Die Kritiker: «Eine für alle»

Story:
"Eine für alle!“, sagt sich Schweißerin Lilli Lemcke gemeinsam mit ihren Freundinnen Bärbel, Yvonne und Melanie, als ihr gemeinsamer Arbeitgeber, die Wetzmann Werke, von ,Heuschrecken' zerschlagen werden soll. Die vier wollen eigentlich nur ihre kleine Welt bewahren und heben dabei die große aus den Angeln. Angeführt von Lilli, nehmen die vier Frauen einen Kampf auf, der schon bald ihrer aller Leben komplett auf den Kopf stellt und den jede mit ihren eigenen Waffen kämpft. Ihre Stärken und Schwächen machen die vier unterschiedlichen Frauen zu einem unschlagbaren
Team: Lilli, impulsiv und risikobereit, Bärbel, zögerlich und skeptisch, aber mit dem Herz auf dem rechten Fleck, Yvonne, pragmatisch und lebensfroh, Melanie, verträumt, aber in ihrem Job als Sekretärin durchaus selbstbewusst. Während Lilli und Bärbel glücklich verheiratet sind und Kinder haben, sind Yvonne und Melanie noch auf der Suche nach Mister Right.

Als Lilli – fest entschlossen, den Heuschrecken die Stirn zu bieten – die Wetzmann Werke für den symbolischen Preis von einem Euro kauft, wird die Freundschaft des Kleeblatts auf eine harte Probe gestellt.

Darsteller:
Katharina Schubert («Treuepunkte») ist Lilli Lemcke
Yasmina Djaballah («Die Anstalt») ist Bärbel Dubois
Katharina Kaali (»Türkisch für Anfänger») ist Yvonne Kurz
Anna Hopperdietz ist Melanie Weber
Thorsten Nindel («Das Amt») ist Bernd Lemcke
Patrick Jahns («Dahoam is Dahoam») ist Theo Lemcke
Louisa Herfert («TKKG» ist Rosa Lemcke
Nicolas König («Und ich lieb dich doch») ist Gaston Dubois

Kritik:
Aus den Presseunterlagen und Werbeanzeigen des Ersten Deutschen Fernsehens ging bis dato nicht genau vor, was sich hinter der neuen täglichen Serie «Eine für alle» exakt verbirgt. Mutmaßen konnte man, ob es vielleicht eine Telenovela ist? Oder doch eine normale Seifenoper? Programmdirektor Herres sprach von einer Dramedy – was zunächst etwas komisch klang, da sich die Geschichte doch stark nach Seifenoper oder verwandten Genres anhörte. Wer die ersten drei Folgen betrachtet hat, ist nicht viel schlauer. Feststeht, dass das Genre Telenovela ausgeschlossen werden kann, da Magic Moment und überhaupt eine im Vordergrund stehende Liebesgeschichte nicht existieren.

Im Endeffekt muss man «Eine für alle» wohl als Genre-Mix bezeichnen, der allerdings nicht sonderlich gut gelungen ist. Für eine Dramedy fehlen die guten witzigen Momente, für eine Seifenoper steht Hauptfigur Lilli zu sehr im Vordergrund. «Eine für alle» ist nicht Fisch und Fleisch – und das ist nur eines der Probleme. Die Story zieht sich schon in den ersten Minuten des Formats wie Kaugummi – unterlegt wird sie von mäßig aktuellen Charthits, die in den Popwellen Deutschlands schon tot gedudelt wurden.

Ein weiteres Problem des Formats ist, dass Hauptfigur Lilli alles andere als Sympathieträger ist. Sie wirkt forsch, direkt und wenig authentisch. Das mag vielleicht zum einen an Darstellerin Katharina Schubert liegen, zum anderen aber sicherlich auch an der Figurenführung der Macher des Formats. An der grundlegenden Geschichte – den vor dem Ruin stehenden Watzmann-Werken ist prinzipiell nichts auszusetzen – sie wird recht zügig eingeführt, weiß den Zuseher aber wegen teils schlechter Dialoge nicht wirklich zu unterhalten.

Kaum zu glauben ist, dass Headautor Jan Friedhoff zuletzt für «Türkisch für Anfänger» schrieb und somit sicherlich kein Schlechter seiner Zunft ist. In den ersten Episoden des Formats wusste er sein Können allerdings recht gut zu vertuschen. Verwunderlich ist auch, dass Produzent Dirk Eisfeld, der jahrelang als Serienchef für Sat.1 arbeitete, ein Format produziert, das in vielen Momenten vom Look her deutlich angestaubt ist, dann aber im Gegenzug wieder auf schnelle Bildschnitte und Split-Screen setzt. Auch hier hat man sich nicht genau entschieden: Fisch, Fleisch oder vielleicht doch Gemüse?

Zu loben ist prinzipiell das Set, das wirklich sehr gut gelungen ist – vor allem manche Geschäftsräume, die die Skyline einer Stadt hinter großen Fenstern zeigen, sind beeindruckend und wirken authentischer als beispielsweise bei «Anna und die Liebe». Ein gutes Set macht aber keine gute Serie aus. Mit anderen Dailys, die werktags im deutschen Fernsehen zu sehen sind, kann «Eine für alle» nicht mithalten – auch gegen sämtliche Dramedys verliert das neue ARD-Format klar. Es darf also bezweifelt werden, dass Katharina Schubert die neue Quotenqueen des Ersten Programms wird.

Die ARD zeigt «Eine für alle» ab Montag, 20. April 2009, werktags um 18.50 Uhr.
17.04.2009 10:19 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/34359