Die Kritiker: «37° Grad: Drei Krankenschwestern für Schweden»

Inhalt
Eigentlich war es Lisas Traumberuf: Krankenschwester. Doch die Jahre als "Mädchen für alles" mit Überstunden und ständigen Wochenendeinsätzen haben sie zermürbt. Auch weil die Belastungen auf Kosten der Patienten gehen:"Ich muss dann überlegen, dusche ich den Patienten heute oder erst wieder in einer Woche", sagt die 24-jährige Lisa. Manchmal ist sie so müde und erschöpft, dass sie Angst hat, Medikamente zu verwechseln. Um an ihrem Beruf nicht zu zerbrechen, sieht Lisa nur den einen radikalen Ausweg: Deutschland verlassen! Eine Stelle am bekannten Karolinska-Krankenhaus in Stockholm hat sie bereits angenommen.

Auch Jessica, 29, zieht die Notbremse und verlässt Deutschland. Drei Patienten auf der Intensivstation gleichzeitig zu pflegen - das ist einfach zu viel. In Schweden wird sie, gemeinsam mit einer Hilfsschwester, für nur einen Patienten verantwortlich sein. Sie wird endlich Kranke so pflegen können, wie sie es in ihrer Ausbildung in Deutschland gelernt hat. Jessica freut sich auf die regelmäßigen Arbeitszeiten und eine bessere Bezahlung. Sorgen bereiten der Krankenschwester nur ihre mäßigen Schwedisch-Kenntnisse.

Mit 51 kündigt Marion ihre leitende Stelle als Krankenschwester. Von den täglichen Überstunden einschließlich Wochenenden, hat sie endgültig genug. Vor allem wollte sie als Vorgesetzte die immer schlechteren Arbeitsbedingungen gegenüber ihren Kolleginnen nicht mehr verantworten. Wie sollte sie erklären, dass Krankenschwestern jetzt auch noch zusätzlich putzen sollen, wo ihnen nicht einmal genügend Zeit für ihre Mittagspause bleibt? Marion ist bereit für die neue Herausforderung in Schweden, auch wenn sie dort als Anästhesie-Schwester wieder unten anfangen muss.

Kritik
Das Produktionsstudio attention!films setzte die Dokumentation für die Reihe «37° Grad» um. Der halbstündige Film von Julia Kaulbars und Martin Uhrmeister kann allerdings nicht überzeugen, denn im Vordergrund stehen drei Frauen, die mit der Arbeit als Krankenschwester in Deutschland unzufrieden sind. Da der reine Umzug in ein neues Land nicht viel hergibt, ist genau das passiert, was die Befürchtung eines jedes Filmemachers ist: Das fertige Produkt ist langweilig. Alle wesentlichen Fakten werden drei Mal erläutert, keine der Krankenschwestern erzählt etwas Neues.

Ohnehin wird nur mit den Aussagen der drei Protagonisten gearbeitet, es fehlt der Außeneinfluss. Wie stehen die Schweden zu den Deutschen, die nun in der Karolinska-Klinik arbeiten? Liefern sie eine gute Arbeit ab oder ist es mit ihnen wesentlich schwieriger? Stattdessen erfährt man nur, dass die Arbeit sehr viel ruhiger ist. Allerdings nicht nur von Lisa, sondern auch von Jessica und Marion. Mehrfach wird vor allem bei Marion erzählt, dass sie früher in einer leitenden Stellung gearbeitet hat und nun wieder von ganz vorne anfangen muss.

Die Dokumentation zeigt insgesamt fünf Situationen, bei denen die drei Krankenschwestern begleitet wurden: Zunächst der Aufbruch aus Deutschland, dann die Ankunft in Schweden. Darüberhinaus sind die Damen zunächst enttäuscht, fangen aber ganz optimistisch in ihrem neuen Job das Arbeiten an. Schlussendlich besucht das Filmteam sie drei Monate später noch einmal. Lisa, Jessica und Marion fühlen sich sichtlich wohl, haben aber große Schwierigkeiten, neue Freunde kennen zu lernen. Die Beschränkung auf eine Person und eine bessere Ausarbeitung (Interview mit Schweden, Einbindung von Fakten) hätte der Doku sehr gut getan.

Das ZDF strahlt «37° Grad: Drei Krankenschwestern für Schweden» am Dienstag, dem 3. Februar 2009, um 22.15 Uhr aus.
02.02.2009 12:04 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/32904