Die Kritiker: «Der Staatsanwalt: Das kleinere Übel»

Story:
Ausgerechnet als sein Sohn Thomas und dessen schwangere Freundin Kerstin vorm Traualtar stehen, wird Staatsanwalt Bernd Reuther zu einem gefährlichen Einsatz gerufen. Ein Mann ist gewaltsam ins Gebäude der Staatsanwaltschaft eingedrungen, hat Reuthers Mitarbeiterin Susanne Selbach als Geisel genommen und besteht darauf, von Angesicht zu Angesicht mit dem Staatsanwalt zu sprechen. Als der Gewalttäter droht, Susanne Selbach zu erschießen, begibt sich Bernd Reuther mutig in die Höhle des Löwen, um das Leben der jungen Kollegin zu retten.

Er erkennt in dem Geiselnehmer den Bankräuber Ralf Bredendiek, bei dessen Prozess er die Anklage geführt hatte. Bredendiek, der sich im Gefängnis mit dem HIV-Virus infiziert hat und weiß, dass er bald sterben wird, ist gekommen, um Reuther mit in den Tod zu nehmen. Als Bernd ihn beschwichtigen will, lässt sich der Geiselnehmer über Ermittlungsfehler der Justiz aus und gesteht großspurig einen weiteren Überfall - für den jedoch ein anderer verurteilt worden sei.

Als Bredendiek die Waffe auf Reuther richtet, rettet der Schuss eines SEK-Beamten das Leben des Staatsanwalts. Der Geiselnehmer stirbt.

Darsteller:
Rainer Hunold («Ein Fall für Zwei») ist Bernd Reuther
Marcus Mittermeier («Samt & Seide») ist Thomas Reuther
Fiona Coors («4 gegen Z») ist Kerstin Klar
Max Tidorf («Körner und Köter») ist Friedrich Adrian
Radost Bokel («Parkhotel Stern») ist Susanne Selbach

Kritik:
Wenn „der Staatsanwalt“ auftritt, dann weht immer auch ein Hauch von «Ein Fall für zwei» aus den 90ern mit. Rainer Hunold ist die Rolle wie auf den Leib geschrieben, das merkt der Zuschauer und genau das macht das Format so stark. Anfangs zeigte das ZDF von der Serie jeweils 90-Minüter, inzwischen dauern die Episoden nur noch 60 Minuten, was der Qualität aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Die Geschichten sind ähnlich aufwendig konstruiert wie bei einem 90-Minüter, werden aber in knapp 60 Minuten erzählt.

So auch beim Auftakt der ersten Episode: Schon die ersten 15 Minuten sind derart spannungsgeladen und dicht gestrickt, wie es in manchem ZDF-Krimi in einer ganzen Stunde nicht vorkommt. Danach bekommt der Zuschauer zunächst etwas Zeit zum Durchschnaufen, was aber eine vollkommen richtige Entscheidung der Macher. Gleich vier Stränge werden in den folgenden 45 Minuten behandelt – einer ergibt sich aus der Geiselnahme im Gerichtsgebäude, einer aus der Hochzeitsfeier des jungen Kommissars Reuther, ein weiterer ist ein normaler Fall, den Kerstin Klar bearbeitet.

Telenovela-Fans werden in der zweiten Hälfte übrigens ganz genau hinsehen: Lars Löllmann, der in «Anna und die Liebe» zum Hauptcast gehört, spielt eine kleine Nebenrolle in der Auftaktepisode der ZDF-Krimiserie. Schauspielerisch überzeugen alle Darsteller, auch an der Umsetzung des Drehbuchs durch Peter Fratzscher ist nichts auszusetzen.

Die Fälle an sich sind spannend und schlüssig, auch wenn die Auflösung des normalen Mordfalls etwas zu wünschen übrig lässt, weil sie mit dem Überraschungsfaktor der sonstigen Geschichten einfach nicht mithalten kann. Geschrieben wurde das Buch unter anderem von Leo P. Ard, der in früheren Zeiten hauptverantwortlich für die RTL-Serie «Balko» war. Humor spielt aber auch bei dieser Episode von «Der Staatsanwalt» keine sonderlich große Rolle.

Das ZDF zeigt die erste von vier neuen Folgen am Freitag, 09. Januar 2009, um 20.15 Uhr.
06.01.2009 11:55 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/32381