Pro & Contra: Soll Nikolaus Brender ZDF-Chefredakteur bleiben?

Hessens Ministerpräsident fordert die Ablösung von Brender als Chefredakteur, ZDF-Journalisten würden gerne weiter unter ihm arbeiten. Quotenmeter.de diskutiert dieses Thema.

Pro von Alexander Krei:
Nikolaus Brender sollte auch in den kommenden Jahren Chefredakteur beim ZDF bleiben – alleine schon um ein Zeichen gegen die Übermacht der Politik in Personal-Entscheidung des öffentlich-rechtlichen Senders zu setzen, was objektiv betrachtet allerdings nicht sehr wahrscheinlich zu sein scheint.

Sicher, man kann argumentieren wie Hessens Ministerpräsident Roland Koch und auf das Diktat der Quote verweisen. Sicher: Brenders Ziel, mehr jüngere Zuschauer für die Nachrichten zu erreichen, ging in den vergangenen Jahren deutlich schief – und auch sonst mussten «heute» & Co. teils deutliche Verluste hinnehmen. Doch die ZDF-Nachrichten stehen damit keinesfalls alleine da. In Zeiten, in denen Informationen immer stärker über das Internet aufgesogen werden, ist das eigentlich kaum verwunderlich.

Doch warum ausschließlich mit der Quote argumentieren? Unter Brender gewann etwa das «heute-journal» deutlich an Ansahen – Claus Kleber und Marietta Slomka sei Dank. Es ist das wohl beste Nachrichtenmagazin im deutschen Fernsehen. Wer das nicht sieht, hat von gut gemachten Nachrichten wahrscheinlich einfach keine Ahnung.

Die Frage, die man sich im Zuge eines möglichen Wechsels in der Chefredaktion stellen musst, ist allerdings noch eine ganz andere: Würde ein Neuer denn alles ganz anders machen als Brender, der nicht zuletzt deswegen so viel Widerstand erfährt, weil er einfach deutlich unbequemer sein kann als so manch anderer. Letztlich wären es wahrscheinlich nur Feinjustierungen, die ein Nachfolger tätigen könnte.

Die Weichen für die Zukunft scheinen ohnehin erst einmal gestellt: Der Bau eines neuen Nachrichtenkomplexes auf dem Lerchenberg macht durchaus Hoffnung für neuen Schwung – auch aus Sicht der Quoten. Doch ob die Herren Politiker, die am Ende über die Personalie Brender zu entscheiden haben, überhaupt zu überzeugen sind, ist fraglich. Brender ist für viele von ihnen eben ein Stör-Faktor. Doch gerade deshalb sollte er im Amt bleiben.



Contra von Manuel Weis
Eine Personaldiskussion in der Öffentlichkeit zu führen, ist sicherlich nie wirklich geschickt. Dennoch muss sich ein Journalist in Führungsposition – und das ist ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender – Kritik gefallen lassen. Da ist es egal, von wem sie kommt – sie muss nur begründet sein. Hessens Ministerpräsident Roland Koch argumentiert zwar vermutlich nur gegen Brender, weil dieser eher dem roten Lager zugeordnet wird, das macht seine Kritikpunkte aber nicht richtiger und falscher.

Fakt ist: Das ZDF hat nach wie vor große Probleme mit seinen Nachrichtensendungen, die Jahr für Jahr an Zuspruch verlieren. Dass man 2008 sogar von «RTL Aktuell» überholt wurde, kann nicht im Sinne des Erfinders sein. Und Brender kann noch so sehr mit hohem Polit- und Kulturanteil argumentieren, seine Sendung befindet sich de facto auf dem absteigenden Ast. Da muss man noch nicht einmal vom jungen Publikum sprechen, sogar die Älteren verlassen die «heute»-Sendungen.

Viel deutlicher ist das Bild beim jungen Publikum. Bei denen hat es ein öffentlich-rechtlicher Sender natürlich nicht leicht, aber dennoch ist es die Aufgabe des ZDF – und somit auch der Job von Nikolaus Brender – auch die Menschen unter 50 Jahren zu einem gewissen Prozentsatz zu informieren. Dass die Hauptnachrichtensendung «heute» von der 10-Prozent-Marke bei den Marktanteilen soweit entfernt ist wie München von Berlin, kann nicht gut geheißen werden.

Doch Brender lässt Lösungsansätze für dieses Problem vermissen. Ohne Frage: Er steht hier vor einem schwer zu lösenden Problem, dennoch sollte man zumindest irgendetwas tun und nicht einfach nur zusehen, wie die Sendungen noch weiter an Akzeptanz verlieren. Und genau deshalb wäre frischer Wind in der Chefredaktion sicherlich nicht verkehrt. Und nichts anderes hat auch Roland Koch behauptet – wenn man von dem Hintergedanken der politischen Farbenspiele mal absieht.
17.03.2009 09:55 Uhr  •  Alexander Krei und Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/33754