Sonntagsfragen an Rob Vegas

Er sorgte für die skurrilste Meldung der Woche: Rob Vegas, Nachwuchscomedian aus dem Internet, twitterte wochenlang als Harald Schmidt – und niemand merkte es. Was sich seit der Auflösung seines Fake-Accounts getan hat, verrät er dem Magazin Quotenmeter.de exklusiv.

Rob, zunächst einmal Gülckwunsch für die gelungene Twitter-Aktion, die dich durchaus auch bekannt gemacht hat. Wie kamst du denn auf die Idee einmal in die Rolle von Harald Schmidt zu schlüpfen?
Ehrlich gesagt fand ich Twitter damals ziemlich doof und konnte nichts mit diesen Kurznachrichten anfangen. Was sollen schon 140 Zeichen an Inhalt transportieren? Dann kam ich auf die Idee mir den Account von Harald Schmidt zu sichern. Der war aber schon weg und so sicherte ich mir BonitoTV. Im Nachhinein war dieser Name noch besser, weil es so noch mehr nach einem Twitterprofil seiner Produktionsfirma ausgesehen hat.

Du machst im Internet eine eigene Late-Night-Show. Was muss ich mir da genau drunter vorstellen?
Es nennt sich Late-Night Show, aber eine ganze Show würde aus Gästen, Musik, Einspielern und natürlich aus Publikum bestehen. Im Internet muss ich es auf einen StandUp ohne Publikum reduzieren. Natürlich würde ich gerne eine richtige Late Night Show im Fernsehen machen. Zwar suchen dort alle den Nachwuchs, aber im Endeffekt kauft man sich dann doch aus Angst bekannte Gesichter. Meine Gags bei Twitter wurden zitiert und von den Medien als Schmidt-Niveau befunden. Mir fehlt leider das klatschende Publikum, aber vielleicht meldet sich ja bald ein Sender.

Etwas mehr als zwei Monate lang hast du unter Bonito TV getwittert – welche Reaktionen sind dir in dieser Zeit besonders gut in Erinnerung geblieben?
Ich dachte immer, dass die Leute alle Harald Schmidt lieben. Man bekommt bei Twitter natürlich aber auch viel Feedback von Kritikern seiner Show. Lustigerweise sagte man mir früher noch, dass ich natürlich noch weit weg von einem Harald Schmidt sei. Kommen meine Gags aber vom Altmeister der deutschen Late-Night, so werden sie mit Gold aufgewogen. Es hat verdammt viel Spaß gemacht, doch wusste ich z.B. nicht wie gut das Verhältnis zu Andrack ist? Würde sich Schmidt über einen netten Link zu Andracks Wanderblog freuen? Ich selbst musste immer mehr aufpassen, aber den Leuten hat es immer mehr gefallen und selbst BonitoTV hatte anscheinend Spaß daran.

In der zurückliegenden Woche folgte nun die Auflösung – wieso gerade zu diesem Zeitpunkt?
Ich musste jeden Tag Angst haben, dass BonitoTV den Account löschen lässt. Damit wäre meine Arbeit nichts mehr wert gewesen. Zudem suchte Schmidt nun neue, unbekannte Newcomer und somit wurde aus dem Twitter Profil eine Bewerbung für den Job. Bislang gab es aber noch kein Feedback vom Harald oder seiner Produktionsfirma. Einer seiner Gagschreiber hatte mir aber zum Twitter-Coup gratuliert. Das hat mich wirklich sehr gefreut.

Hattest du eigentlich nie Angst, dass Harald Schmidt den Schwindel auflöst?
Natürlich! Ich habe mich auch gefragt was Schmidt wohl über mein Gezwitscher denken mag? Würde er sich von seinen Angestellten darüber informieren lassen? Was hat er wohl zum Video gesagt? Da wäre ich gerne dabei gewesen.

Die Auflösung liegt nun ja einige Tage zurück. Du warst Gast im Quotenmeter.de-Podcast, hast Interviews gegeben… Vom Presserummel abgesehen: Welche Reaktionen hast du bekommen?
Ich habe viele Glückwünsche und ordentlich Presse bekommen. Thomas Hackenberg gratulierte, zahlreiche Kontakte aus der Medienwelt schrieben per SMS und Mail. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Den wichtigsten Anruf habe ich allerdings noch nicht erhalten. Ich ahnte das schon, aber natürlich würde es mich sehr freuen. Meinen Sparkassenberater übrigens auch!

Du hast dich ja als Nachfolger von Oliver Pocher bei Harald Schmidt beworben. Wie viel Ernsthaftigkeit steckt hinter dieser Bewerbung?
Sie ist ernst gemeint. Ich hatte für das Twitterprofil keine professionellen Gagschreiber und habe im Netz bislang fast 4 Millionen Zuschauer erreicht. Ich glaube an das neue Konzept von Harald Schmidt. Richlings Satire-Gipfel hätte auch ein Erfolg werden können, aber man hätte es für Richling zu einer Art "Colbert Report" adaptieren müssen. Bei Schmidt haben mir immer die Szenen gefallen, wo er aus dem Format ausbricht und über angebrannte Kochlöffel spricht. Ich hätte ab Herbst Zeit!

Welche Projekte stehen bei dir in kommender Zeit konkret an?
Natürlich muss ich mich um meine neue Show kümmern. Das kostet schon viel Zeit und nebenbei will ich das Superwahljahr für neue Aktionen nutzen. Niemand kümmert sich um politische Themen und bereitet sie einfach auf. Bei der Hessenwahl konnte ich schon mit dem Schäfer- Gümbel Song mitmischen. Da kommt sicher zur Wahl im Herbst auch etwas aus Vegas!

Herzlichen Dank für das Gespräch!
26.04.2009 08:18 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/34528