Die Kritiker: «Der Landarzt» (18x01)

Story
Dumm gelaufen: Zuerst leitet ihn sein Navigationsgerät wegen Stau von der Autobahn herunter, dann bremst ein unbeleuchteter Ackerpflug den Hamburger Arzt Dr. Jan Bergmann auf dem Weg in sein neues Leben unerwartet aus. Eigentlich sollte er im dänischen Århus eine Stelle als Oberarzt antreten, jetzt steht er mitten in der Nacht mit Sack und Pack in der schleswig-holsteinischen Einöde auf der Straße, sein Pferd Paul im Anhänger und keinen Netzempfang auf dem Handy.

Kurzentschlossen schnappt er sich sein Pferd, lässt den beschädigten Wagen zurück und schlägt den Weg in das nächste Dorf ein: Deekelsen, zwei Kilometer, steht auf dem Schild, und Jan fragt sich ernsthaft, wo er hier gelandet ist. Dabei war die Entscheidung, sein altes Leben hinter sich zu lassen, schon schwer genug: Noch am Morgen des selben Tages hatte er seinem Vater, Professor Heinrich Bergmann, dem renommierten Leiter einer Hamburger Privatklinik, seine Kündigung auf den Schreibtisch geworfen, denn der ständig schwelende Konflikt zwischen Vater und Sohn bricht nach dem Verlust einer Patientin in einem offenen Streit aus.

Darsteller
Wayne Carpendale («Sturm der Liebe») ist Dr. Jan Bergmann
Caroline Scholze («SOKO Leipzig») ist Maren Jantzen
Heinz Reincke («Oben ohne») ist Eckholm
Erika Skrotzki («Die Schule am See») ist Doris Jantzen
Gunter Schoß («Tierärztin Dr. Mertens») ist Prof. Dr. Heinrich Bergmann
Maximilian Werner («Die unlösbaren Fälle des Herrn Sand») ist Florian Jantzen
Gerhard Olschewski («Hallo Robbie!») ist Hinnerksen

Kritik
Die neue Ausgabe des «Landarztes», nun mit Wayne Carpendale in der Hauptrolle, ist ein vollkommenes Desaster und man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, zu beschreiben, was hier alles schief gelaufen ist.

Dr. Jan Bergmann will ein Maverick sein und sich gegen die Zustände in dem Hamburger Krankenhaus, das sein Vater betreibt und in dem er zu Beginn arbeitet, auflehnen. Doch als das nicht so einfach wird, wie er sich das ausgedacht hat, zieht er sofort nach der ersten Auseinandersetzung mit seinem Vater den Schwanz ein und sucht sich einen neuen Job. So viel zum Thema Durchsetzungsfähigkeit und Handlungsbereitschaft der Hauptfigur. Hinzu kommt noch, dass Wayne Carpendale keinerlei schauspielerisches Talent hat.

Ein Handlungsstrang, der sich durch die Folge zieht, ist kaum zu erkennen und die Ereignisse entstehen nicht aus dem Plot heraus oder durch die Figuren, sondern durch eine Verkettung von Zufällen. Zufällig schafft es Bergmann, auf dem Weg nach Dänemark sein Auto zu demolieren und landet so in dem Kuhkaff Deekelsen, zufällig sucht man da gerade einen neuen Arzt und zufällig gibt es dort sehr viele Einwohner, deren langweilige, melodramatische Geschichten aus Sicht der Autoren unbedingt erzählt werden müssen. Von ausgeklügeltem Storytelling und Glaubwürdigkeit ist weit und breit nicht die Spur.

Auch der Rest des Schauspielerensembles kann nicht überzeugen. Die einzige Ausnahme bildet hier wohl Franziska Troegner, die aber in «Charlie und die Schokoladenfabrik» um einiges besser aufgehoben war als in diesem abstoßenden Kitschschinken. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die 223. Folge des «Landarzt» eine schlecht geschriebene und produzierte Sendung ist. Und das ist noch beschönigend formuliert, denn Elke Heidenreich hätte hier bestimmt noch einen ganz anderen Ton angeschlagen. Während die französischen öffentlich-rechtlichen Sender es seit Jahren irgendwie schaffen, einen grandiosen Fernsehfilm nach dem anderen rauszuhauen, hätte das ZDF die Gelder auch anders verwenden können.

Das ZDF zeigt «Der Landarzt» mit der Episode "Alles auf Anfang" am Freitag, 09. Januar 2009, um 19.25 Uhr.
06.01.2009 09:20 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/32367