Die Kritiker: «Stralsund: Mörderische Verfolgung»

Story
Hauptkommissarin Susanne Winkler erhält einen Anruf auf ihrem Handy. Seltsam aufgeregt und ohne weitere Erklärungen verlässt sie das Präsidium. Nach einer Fahrt durch die Stadt lässt sie ihren Wagen stehen und geht auf ein Bürogebäude zu. Sie betritt das leere Foyer einer Versicherung und verharrt dort einen Moment. Sie scheint auf jemanden zu warten. Doch niemand kommt.

Dann entschließt sie sich in den Bürobereich zu gehen. Auch hier ist alles leer. Sie wirkt besorgt und will zu ihrem Handy greifen, als sie plötzlich eine Pistole im Nacken spürt. Eine vermummte Person zwingt sie, die Hände auf den Rücken zu legen. Mit Kabelbindern werden ihre Hände gefesselt. Anschließend wird sie in das angrenzende Großraumbüro gezerrt und an einem Schreibtischstuhl gefesselt. Dort liegen etwa fünf Mitarbeiter geknebelt und gefesselt.

Susanne Winkler schaut sich um. Es scheint sich um nur einen maskierten Geiselnehmer zu handeln. Die Nerven des Mannes sind zum Zerreißen gespannt. Es ist gespenstisch. Die Telefone auf den Bürotischen klingeln und verstummen. Die gefesselten Angestellten schauen sich ängstlich an. Keiner weiß, was los ist.

Darsteller
Katharina Wackernagel («Bloch») ist Nina Petersen
Janek Rieke («Mord ist mein Geschäft, Liebling») ist Stefan Prinz
Kirsten Block («Der Vorleser») ist Susanne Winkler
Bernadette Heerwagen («Die Hochzeit meines Vaters») ist Lisa Becker
Alexander Scheer («Der Heckenschütze») ist Wolf Broder
Harald Schrott («Pretty Mama») ist Micha Broder
Thomas Wüpper («Der Untergang der Pamir») ist Norbert Rahn

Kritik
«Stralsund: Mörderische Verfolgung» wirkt wie der lapidare Versuch des deutschen Fernsehens, «Bonnie und Clyde» mit einer Priese «Hundstage» nachzuspielen. Dabei hat man wohl vergessen, dass es dazu einzigartige Regisseure wie Arthur Penn und Sydney Pollack braucht, damit das ganze Unterfangen nicht zur Lachnummer wird. Und so ist auch der vorliegende Fernsehfilm alles andere als gelungen.

Schon die Dramaturgie macht einen recht heruntergekommenen Eindruck, wandert die Geschichte doch spätestens nach Ende der Geiselnahme vollkommen ziellos und wirr umher. Es gibt kein klares Thema, das hier bearbeitet wird und alles wiederholt sich dutzendfach. Ständig sieht man, wie sich die Geiselnehmer um die Forderungen zanken und wie die Polizisten, die allesamt ein wenig schwer von Begriff geraten sind, mittels modernster Technik das Gebäude abhören. Doch das alles führt zu nichts und nahezu jeder Wendepunkt und Plot-Point entsteht durch einen Zufall. Und schon hat man es geschafft, dass von Glaubwürdigkeit nicht mehr die Spur ist. Ebenso platt wie die Handlung sind die Figuren, die allesamt zu grässlich eindimensionalen Archetypen verkommen sind. Sie haben keinerlei interessante Eigenschaften an sich, die über ihre absolute dramaturgische Notwendigkeit hinausgehen, und von einem gewissen Grad an Individualität lässt sich nur träumen.

Wird man nach Ansehen des Films gefragt, worum es denn nun eigentlich konkret ging, so wird man Schwierigkeiten haben, darauf zu antworten. Das liegt vor allem an der Wirrhaftigkeit der Dramaturgie. Geht es bei «Stralsund: Mörderische Verfolgung» nun um eine Geiselnahme, ein Verbrecherpaar auf der Flucht oder um Rache? Zu viele Themen werden antelefoniert, keines aber ordentlich durchexerziert oder auf irgendeine interessante, neue Weise beleuchtet. Bis zum Schluss wird nicht klar, was der Film sein will und als Kammerspiel hätte das Konzept wohl um einiges besser funktioniert.

Von Martin Eigler, immerhin dem Schöpfer von «Solo von Schwarz», hätte man wahrlich mehr erwartet. Doch leider ist ihm sein neues Projekt gehörig misslungen.

Das ZDF strahlt «Stralsund: Mörderische Verfolgung» am Mittwoch, dem 25. März 2009, um 20.15 Uhr aus.
28.03.2009 09:00 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/33971