Die Kritiker: «Dr. House: Im Kopf von House» (4x15)

Story
Er ist respektlos, sarkastisch mürrisch und zynisch. Seiner Ansicht nach lügt jeder Mensch, Patientenkontakt wird weitestgehend vermieden. Aber er kann es sich leisten, denn Dr. House ist ein unglaublich guter Diagnostiker. Die komplizierten Fälle und seltensten Krankheiten landen immer bei ihm und seinem Team, das er persönlich zusammengestellt hat.

Nachdem Houses Bus verunglückt ist, findet er sich in einem Strip-Club wieder und kann sich an die letzten vier Stunden nicht mehr erinnern. Er weiß nur noch, dass einer der Verunglückten sterben wird.

Darsteller
Hugh Laurie («Dr. Slippery») ist Dr. Gregory House
Lisa Edelstein («Felicity») ist Dr. Lisa Cuddy
Robert Sean Leonard («Chelsea Hotel») ist Dr. James Wilson
Omar Epps («Emergency Room») ist Dr. Eric Foreman
Jennifer Morrison («Mr. & Mrs. Smith») ist Dr. Allison Cameron
Jesse Spencer («Uptown GIrls») ist Dr. Robert Chase

Kritik
Zum Finale der vierten Staffel fährt «House» mit dem ersten Teil einer Doppelfolge große Geschütze auf und liefert mit “Im Kopf von House” wahrscheinlich die beste Folge der Seriengeschichte. Nicht umsonst wurde sie mit Emmys überschüttet.

Geschickt schafft man hier den Spagat zwischen emotionalem Drama, spannendem Plot und großartiger schwarzer Komik. Trotz des nichtlinearen Erzählstils kann man mühelos dem Geschehen folgen. Besonders hervorragend umgesetzt sind die vielen Flashbacks, die in einer noiren, surrealen Atmosphäre spielen und filmästhetisch ein wenig an die Traumsequenzen von Ingmar Bergmans Meisterwerk «Wilde Erdbeeren» erinnern. Die Aussage (Allein die Tatsache, dass man sich im amerikanischen Fernsehen noch traut, Filme und Serienfolgen mit einer Message zu machen, ist schon eine Erwähnung wert) ist unmissverständlich klar.

Endlich einmal kommen wir in den “Kopf von House” und erfahren aus erster Hand wie dieser äußerst schrullige und dabei überaus geniale Arzt denkt. In gewisser Weise ist die Folge eine einzige psychologische Abhandlung, dabei aber keineswegs trocken und keine Sekunde lang langweilig. Der Cliffhanger am Ende der Folge ist fantastisch aufgebaut und die Spannung bis zur nächsten Woche, in der die endgültig letzte Episode der Staffel in Deutschland über den Äther läuft, ist wohl nur schwer ohne Recherchieren im Internet auszuhalten.

House ist eine Figur, die man wohl so nur im amerikanischen Fernsehen zu sehen bekommt. Er ist ein Anti-Held, der an Figuren der Filme der guten, alten Noir-Epoche des Hollywood-Kinos der fünfziger Jahre erinnert. Dabei trägt er, wenn auch nur unterschwellig, sympathische Züge und, ja, sogar eine Identifikation des Zuschauers mit ihm ist nicht ausgeschlossen; vorausgesetzt, man verfügt über die persönliche Größe, sich gewisse, nun ja, “Charaktermakel” einzugestehen. Wundervoll wird diese Figur von dem phänomenalen Hugh Laurie in Szene gesetzt. Auch die Nebencharaktere haben Tiefe und handeln stets nachvollziehbar.

Die Dialoge sind bissig und trotz der durchgehenden Dramatik gelingt es den Autoren immer wieder, die Situation durch herrlich bissige Schlagabtausche aufzulockern (“Mit wem reden Sie?” - “Mit meinem Dickdarm”). House ist schließlich einer der größten Zyniker der Fernsehgeschichte (zumindest der FOX-Fernsehgeschichte) und sein Humor macht auch vor dem Leiden seiner Patienten keinen Halt. Damit muss man als Zuschauer natürlich umgehen können, doch diese Kick-Ass-Elemente zeigen, wie vielschichtig die Figuren doch sind.

Alles in Allem ist “Im Kopf von House” daher wohl eine der besten Serienfolgen, die man je im Fernsehen gesehen hat. Wer nicht einschaltet, ist selber schuld. Volle Punktzahl für dieses Meisterwerk!

RTL strahlt «Dr. House» am Dienstag, 02. Dezember 2008, um 21.15 Uhr aus.
29.11.2008 08:51 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/31255