«Klinik am Alex» konnte nie erfolgreich sein

Fabian Riedner über das Ende einer Serie, die bereits zum Scheitern verurteilt war.

Bei Sat.1 wurden in den vergangenen Jahren viele Fehler begangen – angefangen beim krampfhaften Versuch, eine zweite Telenovela am Vorabend zu etablieren bis hin zur Verlängerung von «Verliebt in Berlin». Danach gab es fast ausschließlich eine Richtung: Bergab. Zwar gab es auch positive Ausnahmen, wie etwa die Etablierung des Krimi-Sonntags, den Erwerb von – teuren - Fußball-Rechten, oder auch die Produktion der tollen, wenn auch wenig erfolgreichen Serie «Deadline».

Größtes Problem: Immer wieder stand sich der Sender selbst im Weg, denn es fehlte jahrelang an innovativen Ideen und vor allem an der perfekten Umsetzung. Denn: RTL und ProSieben strahlen die besten amerikanischen Fernsehserien in der Primetime aus, mäßige oder gar schlechte deutsche fiktionale Eigenproduktionen haben keine Chance, es auf den Sender zu schaffen. Auch die Ausrede, die deutsche Fiction sei in einer Krise, kann nicht pauschal unterschrieben werden: Die eigenproduzierten Spielfilme in Sat.1 laufen zeitweise sehr ordentlich, wenngleich man sich hier auf inhaltlicher Ebene durchaus des Öfteren deutliche Verbesserungen wünscht, und auch RTL-Serien wie «Doctor’s Diary» oder «Alarm für Cobra 11» konnten zuletzt steigende Einschaltquoten vorweisen.



Doch zurück zu Sat.1: Im Januar sollte nun also «Klinik am Alex» den Sat.1-Donnerstag auf Vordermann bringen. Dass dieses Unterfangen von Anfang an gescheitert war, wollte allerdings keiner der Beteiligten zugeben. Nach den für das etwas älterere Publikum konzipierten Serien-Flops «Plötzlich Papa» und «Dr. Molly & Karl» nun also eine frische Medical-Serie, die auf „jung“ getrimmt ist. Dass die allerdings genau die jungen Zuschauer ansprechen sollte, die zur gleichen Zeit in Scharen bei den Topmodels zusahen, tat am Ende sein Übriges zum Flop hinzu. Schlecht gewählt war daher nicht zuletzt der Sendeplatz – doch die Verantwortlichen müssen sich durchaus auch die Frage gefallen lassen, warum eine Serie produziert wird, die vom Zielpublikum so gar nicht in das Programmumfeld passen möchte.

Die Hoffnungen der deutschen Serienproduzenten liegen auf den Schultern des neuen Sat.1-Geschäftsführer Guido Bolten, der die Fehler seiner Vorgänger Matthias Alberti und Roger Schawinski so schnell wie möglich ausbügeln muss. Sat.1 darf nicht mehr die gleiche Party feiern wie RTL, sondern muss ein alternatives Programm herstellen. Der Sender sollte sich auf seine Stärken konzentrieren und mehr Experimente wagen – aber bitte nicht mit einer 27-teiligen Mediziner-Serie, die noch nicht einmal das Zielpublikum des Senders bedient. Besonders bitter wirken die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit, wenn man bedenkt, dass Sat.1 einst mit der innovativen «Schillerstraße» am Donnerstagabend den Markt beherrschte.

Im Nachhinein ist man zwar immer schlauer, aber bei den vielen Sat.1-Flops der letzten Monate und Jahre sollten wohl künftig nur noch Miniserien mit maximal sechs Folgen und einem abschließenden Ende in Auftrag gegeben werden. Das Vertrauen der Zuschauer in den Sender fehlt jedenfalls schon lange. Und ob es überhaupt noch zurückgewonnen werden kann, scheint derzeit mehr als fraglich.
25.02.2009 11:55 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/33340