TCA Press Winter Tour: Was CBS, ABC und NBC vorhaben

Die TCA Press Winter Tour ist vorüber: Quotenmeter.de fasst zusammen, was die Entscheider von ABC, CBS und NBC gesagt haben.

Bei CBS konzentriert man sich derweil auf die Umsetzung des «NCIS»-Spin-Offs – das teilte die Entertainment-Präsidentin des Marktführers beim Gesamtpublikum CBS, Nina Tassler, den Presseleuten mit. „Es passiert wirklich. Uns wurde bereits ein kleiner Einblick auf die geplante Sendung gewährt. Die Castings und Dreharbeiten sind bereits im vollem Gange.“

Genau wie «NCIS» in «JAG» wird auch das Spin-Off in einer Episode des Originals vorgestellt, um zu sehen, ob die Newcomer-Produktion auch tatsächlich beim US-Publikum ankommt. Auch hier gilt: Bei ansehnlichen Reichweiten folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Serienbestellung. Weiterhin liebäugelt CBS mit einer Variety-Show, die von niemand geringerem als Musiker John Mayer moderiert werden soll. Das Network hofft natürlich nach einem erfolgreichen Piloten das Projekt in Serie schicken oder in Form von mehrmaligen Specials ausstrahlen zu können.

In Bezug auf das enorme Vertrauen des Senders NBC in die neue Jay Leno-Talkshow hatte Tassler ebenfalls eine Meinung. „Unsere erste Reaktion auf das Vorhaben unseres Mitstreiters war ihnen recht herzlich zu danken. Bestimmt war das die richtige Entscheidung für deren Station, aber das sollte nicht heißen, das aktuelle TV-System funktioniere nicht – zumindest für uns … wir prüften nochmal alles sorgfältig und fragten uns, warum sollte der Entwicklungsfehler eines anderen Networks unsere Programmierungsstrategie denn nicht zu Gute kommen?“



Bei den Fans der beiden neuen Formate «Worst Week» und «Eleventh Hour» (Foto) stieg Panik auf, als diese erfuhren ihre Lieblinge würden um einige Folgen gekürzt werden. Tassler gab jedoch auf der TCA 2009 Entwarnung und versicherte, man wolle nur Platz für «Rules of Engagement» und «Harper’s Island» schaffen. Beide Sendungen haben somit nach wie vor noch eine Chance auf eine zweite Runde. Viele Medieninsider behaupten, dass Free-TV Sender nicht länger ihr Publikum steigern können, Comedies aussterben würden, neue Programmierungsstrategien belanglos seien und CBS definitiv zu viele Crime-Dramen besäße.

„Sechs unserer Produktionen haben sich im Vergleich zum Vorjahr auf ihrem angestammten Sendeplatz verbessert. Ich glaube, man kann uns sowohl Crime Broadcasting System als auch Comedy Broadcasting System nennen“, so Tassler gegenüber den Behauptungen der Branchenkenner. Nach dem Überraschungserfolg des kanadisch/amerikanischen Formats «Flashpoint» möchte Tassler immer häufiger mit ausländischen Broadcastern zusammenarbeiten.

Am Mittwoch, den 14. Januar 2009 war schließlich NBC auf der TCA Winter-Press Tour vertreten und die neue Primetime-Unterhaltungschefin Angela Bromstad bestätigte die Verlängerungen von «The Biggest Loser», «The Office» und «30 Rock», die sich auf deren Ausstrahlungsplätzen ganz solide schlagen. Das Schicksal der quotenschwachen Dramedy «Lipstick Jungle» hängt jedoch noch weiter in der Schwebe - genauso wie das der beiden Neulinge «Knight Rider» und «Kath & Kim». Während das Remake des 1980er-Kults am Mittwoch, den 11. März 2009 um 20:00 Uhr von der neuen Kochshow «The Chopping Block» ersetzt wird, übernimmt die neue unbenannte Amy Poehler-Sitcom am Donnerstag, den 9. April 2009 den Timeslot der australischen Adaption.

Erst gaben die NBC-Verantwortlichen eine komplette erste Staffel von «Kath & Kim» in Auftrag. Doch wie an die Öffentlichkeit sickerte, wurde die Produktion um fünf Geschichten auf insgesamt 17 Episoden – wie bei «Knight Rider», gekürzt. Die exakten Worte von Bromstad auf die Zukunft der beiden Programme waren „entweder sie dürfen im kommenden Herbst zurückkehren oder auch nicht.“

Nachdem man die Premiere des biblischen Newcomer-Dramas «Kings» auf Donnerstag, den 9. April 2009 um 22:00 Uhr angesetzt hatte, macht NBC nun eine Rolle rückwärts und vergibt diesen Timeslot an die John Wells-Polizei-Serie «Southland». «Kings» startet demzufolge schon am Sonntag, den 15. März 2009 um 20:00 Uhr. „Wir fieberten den beiden Formaten so sehr entgegen, dass wir diese uns und dem US-Publikum nicht bis zum Herbst 2009 vorenthalten wollten“, sagte Bromstad über die beiden Neulinge.

Unter anderem teilte die Unterhaltungspräsidentin den Journalisten und Kolumnisten mit, die Entwicklung neuer Programme habe nicht unter der neuen werktäglichen Jay Leno-Talkshow um 22:00 Uhr zu leiden. Zurzeit sei die Station auf der Suche nach sechs neuen Dramen und vier neuen Sitcoms für die neue TV-Season 2009/2010. Ein Plätzchen für die langerwartete Action-Sendung «The Philanthropist» hat NBC noch nicht konkret gefunden. Mit einer Erstausstrahlung der Show ist möglicherweise erst im Frühjahr 2009 zu rechnen.

„Die Schwierigkeit für uns ist es sowohl eine gute Qualität als auch ansehnliche Einschaltquoten zu erreichen. Diese beiden Ziele streben wir an. Aber wir werden keine Produktionen ersetzen, die bei den Fans beliebt sind und einen guten Inhaltswert vorweisen können, nur um ein neues Projekt auf Sendung zu schicken“, teilte Bromstad gegenüber den Medienvertretern mit. Die Zukunft des Superhelden-Dramas «Heroes» scheint inzwischen „gesichert“ zu sein, trotz rapiden Quotenrückgangs. „Eine weitere «Heroes»-Edition ist schon so gut wie bestellt. Wir pflegen ein sehr gutes Verhältnis zu Ideengeber Tim Kring.“

Auch die Diskussion über ein potenzielles Spin-Off zu «The Office» scheint noch nicht vom Tisch zu sein, wie der ausführende Produzent und Autor Greg Daniels verlauten ließ. „Zu diesem Zeitpunkt kann ich noch nicht über das Thema nachdenken, aber wir sprechen mit Menschen, die dem Original sehr nahe stehen, über eine gute Idee. Auch mit Drehbuchautor Stephen Merchant stehe ich bereits im Kontakt … Es ist möglich, dass ein Teil der «The Office»-Crew das Projekt auch ohne mich produzieren kann.“

Zu guter Letzt stand der ABC-Entertainment-Präsident Steve McPherson der Presse Rede und Antwort und kündigte an, der Alphabetsender würde auch im neuen Fernsehjahr auf riskante Planspiele und eine widerstandsfähige Entwicklungsphase setzen. Im Augenblick hält der Broadcaster Ausschau nach zehn neuen Comedy- und Dramaprojekten für den kommenden Herbst. „Wir möchten nicht nur unseren Serieninventar vergrößern, sondern auch den Erfolg, den wir derweil erzielen, ausbauen. Diese neue Richtung soll keine Komplettveränderung darstellen, so dass wir den CBS-Shows ähneln“, so McPherson.

Kritik übte McPherson auch an der Einschaltquotenmessung durch Nielsen Media Research aus. „Wir sprechen hier von einer ganz neuen Welt. Es ist nicht so als würden die Menschen vor einem einzigen Fernseher zu Hause sitzen. Wir müssen so viel wie möglich von dem gemessenen Publikum abbekommen. Einfach alles, egal ob in Hotels oder Bars. Damit meine ich: Es wird zwar tonnenweise ferngesehen, aber in der Quotenmessung nicht berücksichtigt.“

Von der NBC-Entscheidung werktäglich auf die neue Jay Leno-Talkshow zu setzen, war McPherson sichtlich angetan. „Wir denken, dass dieses Vorhaben strandnahe Immobilien zu wenigen Bewerbern erschließt. Für die CBS-Unterhaltungschefin Nina Tassler und mich wird es sehr interessant zu beobachten sein, wie Jay Leno sich auf dem 22:00 Uhr-Slot schlägt. Vielleicht kommen uns dadurch einige Zuschauer zu Gute.“

Weiterhin teilte McPherson den Medienleuten mit, wie sehr er die beiden Mittwochabend-Formate «Pushing Daisies» und «Dirty Sexy Money» mag. Zwar haben die Produzenten genau das eingehalten, was sie versprochen hatten, aber leider reichten die Einschaltquoten für eine Verlängerung nicht ganz aus. Aus Budgetgründen können nicht einmal zufriedenstellende Serienabschlüsse für die Fans beider Sendungen abgedreht werden.

Die Übernahme des FOX-Veteranen «King of the Hill» verneinte McPherson ganz klar. Ein Plätzchen für die neue animierte Mike Hurwitz-Comedy «The Goode Family» hat ABC ebenfalls noch nicht gefunden. Womöglich ist mit der Erstausstrahlung der Produktion im späten Mai 2009 zu rechnen. Über das Abschneiden der ehemaligen NBC-Krankenhaus-Sitcom «Scrubs» (Foto) ist McPherson auch einigermaßen glücklich. „In der ersten Woche lief das Format ohne ernsthafte Konkurrenz im Gegenprogramm und eine Woche später musste man es mit dem größten Mitstreiter («American Idol») überhaupt aufnehmen“, sagte McPherson gegenüber der Presse.

Wie es letztlich mit unseren Serienlieblingen im neuen Fernsehjahr weiter geht – ob Verlängerung oder Einstellung bzw. Absetzung, entscheidet sich spätestens erst bei den Upfronts im Mai 2009.
23.01.2009 13:10 Uhr  •  Rainer Idesheim Kurz-URL: qmde.de/32717