Nach fast zwölf Jahren muss sich Moderatorin Tita von Hardenberg in der Nacht zum Freitag verabschieden. Finanzielle Probleme des RBB sorgten für die Einstellung von «Polylux».
Einen reichlich unprominenten Sendeplatz hat sich das Erste für die definitiv letzte Ausgabe seines Zeitgeist-Magazins ausgesucht: In der Nacht von Donnerstag auf Freitag um 00:15 Uhr wird Tita von Hardenberg noch einmal die Zuschauer zu
«Polylux» begrüßen, danach ist Schluss nach mehr als elf Jahren.
„Für uns und für viele Zuschauer geht mit «Polylux» eine Ära zu Ende“, sagt Hardenberg, die zugleich auch Produzentin der Sendung ist. „Wir sind traurig, dass es nun vorbei ist. Aber auch stolz, dass wir mit einem so unkonventionellen Format so lange on Air waren.“ Verhindern lässt sich das Aus nicht mehr, doch die meist schwachen Quoten des Magazins sind nicht Schuld am Ende. Viel mehr gehört die Einstellung von «Polylux» zu den Sparmaßnahmen des verantwortlichen RBB.
Der Ost-Sender muss in der Gebührenperiode von 2009 bis 2012 ein Gebührenminus von 54 Millionen Euro ausgleichen muss – und will daher öffentlichkeits-wirksam sein wohl prominentestes Aushängeschuld streichen. „Wir haben wegen der Gebührenausfälle in den kommenden Jahren leider schmerzliche Einschnitte im Programm vornehmen müssen. Wir wollen und müssen auch künftig sparsam wirtschaften“, so RBB-Intendantin Dagmar Reim zu den Sparplänen, von denen übrigens auch Radio Multikulti betroffen ist. Auch hier gehen zum Jahresende die Lichter aus.
Harte Zeiten kommen derweil auf das Team von «Polylux» zu, das zusammenbleiben möchte und an „neuen intelligenten Unterhaltungsformaten für ein jüngeres Publikum“ arbeitet, wie zu hören ist. Möglicherweise könnte im Herbst kommenden Jahres sogar ein neues Format bei einem öffentlich-rechtlichen Sender folgen, doch hier ist noch nichts entschieden. In der letzten Ausgabe von «Polylux» wird nun nun aber erst mal gefeiert. Unter dem Motto „Wie hat «Polylux» mein Leben verändert?“ kommentieren prominente Zuschauer Ausschnitte aus fast zwölf Jahren, darunter Politikerin Renate Künast, Entertainerin Desirée Nick und Schauspieler Clemens Schick – sie kommen im Stil einer „Rating Show“ zu Wort.
Über den Sinn des Lebens nach «Polylux» diskutieren die Parodisten der Künstlergruppe „Spinwebtv“. Außerdem präsentiert die Sendung bahnbrechende Trends, von denen die Welt in Zukunft nichts mehr erfahren wird. Auf der Internetseite Polylog.tv können die Zuschauerinnen und Zuschauer noch bis zum 18. Dezember für ihren Lieblingsbeitrag votieren. Er wird in der letzten Sendung noch einmal gezeigt.
Die Spaßmaßnahmen wollen die Verantwortlichen des RBB unterdessen nicht davon abhalten, „mit Kreativität und Kompetenz weiterhin ein attraktives Fernseh- und Radioangebot für die Gebührenzahler in Berlin und Brandenburg zu machen“, wie Intendantin Reim betont. Darüber, wie ernst es der RBB wirklich mit seinen Spaßmaßnahmen meint, kann allerdings nur spekuliert werden. Wenige Stunden bevor sich «Polylux» für immer von seinem Publikum verabschiedet, zeigt der RBB Live-Fußball in seinem Programm. Geld für Rechte am Uefa-Cup scheint also trotz wirtschaftlicher Misere noch genügend Mittel bereitzustehen.