrin» läuft, dann sind auch viele junge Zuschauer in der Schule und trotzdem fahren wir Topquoten ein. «One Tree Hill» ist eine sehr gut gemachte Soap – keine Frage. Wir waren uns aber nie sicher, ob sie bei uns ins Nachmittagsumfeld passt. Dort wollen die Zuschauer Sitcoms sehen – und daher wird es schwierig für das Format.

Wann starten Sie «Chuck», «Gossip Girl», «Reaper» und «Terminator: The Sarah Connor Chronicles»?
«Terminator» werden wir Anfang nächsten Jahres ausstrahlen.

Aber erst nach Ende der 6-Monats-Pay-TV-Sperre von Premiere.
Richtig. Wenn diese abgelaufen ist, wird es bei uns losgehen.

Und die anderen Formate?
Werden alle im Laufe des Jahres 2009 eingesetzt. Bei «Chuck» und «Reaper» wollen wir uns noch die neuen Folgen ansehen, um final zu entscheiden, ob die Programme in der Day- oder in der Prime Time gezeigt werden.

Sie haben sich die neue US-Serie «Fringe» gesichert. Wäre eine Ausstrahlung von «Fringe» bereits im Frühjahr denkbar? Oder scheitert dies daran, dass ein Pay-TV-Sender ebenfalls die Rechte an der Serie erworben hat?
Wir besitzen alle Rechte an «Fringe», eine Pay-TV-Sperre wird es daher nicht geben. «Fringe» ist das Format, das mir in diesem Jahr bei den L.A. Screenings am Besten gefallen hat. So wie es aussieht, stehen uns die Episoden recht früh zur Verfügung, theoretisch könnte es im Frühjahr losgehen - eine Finale Entscheidung über die Ausstrahlung ist aber noch nicht gefallen.

Sat.1 hat sich den erfolgreichsten Neustart, «The Mentalist», gesichert. Sind Sie da traurig?
«Fringe» und «The Mentalist» laufen direkt gegeneinander. In der Zielgruppe ist «Fringe» beliebter, insgesamt hat «The Mentalist» die Nase vorn. Die Serie ist sehr stark, aber wenn wir ehrlich sind, passt sie besser zum Sat.1-Programm als zu ProSieben.

Welche neuen US-Formate gefallen Ihnen noch? Wo schlagen sie zu?
«90210» ist sehr interessant, die Serie hat die ProSieben Sat.1 Media AG bereits gekauft - auf welchem Sender sie laufen wird, ist jedoch noch nicht entschieden. Gut gefallen hat mir auch die erste halbe Stunde von «Worst Week», das war ein echtes Gag-Feuerwerk. Auch die zweite halbe Stunde war recht lustig.

Das lief in Deutschland schon unter dem Titel «Hilfe Hochzeit» - als Adaption eines britischen Formats…
Richtig. Außerdem war ich angetan von «Harper’s Island» - der Pilot war wirklich gut, mal sehen, wie die weiteren Folgen werden. Das startet in den USA erst zur Midseason, das heißt, darauf müssen wir alle noch ein wenig warten.

Schwache Quoten fuhr die britische Serie «Dr. Who» ein – Sie hatten zunächst nur die ersten beiden Staffeln gekauft. Erwerben Sie weitere?
Herr Weis, wir hatten darüber schon einmal gesprochen und Sie wissen, dass wir alle die Serie wirklich lieben. Wir sind große Fans von «Dr. Who». Aber beim deutschen Publikum kam das Format einfach nicht gut an, deshalb können wir keine weiteren Staffeln kaufen. Für alle Freunde von britischen Serien verweise ich aber gerne auf «Primeval». Vielleicht entschließt sich nun ein anderer Sender, weitere Folgen von «Dr. Who» zu kaufen?

Sie haben «Dirty Sexy Money» erworben…
…nein, haben wir nicht. Das ist ein hartnäckiges Gerücht. ProSiebenSat.1 hat keine Rechte an «Dirty Sexy Money».

Mittlerweile ist mit dem Start vom FOX Channel und ab Januar TNT Serie der Pay-TV-Markt wieder in Schwung gekommen. Was halten Sie von dieser Entwicklung? Wie wirkt sich das auf ProSieben auf?
Unser Konzern macht selbst sehr erfolgreich Pay-TV und VoD-Angebote. Grundsätzlich ist das Pay-TV eine sehr gute Ergänzung zum Free-TV, weil es eine Heimat für Serien bietet, die beim breiten Publikum keinen Anklang finden. Es gibt zahlreiche Formate, die nun bei FOX laufen – oder früher bei Premiere liefen – die eben nur eine spezielle Zielgruppe ansprechen und somit für einen Free-TV-Sender keine Option wären.

Mit «Primeval» koproduzieren Sie bereits eine Serie. Beim vergangenen Gespräch sagten Sie, dass Sie immer interessante Angebote für Koproduktionen auf dem Tisch haben. Gibt es im Moment ein Projekt, das Sie mit besonderem Interesse verfolgen?
Im Serienbereich stecken wir in der Entwicklungsphase – da ist nichts spruchreif. Allerdings werden wir zwei Event-Movies – unter anderem «Impact» koproduzieren. Sehr interessant finde ich im Übrigen die Neuigkeit, dass es eine US-Version von «Primeval» geben soll.

Nach dem Flop von «Unschuldig»: Verabschiedet sich ProSieben von der deutschen Serie?
Von «Unschuldig» drehen wir gerade zwei 90-Minüter, die 2009 zu sehen sein werden. Ansonsten hören wir natürlich nie auf, gute Stoffe und Konzepte zu prüfen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Hörner.