Stefan Raab wird die ARD nun offenbar doch nicht beim Grand Prix unterstützen. Mal wieder wurde eine große Chance vertan, junges Publikum anzusprechen.
Der letzte Platz im vergangenen Jahr, diesmal Rang 20 - dass Deutschland beim
«Eurovision Song Contest» so schlecht abschnitt, konnte auch durch die neu eingeführten Jurys nicht verhindert werden. Und so muss die Fehlersuche wohl erst mal ARD-intern angegangen werden.
Im nächsten Jahr wollte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber alles besser machen: Eine Kooperation mit ProSieben und Stefan Raab schien beinahe in tockenenen Tüchern zu sein, doch nun machten die Intendanten der ARD diesen viel versprechenden und zugleich mutigen Plänen offenbar einen Strich durch die Rechnung.
Wie Stefan Niggemeier im FAZ-Fernsehblog schreibt, fand die Zusammenarbeit keine Mehrheit, was durchaus als Blamage für die ARD gewertet werden kann, schließlich entgeht dem Senderverbund damit wohl die einmalige Gelegenheit, sich dem lange ersehnten jungen Publikum zu öffnen.
Wie schwer sich die ARD tut, wichtige und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, wurde bereits mehrfach unter Beweis gestellt - und immer wieder konnten Beobachter das bunte Treiben hinter den Kulissen nur mit einem Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen. Prominentestes Beispiel ist wohl der in letzter Minute gescheiterte Polit-Talk mit Günther Jauch. Der Moderator sprach nach seinem Rückzieher von "Gremien voller Gremlins" und hat damit wahrscheinlich nicht ganz Unrecht.
Nun wurde ganz offensichtlich die große Chance vertan, sich mit Stefan Raab Hilfe in Sachen Grand Prix zu holen. Dabei hatte Unterhaltungschef Schreiber zuvor noch die Suche nach neuen Partnern angekündigt, blieb mit dem großen Wurf aber letztlich alleine. Und so stellt sich die Frage, wie es die ARD schaffen will, beim «Eurovision Song Contest» wieder konkurrenzfähig zu werden - und wie man fortan tatsächlich junge Zuschauer erreichen möchte. Fraglich, ob der Wille angesichts solcher Entscheidungen überhaupt vorhanden ist.