Serienlexikon: «Die Sopranos»

Das Pay-TV-Unternehmen HBO ließ insgesamt sechs Staffeln der Mafiaserie «Die Sopranos» produzieren. Die Quoten waren in den USA sehr gut.

Am 10. Januar 1999 schickte der amerikanische Bezahlfernsehsender HBO zum ersten Mal seine Serie «The Sopranos» auf Quotenfang. Zu dieser Zeit war noch nicht abzusehen, wie erfolgreich die Serie werden würde. Innerhalb von wenigen Monaten wurde die Mafiaserie aus der Hand von David Chase zu einem Erfolg, die weiteren Staffeln am Sonntagabend sahen bis zu zehn Millionen Fernsehzuschauer. So machte die Pay-TV-Serie den frei empfangbaren Programmen ernsthafte Konkurrenz, auch aber bei den Downloadportalen war das Format sehr erfolgreich.

In der Bundesrepublik Deutschland versuchte sich zunächst das ZDF am späten Samstagabend an der Serie, danach verschob man «Die Sopranos» in die Nacht. Nach drei Staffeln gab man auf, allerdings entdeckte Premiere die Fernsehserie und setzte fortan an das etwas andere Format. Ende 2005 probierte auch kabel eins sein Glück an der TV-Serie, jedoch war das Interesse am Freitagabend um 23.15 Uhr erschreckend gering, weshalb die zweite Staffel in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu sehen war. Neben den Premiere-Einschaltquoten waren auch DVD-Verkäufe ein absoluter Renner, denn «Die Sopranos» erschienen sogar vor der Premiere-Ausstrahlung auf der digitalen Scheibe – eine Einstellung der DVD-Veröffentlichung wie bei anderen Formaten stand nie zur Debatte.



Die TV-Serie «The Sopranos» dreht sich um einen italienischen Mafiaclan im Herzen von New Jersey. Im Mittelpunkt steht Anthony „Tony“ Soprano, der anfangs noch die zweite Geige ist, aber sich schließlich gegen seinen Onkel durchsetzen kann. Tony hat ein Problem: Er bekommt seit Kurzem Panikattacken und muss deshalb eine Therapeutin aufsuchen. Mit der neuen Situation kommt Tony zunächst nicht zurecht, er hat Angst, dadurch seine Stellung innerhalb der Familie zu verlieren. Aber auch die eigene Familie bereitet Anthony Soprano Kopfzerbrechen. Seine Tochter wird von Jahr zu Jahr schwieriger, sein Sohn kommt ganz nach ihm und seine Frau überlegt sich ernsthaft eine Trennung.

Die Charaktere
Neben Tony Soprano (Bild) kann die Fernsehserie noch viele andere Figuren vorweisen. An der Seite des Mafiabosses steht Carmela Soprano, ihr Mädchenname lautet DeAngelis. Die Hausfrau weiß zwar, dass ihr Mann in illegale Tätigkeiten verstrickt ist, doch dieser erzählt ihr keine Einzelheiten, um sie vor der Polizei zu schützen. Zusammen mit Tony hat sie zwei Kinder namens Meadow und Anthony Jr.

Dr. Jennifer Melfi ist die Psychiaterin von Tony und hat mit dieser Situation ernsthafte Probleme. Zum einen möchte sie ihrem Patienten helfen, zum anderen weiß sie genau, dass Tony ein skrupelloser Boss einer Mafiafamilie ist. Deshalb packt sie Tony besonders vorsichtig an, doch das Verhältnis lockert sich innerhalb der sechs Staffeln – was unteranderem an der erotischen Anziehungskraft zwischen Melfi und Tony liegt.

Einen überaus vielschichten Charakter besitzt Meadow Soprano: Während sie in der Highschool-Zeit noch die schlimme Göre war, entwickelt sie sich auf dem College zu einer intelligenten jungen Frau. Sie zieht nach New York und hat mit der Familie zeitweise nur noch sehr wenig Kontakt, Probleme bereiten ihr der Beruf von Tony und die Reaktion ihrer Mutter auf das Mafialeben.

Anthony „A.J“ Soprano Jr. kommt ganz nach seinem Vater. Er schreibt zwar keine guten Noten in der Schule, aber die Familie hat ihn dennoch sehr gerne. Seine Mutter möchte ihn zu einem wohlerzogenen jungen Mann aufziehen, Tony dagegen will aus A.J. einen richtigen Mann machen. Ganz nach seinem Vater rutscht Anthony zeitweise in die kriminelle Welt ab, aber vor allem in der letzten Staffel wandelt er sich um 180 Grad.

Tony Soprano musste ohne seinen Vater Johnny aufwachsen, allerdings half ihm sein Bruder Corrado „Uncle Junior“ ordentlich unter die Arme. Uncle Junior gehört zur Mafiafamilie vom alten Schlag und kann mit diesen neuen Zeiten gar nichts mehr anfangen. Als er wegen organisierten Verbrechens angeklagt wird, übernimmt Tony die Leitung.



Eine richtige Giftschlange ist Livia Soprano, die ihres Zeichens Anthony Sopranos Mutter ist. Die herrschsüchtige alte Dame ist unter anderem ein Grund für Tonys Panikattacken. Die Besuche von Tony Familie bei Livia finden allerdings immer wieder statt – denn im Kern möchte Tony seiner Mutter gefallen und versucht immer sie zufrieden zu stellen. Eine weitere Schlange ist Janice Soprano – Tonys Schwester. Auf der einen Seite gibt sie sich sehr spirituell, ist aber sehr habgierig und egomanisch veranlagt. Nachdem sie in der Serie zunächst nur im Hintergrund agierte, wird sie immer präsenter.

Darüberhinaus gehören Silvio Manfred Dante (Consigliere), Peter Paul Gualtieri (Capo) und Christopher Moltisanti (Bild, Tonys Neffe) in den engeren Kreis der Familie. Noch weitere unzählige Charaktere wurden in den 86 produzierten Episoden eingeführt. Einige sind schneller verschwunden, andere überlebten eine lange Zeit. «Die Sopranos» wurde gerade deshalb ein amerikanischer Fernsehhit, weil die Macher für die Entwicklung der neuen Episoden viel Zeit ließen. So mussten die US-Zuschauer knapp zwei Jahre lang auf die sechste Staffel warten, die Wartezeit zwischen Season vier und fünf betrug 15 Monate. Auch bei der Folgenlänge ließ die Fernsehstation HBO seinen Autoren freie Hand, denn so schwankt die Dauer von 40 bis 80 Minuten.

Das Finale von «The Sopranos» war in den USA ein echtes Highlight, denn seither konnte HBO keine Reichweiten auf ähnlichem Niveau mehr einfahren. Die neuen Fernsehserien wie «True Blood» oder «In Treatment» kamen nicht an das große Statussymbol heran. Einzig und allein die letzten Sekunden der Serie wurden lautstark kritisiert, da der Erfinder David Chase ein sehr offenes – aber überraschendes – Ende schrieb.
03.01.2009 09:11 Uhr  •  Fabian Riedner  •  Quelle: HBO, Wikipedia, WBITV Kurz-URL: qmde.de/32317