Die Kritiker: «Der Wolf: Dein bis in den Tod»

Story
Es fängt wie immer harmlos an. Privatermittler Varg Veum soll das gestohlene Auto des wohlhabenden Restaurantbesitzers Jonas Andresen finden. Ein vermeintlicher Routinejob, den der Detektiv schnell löst. Der Wagen befindet sich in der Werkstatt eines windigen Autoschiebers, von wo Andresen ihn sich auf rabiate Weise zurückholt. Doch als Andresens Exfrau Wenche ins Spiel kommt, wird klar, dass Varg Veum wieder einmal in einen vertrackten Fall verwickelt ist. Die Friseurin, Mitbesitzerin des Autos, musste den Wagen hinter dem Rücken ihres Mannes verkaufen, um so an fällige Unterhaltszahlungen zu kommen, die ihr liebenswerter Exgatte verweigert.

Wider Willen wird Varg Veum auch noch in einen hässlichen Streit zwischen den beiden verwickelt. Es geht um das Sorgerecht für Wenches neunjährigen Sohn Roar. Während der Ex-Sozialarbeiter Veum sich um den verstörten Jungen kümmert, den die lautstarke Auseinandersetzung seiner Eltern bedrückt, stürzt Andresen aus unerfindlichen Gründen vom Hochhausbalkon.

Der Detektiv versucht herauszufinden, wie sein Klient zu Tode kam und was das wertlose Auto damit zu tun hat, hinter dem plötzlich einige Leute her sind. Dabei verliebt er sich in die attraktive Wenche - und kommt so ihrem Nachbarn Gunnar Våge in die Quere, der eine seltsame Zuneigung zu Wenche empfindet.

Darsteller
Trond Espen Seim («Ich bin Diana») ist Varg Veum
Bjørn Floberg («Der Adler») ist Hamre
Kathrine Fagerland («Oasen») ist Anna Keilhaug
Endre Hellestveit («Honigfellen») ist Isachsen
Sølje Bergmann ist Wenche Andresen
Henrik Mestad («Die Kunst des negativen Denkens») ist Jonas Andresen
Jon Ketil Johnsen («Himmelfall») ist Gunnar Våge

Kritik
Dramaturgisch gesehen ist die erste Ausgabe von «Der Wolf» ein einziges chaotisches Wirrwarr. Der Fall beginnt ziemlich verworren mit einem Überfall auf eine Rennbahn, mündet dann recht schnell in ein Ehedrama, in dem Wolf zwischen die Fronten gerät, und immer mal wieder wird der Plot mit dem ein oder anderen Mord garniert. Doch es gibt nichts, was das alles zusammenhält und so wirkt “Dein bis in den Tod” äußerst lose und wenig organisch. Hinzu kommt noch, dass die beiden hervorstechendsten Eigenschaften der Hauptfigur ihre Rücksichtslosigkeit und sexuelle Verwahrlosung sind, was einen erbärmlich melodramatischen Handlungsstrang zur Folge hat, in der Varg Veum mit der Ex-Frau seines toten Klienten Wenche Andresen ins Bett steigt.

Lieblos haben die Autoren versucht, alles in die Folge zu quetschen, was in irgendeiner Weise die niederen Instinkte der Zuschauer anlocken und sie davon abhalten könnte, weiterzuzappen: Die ein oder andere Leiche, eindimensionale Figuren, über die man nicht allzu viel nachdenken muss; langweilige Dialoge, die sich zum Mitsprechen eignen und jede Menge schlecht geschriebene Sexszenen. In Anbetracht dessen dachte man wohl, dass Plot und Figurenkonstruktion zweitrangig seien.

Bizarrerweise ist die interessanteste Figur der ganzen Folge die des Jonas Andresen, der aber leider schon in der ersten Viertelstunde abgemurkst wird. In diesem Charakter hätte so einiges gesteckt, was zumindest halbwegs erzählenswert gewesen wäre, doch hier haben sich die Autoren selbst ein Bein gestellt.

Bei all den Negativpunkten muss man jedoch sagen, dass die Schauspieler mit Ausnahme von Sølje Bergmann, die ihre Rolle maßlos überzeichnet und wenig glaubwürdig verkörpert, insgesamt gute, Henrik Mestad sogar sehr gute Arbeit abliefern. Doch dieser kleine Lichtblick reicht leider nicht aus, um «Der Wolf: Dein bis in den Tod» sehenswert zu machen. Allerdings ist der Film um einiges weniger missraten als so manche einheimische Degeto-Produktion.

Das Erste führt «Der Wolf: Dein bis in den Tod» am Karfreitag, 10. April 2009, um 21.45 Uhr auf.
07.04.2009 08:54 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/34159