Die Experten: 27. April 2009
Nach welchen Kriterien setzen die Sender ihre Werbeunterbrechungen? Plus Updates zu «Torchwood», «Buffy» und ProSieben-Rekorden.
Sven: Ich wollte gerne wissen, wie viele Werbepausen ein TV-Sender pro Stunde senden darf und wie lang sie sein dürfen.
Christian Richter: Grundsätzlich gilt die Regel, dass ein Fünftel des Programms eines Fernsehsenders mit Werbung gefüllt werden darf. Das entspricht exakt 12 Minuten pro Stunde. Dazu zählen übrigens auch Dauerwerbesendungen, die mit ihrer vollen Länge dem Tagessatz von 20 Prozent hinzugerechnet werden. Die Einhaltung kontrollieren die Landesmedienanstalten sehr genau. Wie diese verteilt werden, ist jedem selbst überlassen. Es hat sich aber gezeigt, dass zu viele Blöcke die Zuschauer verärgern, daher sind die Unterbrechungen meist sechs bis sieben Minuten lang.
Allerdings haben die Sender ein Verfahren entwickelt, das diese Regelung teilweise umgehen kann. Es nennt sich die „flexible Stunde“. Dabei lässt man die einzelne Stunde nicht an jedem Tag um die gleiche Zeit beginnen. Sie wird dann nicht ab Punkt 6.00 Uhr, sondern vielleicht ab 6.40 Uhr gezählt. Am darauffolgenden Tag, verschiebt man diese wieder um ein paar Minuten, um zu den Hauptsendezeiten mehr Spots schalten zu können.
Sebastian: Nach welchen Kriterien werden die Werbeblöcke gesetzt und wer ist hierfür verantwortlich ist?
Christian Richter: Die Positionierung von Werbespots ist ein zentrales Thema bei der Programmplanung eines Senders bei dem viele Faktoren eine Rolle spielen. Zum einen muss ein Sendeleiter wie beschrieben exakt auf die Einhaltung der 12-Minuten-Regel achten. Durch die „flexible Stunde“ ergeben sich manchmal schon allein dadurch die möglichen Ausstrahlungszeiten. Dazu kommt der Faktor des Audience-Flows. Es ist bekannt, dass viele Zuschauer während eines Werbeblocks wegschalten. Man geht etwa von einem Verlust von 20 bis 30 Prozent aus. Nun besteht die Kunst darin die Werbung so zu platzieren, dass sie möglichst wenig Schaden anrichtet. Am besten für die jeweilige Sendung wäre die Ausstrahlung der Werbung am Ende, weil es dann unerheblich ist, ob die verloren gegangen Zuschauer noch einmal zurückkommen würden. Allerdings würde man damit den Übergang zum folgenden Programm zerstören, das mit einer niedrigen Quote einstarten würde. Also muss man einen Platz finden, der sowohl bei der laufenden als auch bei der nachfolgenden Sendung vertretbar ist.
Dazu kommt, dass der Tag in verschiedene Tarifstufen eingeteilt ist und eine Verschiebung um einige Minuten bedeuten kann, dass der Spot in eine höhere Stufe rutscht und damit teurer verkauft werden kann.
Zudem versuchen die Sender ihre Spots mit der Konkurrenz abzugleichen. Dabei wird versucht auf dem eigenen Sender einen starken Programmteil zu bieten, wenn beim Mitstreiter Werbung läuft. Dies ist allerdings meist sehr schwierig, da die Positionierung streng geheim gehalten wird und manchmal bis zuletzt noch einmal verändert werden kann.
In der Experten-Ausgabe der kommenden Woche, werde ich dieses Thema fortführen und verraten, wieso oft auf allen Sendern gleichzeitig Werbung zu sehen ist. Ein Besuch lohnt sich also...
Marcel: Ich bin ein großer Fan der Thementage auf 3sat, an denen nur Live-Konzerte gezeigt werden. Mich würde daher interessieren für wann die nächsten Thementage eingeplant sind.
Christian Richter: Der nächste Tag unter dem Motto «Pop around the clock» ist schon für den 01. Mai 2009 geplant. An diesem Tag sind Konzerte von Keane, John Mayer, Foo Fighters, Coldplay, Lenny Kravitz, Van Morrisson, Bob Dylan, Sheryl Crow, ZZ Top, AC/DC, Bon Jovi, Genesis, Simply Red, Queen, Tina Turner, Madonna, Kylie Minogue, Christina Aguilera, Rihanna, Beyoncé, Nelly Furtado, Alanis Morissette und viele mehr zu sehen.
Mike: Nachdem die Serie «Torchwood» so gut läuft, frage ich mich, ob RTL II auch die weiteren Staffeln zeigen wird.
Christian Richter: Gerade gab der Sender bekannt, die zweite Staffel direkt im Anschluss an die erste ausstrahlen zu wollen. Damit geht es mit den neuen Folgen bereits ab dem 10. Juni 2009 weiter.
Felix: Ist eine vierte «Primeval»-Staffel geplant ?
Christian Richter: Bisher ist noch keine bestellt. Dies sollte aber keinen Grund zur Sorge darstellen, da auch im Heimatland Großbritannien die dritte Runde gerade erst startete. Die deutsche Ausstrahlung hinkt lediglich zwei Tage hinterher. Es ist demnach noch zu früh für eine Entscheidung. Da aber die Serie sowohl in England als auch im Rest der Welt nach wie vor erfolgreich läuft, sollte gegen einen Verlängerung nichts sprechen.
Melissa: Mich würde es interessieren ob es eine sechste Staffel von «Grey’s Anatomy» geben wird. Mir ist klar, dass gerade erst die Ausstrahlung der fünften Staffel begonnen hat, trotzdem würde ich es gerne wissen ob es danach weitergehen wird.
Christian Richter: Gute Nachrichten für alle Fans der Serie erreichten uns aus den USA. Der amerikanische Heimatsender ABC hat die Serie jüngst um eine weitere Staffel verlängert. Es wird demnach eine sechste Staffel geben. Darin bestand allerdings auch kaum ein Zweifel, da die Produktion noch immer zu den erfolgreichsten des Senders gehört. Verlängert wurde auch das Spin-Off «Private Practice».
Karmen: Mich würde es interessieren, ob ProSieben eine zweite Staffel der «ProSieben Funny Movies» plant und wann diese zu sehen wären?
Christian Richter: Nach dem Erfolg der ersten vier Filmparodien hat der Sender weitere vier Ausgaben in Auftrag gegeben. Darunter befindet sich auch das Highlight «Der Psycho Pate» mit Christian Tramitz in der Hauptrolle. Produziert werden die neuen Episoden erneut von der RatPack Filmproduktion. Voraussichtlich im Frühjahr 2010 werden diese dann bei ProSieben zu sehen sein.
Steven: Gibt es eine Chance, dass es die Serien «Buffy» und «Angel» in naher Zukunft zurück ins Free-TV schaffen?
Christian Richter: Leider nein. Auf Anfrage zur Zukunft von «Angel – Jäger der Finsternis» gab kabel eins bekannt, dass man seit Januar 2007 alle fünf Staffeln gezeigt habe und die Serie damit ausgelaufen sei. Da die beiden Serien eng miteinander verbunden sind, gehe ich davon aus, dass diese Aussage auch auf «Buffy – Im Bann der Dämonen» zutrifft.
Daniel: Könnte ich erfahren welches die höchste Einschaltquote von ProSiebens war und welcher Film diesen Wert einbrachte?
Christian Richter: Sicher. Am 07. März 2004 erreichte die Free-TV-Premiere von «Der Schuh des Manitu – Extra Large» insgesamt unfassbare 12,21 Millionen Zuschauer. Der Marktanteil lag bei 32 Prozent. Damit sahen den Film im Fernsehen mehr Menschen als im Kino. Allein in der Zielgruppe begeisterte das Werk von Michael „Bully“ Herbig 9,14 Millionen werberelevante Zuschauer, was einem Marktanteil von 51,9 Prozent entsprach. Damit handelt es sich um den erfolgreichsten Spielfilm im Privatfernsehen in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen, seit die GfK Einzelsendungen erfasst.
Auf den weiteren Plätzen folgen übrigens «Jurassic Park» mit 7,19 Millionen jungen Zuschauern vom 12. Januar 1997 und «Mission Impossible» mit 6,89 Millionen jungen Menschen am 18. April 1999.
Interessanterweise belegt der Film «Independence Day» die Plätze vier und fünf, wobei die Wiederholung am 13. Januar 2002 mit 6,89 Millionen werberelevanten Zuschauern besser abschnitt als die Premiere am 04. April 1999, die nur 6,51 Millionen Zuschauer zwischen 14 und 49 Jahren erreichte. Die Blockbuster «Men in Black» (6,20 Mio.), «Forrest Gump» (6,18 Mio.), «Star Wars: Episode I - Die Dunkle Bedrohung» (6,01 Mio.), «Fluch der Karibik» (5,96 Mio.) sowie «Die nackte Kanone» (5,90 Mio.) vervollständigen die TopTen des Senders. (Alle Angaben beziehen sich auf die junge Zielgruppe.)
Giulia: Warum hat Kristen Bell in «Gossip Girl» nicht ihre bisherige Synchronstimme aus den anderen Serien («Veronica Mars» und «Heroes»)? Die neue Stimme klingt wenig jugendlich. Gab es keine passendere Synchronisation, die dem Original wenigstens etwas näher gekommen wäre?
Christian Richter: Das Produktionsstudio hat nicht Manja Doering für Kristen Bells Rolle engagiert. Für die neue US-Fernsehserie wurde Nana Spier verpflichtet, zunächst war auch erst Doering im Gespräch. Wieso diese nun nicht synchronisiert, liegt mir nicht vor. Allerdings wird Kristen Bell nie in der Fernsehserie zu sehen sein, weshalb dieser Umstand weniger negativ auffallen dürfte.
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