Stimmungsbild: US-Fans mit Staffel 7 von «24» zufrieden?

Nach langer Auszeit ist «24» im Januar mit einer neuen Staffel auf den Bildschirm zurückgekehrt – Gelingt dem zuletzt heftig kritisierten Echtzeit-Thriller ein Comeback?

Mehr als anderthalb Jahre sind vergangen seit dem Ende der letzten Staffel von «24» - eine ungewöhnlich lange Pause, die zum einen dem Autorenstreik geschuldet war und zum anderen der Entscheidung, am althergebrachten Ausstrahlungsrhythmus festzuhalten.

Nicht wenige werden diese Auszeit begrüßt haben. Markiert die sechste Staffel doch für viele Zuschauer einen Tiefpunkt der Serie – zu schwerwiegend die logischen Brüche, zu wenig abwechslungsreich die Handlung und, nicht zuletzt, zu fragwürdig die Ermittlungsmethoden von Superagent Jack Bauer. Sogar das US-Militär meldete sich besorgt zu Wort über den routinemäßigen Einsatz von Folter in der Serie.

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Kritik und - wohl der ausschlaggebende Punkt - sinkenden Einschaltquoten nahm man sich für die nun angelaufene siebte Staffel eine ganze Reihe von Veränderungen vor. Lange wurde an den Drehbüchern gefeilt, mitten in der Produktion vollzog man noch einmal eine Kehrtwende. Nun liegt das Ergebnis vor.

Jack Bauers einstige Arbeitsstätte, die fiktive Terrorbekämpfungsbehörde CTU, gehört nun der Vergangenheit an, ebenso der Schauplatz Los Angeles. Hauptkulisse ist nun Washington DC und das FBI. Dem neuen Umfeld entsprechend führt „Tag 7“ eine ganze Reihe neuer Figuren ein. Janeane Garofalo (u.a. «The Larry Sanders Show»), Annie Wersching, Jeffrey Nordling und Rhys Coiro («Entourage») stehen Kiefer Sutherland in der neuen Staffel als FBI-Kollegen zur Seite. Ein neues Staatsoberhaupt ist ebenfalls zur Stelle, zeitgemäß in Gestalt einer Frau (Cherry Jones). Mit Carlos Bernard als Tony Almeida kehrt aber auch ein bekanntes Gesicht zur Serie zurück.



Der Kulissenwechsel bringt auch eine tonale Veränderung mit sich. Zumindest zu Beginn gibt «24» sich geläutert, lässt Jack Bauer sogar vor Gericht treten, um Stellung zu beziehen zu den fragwürdigen Methoden der CTU. Der Zweck heiligt vielleicht doch nicht alle Mittel, soweit das Zugeständnis an die Kritiker.

Wie kommt das „neue“ «24» nun bei den Zuschauern an? Oder auch: „Kann Jack Bauer bestehen im Zeitalter von Obama?“ („The New York Times“). Der Blick auf die Einschaltquoten lässt zunächst ein vorsichtiges Ja zu. 12,5 Millionen Zuschauer haben den traditionell zweistündigen Auftakt am 11. Januar verfolgt. Damit knüpft „Tag 7“ an die mäßigen Werte der sechsten Staffel und des einleitenden TV-Films im vergangenen Herbst an. Immerhin konnten die nachfolgenden Episoden das Niveau der Premiere halten.

Kritiker äußern sich überwiegend wohlwollend über die Rückkehr von Jack Bauer. So stellt Brian Lowry („Variety“) eine deutliche Steigerung gegenüber „Tag 6“ fest: «24» scheint wieder im Sattel zu sein“. Robert Bianco („USA Today“) weiß die Neuerungen zu schätzen, freut sich aber in erster Linie über Kiefer Sutherland: „Wenn «24» einmal vom Wege abkam, war es Sutherland, der Jack im grünen Bereich gehalten hat. Nun da die Serie ihre Form wiedergefunden hat, ist er unschlagbar.“

Tim Goodman („San Francisco Chronicle“) ist dagegen von der neuen Staffel wenig beeindruckt: „Nachdem ich die ersten vier Episoden gesehen habe, wird deutlich, dass sich trotz des bekannten Adrenalinrausches und einer kurzzeitigen Dämpfung des Lächerlichen nicht viel bei «24» geändert hat.“ Alan Sepinwall („Newark Star-Ledger“) ist ebenfalls im kritischen Lager zu finden: „Die neue Staffel hat ihre Momente, hauptsächlich wenn es um die Rückkehr von Jacks altem CTU-Kollegen Tony Almeida (Carlos Bernard) geht, der nun die Seite gewechselt zu haben scheint. Aber alle Versuche von Jack und den Autoren, jede vergangene Entscheidung zu rechtfertigen, bringt die Action zum Stillstand.“

Die Fanbasis ist mit „Tag 7“ und den vorgenommenen Änderungen im Großen und Ganzen zufrieden. „Ich bin wieder süchtig“, heißt es etwa auf www.watching24.com. „Die neuen Folgen haben uns all das gegeben, wonach wir geschrien haben.“ Im gut besuchten offiziellen Forum zur Serie auf www.fox.com herrscht ebenfalls gute Stimmung. „Season 7 rocks“ heißt es dort in vielfältigen Ausführungen. Zwar vermissen einige Fans die vertraute Kulisse der CTU. Insgesamt kommen die Neuerungen aber gut an. Vor allem Renee Walker (Annie Wersching) als tougher weiblicher Gegenpol zu Jack Bauer begeistert. Deutlich schwerer hat es da Janeane Garofalo. Bereits das Casting der als „liberal“ bekannten Schauspielerin hatte für Irritation gesorgt bei der tendenziell konservativen Fangemeinde. Als Computerexpertin und Chloe-Nachfolgerin Janis Gold stößt sie bisher auf wenig Gegenliebe. Das Comeback von Fanliebling Tony Almeida wird dagegen mit dem erwartungsgemäßen Jubel quittiert. Für Stirnrunzeln sorgt lediglich die wenig schlüssige Begründung für seine „Auferstehung“.

Auch im Quotenmeter.de-Forum ist die Stimmung gut angesichts der neuen Staffel. „Klasse Einstieg in eine hoffentlich spannende Season“, findet etwa Tangaträger. „Jack ist wieder da“, stellt Jack B. zufrieden fest. „Die sechste Staffel ist vergessen und nach diesen 2 Folgen habe ich keinen Zweifel daran, dass das eine der allerbesten Seasons von «24» wird.“
Khamelion ist ähnlicher Meinung:“ Die 7. Staffel gefällt mir bei weitem besser als die 6. Vieles ist unerwartet und völlig neu. Man weiß gar nicht, was als nächstes passiert und das ist das Schöne daran.“ Eisregen2 freut sich besonders über die Rückehr von Tony Almeida:“Der hat mir echt die letzten Staffeln gefehlt (…) Jack und er sind schon ein tolles Gespann.“
11.02.2009 09:30 Uhr  •  Manuel Niemeyer Kurz-URL: qmde.de/33086