Lieber Roland Koch, ...

ein Jahr lang waren Sie ganz ruhig. Es war das Jahr, in dem Sie eigentlich schon längst abgeschrieben waren, Sie nur noch für das hessische Protokoll zuständig waren. Als im Januar vergangenen Jahres niemand mehr so recht an Sie glauben wollte, blieben Sie sitzen. Sie saßen ein Jahr und Sie saßen die Wahl-Pleite Ihrer Partei aus. Mit Erfolg: Weil die anderen sich zerfleischten, erhielten Sie eine neue Chance – und sitzen nun erneut. Diesmal jedoch fest im Sattel.

Sie sitzen allerdings auch im Verwaltungsrat des ZDF, wo Sie unter anderem darüber entscheiden können, wer Chefredakteur beim ZDF war, ist und sein wird. Mit parteipolitischen Spielchen hat das natürlich nichts zu tun, wenn Sie sich offen gegen eine Vertragsverlängerung von Nikolaus Brender aussprechen, der für fünf weitere Jahre im Amt bleiben soll. Dass er eher der linken Seite zugeschrieben wird, ist da wahrscheinlich völliger Zufall.



Dass Brender auch in Zukunft im Amt ist, kann mittlerweile fast ausgeschlossen werden, denn Sie stehen mit Ihrer Meinung im Verwaltungsrat keinesfalls alleine. Da hilft es auch nicht, dass mit Kurt Beck an der Spitze ein Roter sitzt, der vom ZDF auch noch einen Teil seiner Geburtstagsparty bezahlt bekam. Sicher ist eigentlich nur eins: Politiker haben in solchen Räten nichts zu suchen. Sie sollten nicht darüber entscheiden, wer welche Funktionen in unseren öffentlich-rechtlichen Sendern ausübt.

Wovor haben Sie also Angst, Herr Koch? Vor unangenehmen Fragen? Davor, dass die hessische Spenden-Affäre noch einmal auf den Tisch kommt? Was auch immer hinter den Kulissen geschehen sein mag: Lassen Sie den Intendanten entscheiden, wer unter ihm arbeitet. Oder möchten Sie, dass im Gegenzug Horst Lichter Ihr Bildungsministerium leitet. Ich hoffe es nicht. Zu viel Koch verdirbt nämlich den Brei.

Herzlichst
Ihr Alexander Krei
07.03.2009 00:00 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/33561