Jedes Jahr schicken die fünf amerikanischen Networks eine Menge neue Serien auf Sendung. Nicht alle Formate können sich behaupten und landet relativ schnell auf dem Fernsehfriedhof.
Olivia Dunham und Patrick Jane sind die beliebtesten neuen Serienfiguren und hauchen «Fringe» (FOX) und «The Mentalist» (Bild, CBS) Leben ein. Die Zuschauerzahlen beweisen: Die neuen Serien werden gerne gesehen, aber nicht alle Neustarts können funktionieren. Nun wirft das Online-Fernsehmagazin Quotenmeter.de einen Blick auf die diesjährigen Serienleichen.
Im Februar 2009 schickte FOX endlich sein neuestes Joss Whedon-Drama «Dollhouse» auf Sendung, in dem Eliza Dushku die Hauptrolle spielt. Bereits nach der Produktion des Piloten gab es zwischen dem Produzenten und dem TV-Sender FOX inhaltliche Differenzen, weshalb eine neue einstündige erste Folge produziert wurde. Als die Serie auf Sendung geschickt wurde, war das Interesse allerdings sehr gering. FOX zeigte «Dollhouse» am Freitagabend, bislang können dort nur die CBS-Formate mäßige Einschaltquoten vorweisen. Für Experten und Branchenkenner war vorher schon klar, dass das Projekt kein Publikumsrenner wird. Offiziell ist «Dollhouse» noch am Leben, erst in der kommenden Woche wird eine mögliche Verlängerung verkündet.
Mit «Sit Down, Shut Up» wollte FOX seine animierten Comedys am Sonntagabend vervollständigen. Auch dieses Format startete erst im Frühjahr, aber bereits nach zwei Folgen musste sich die Serie vom 20.30 Uhr-Sendeplatz verabschieden. Die restlichen Episoden werden gegen 19.00 Uhr aufgeführt, eine Verlängerung ist inzwischen vom Tisch. In «Sit Down, Shut Up» spricht Kenan Thompson die Figur des Sue Sezno, den Rektor einer amerikanischen High School. Der alltägliche Wahnsinn einer öffentlichen Schule war in diesem Jahr nicht gefragt – Pech für FOX.
CBS verzeichnete in der gesamten Fernsehsaison nur drei Flops. Allerdings schickte das Fernsehunternehmen auch nur sechs neue Serien auf Sendung. Ob überhaupt drei von den Projekten verlängert werden, steht noch in den Sternen. Die kürzeste Lebensdauer hatte «The Ex-List» mit Elizabeth Reaser. Insgesamt wurden 13 Episoden produziert, wovon nur vier ausgestrahlt wurden. Im Vordergrund stand die erfolgreiche Geschäftsfrau Bella Bloom, die von einer Hellseherin erfahren hatte, dass sie für immer alleine bleiben wird, wenn sie keinen Mann innerhalb eines Jahres finden würde. Den Zuschauern hat die Dramedy gar nicht gefallen, denn am Sendeplatz kann es nicht gelegen haben. Dort erzielt die zweite «Flashpoint»-Staffel eine Reichweite von bis zu zehn Millionen Zusehern.
Anfang April startete die 13-teilige Horrorserie «Harper’s Island», die demnächst bei ProSieben zu sehen sein wird. Doch das angekündigte TV-Event versagte auf ganzer Linie: Nicht nur inhaltlich war es enttäuschend, sondern auch die Zuschauerzahlen blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück. CBS verbannte die Serie vom späten Donnerstagabend und legte die Serie auf den Samstag – damit kommt das Format auf den Fernsehfriedhof, so wie viele der Charaktere, die von einem geheimnisvollen Mörder über mehrere Tage abgeschlachtet werden.
Der frühere Kinostar Christian Slater bekam eine eigene Serie namens «My Own Worst Enemy» (NBC), die allerdings nur eine sehr kurze Halbwertszeit hatte. Slater spielte einen Agenten, der 13 Sprachen spricht und Menschen mit seinen Zähnen töten kann – außerhalb seines Berufes verbringt er viel Zeit mit seiner Familie. Das Drama fand keinen Anklang und ging am späten Montagabend mit bescheidenen Reichweiten unter. Eine ähnliche Geschichte hat die Neuauflage der früheren Kultserie «Knight Rider» zu erzählen. Der Backdoor-Pilot lief vor knapp einem Jahr mit überwältigendem Erfolg, die eigentliche Serie sahen nur wenige Menschen. Ob es am Mittwochabend lag oder die Serie einfach fürs Publikum zu uninteressant war, steht bis heute nicht fest. Sicher ist aber: Nicht alle Formate können im Fernsehen funktionieren.
Die Heldentaten von Robinson Crusoe wurden in «Cruosoe» erzählt, doch die Mischung aus «MacGyver», «Fluch der Karibik» und «Cast Away – Verschollen» war wohl unausgereift. Zum Pech von NBC war das Format auch noch eine internationale Koproduktion, weshalb man die Aufzeichnungen nicht abbrechen konnte. NBC-Chef Ben Silverman verlegte das Drama auf den Samstag, doch auch dort ging es nicht bergauf. Im Frühjahr legte «Kings» eine Bauchlandung hin: Golden Globe-Preisträger Ian McShane verkörpert darin einen König in einer Parallelwelt. Die Sendung wurde als David gegen Goliath-Geschichte angekündigt, jedoch wollten sich die Amerikaner mit diesem Stoff nicht auseinander setzen.
Aufgrund des US-Autorenstreiks zwischen November 2007 und Februar 2008 bekam das Network ABC kaum gute Stoffe vorgelegt. Aus diesem Grund wurden zahlreiche Neustarts mit mäßigen Einschaltquoten aus dem Vorjahr verlängert. «Eli Stone», «Dirty Sexy Money» und «Pushing Daisies» fanden ihren Tod schließlich im Jahr 2009. Als einziges neues Drama schickte ABC «Life on Mars» (Bild) auf Sendung, das eine Adaption der gleichnamigen britischen Fernsehserie ist. Die Zeitreise in das Jahr 1973 war zu speziell und die Geschichten waren recht fad. Da konnte noch nicht einmal der bekannte Cast, unter anderem, Jason O’Mara etwas daran richten.
The CW belästigte die Fernsehzuschauer mit einer weiteren Serie, in der junge Menschen im Vordergrund stehen und nach dem Luxusleben streben. «Privileged» drehte sich um die junge Autorin Megan Smith, die als Kindermädchen für eine reiche Familie in der Gegend um Los Angeles arbeitete. Der Stoff, der schon in etlichen Filmen verwendet wurde, erzielte zunächst ganz ordentliche Reichweiten. Doch dann ging das Interesse stetig zurück, für eine Verlängerung wird es wohl nicht reichen.
Jährlich starten bei den US-Fernsehstation viele neue Serien, die allesamt der nächste große Hit werden sollen. Doch oftmals schaffen es die kleinen Randproduktionen wie «The Mentalist», das CBS gegen den FOX-Hoffnungsträger «Fringe» antreten ließ, zu den Aushängeschildern. Bereits im Herbst werden unzählige neue Formate die US-Zuschauer in ihren Bann ziehen, die schon bald ihren Weg nach Deutschland finden werden.