«Eine Stunde Wahnsinn»: Perlen am Nachmittag

Fabian Riedner sah in der 15.00 Uhr-Stunde in die Röhre. Er hat auch tatsächlich nette Inhalte gefunden, doch auch Fake-TV machte sich breit.

Wer mit seinem Fernseher über 200 Kanäle empfängt, der sollte zumindest auf einigen ein halbwegs vernünftiges Nachmittagsprogramm sehen können. In der 15.00 Uhr-Stunde wagt Fabian Riedner das Experiment und verweilt eine Stunde vor dem Fernseher. Sein größtes Problem: Er darf den Festplattenrecorder nicht benutzen, auf dem die Highlights der vergangenen Tage auf Abruf warten.

Gestartet wird den Nachrichten von BBC World News, die aus der englischen Hauptstadt London kommen. Wie ich erst später erkenne, handelt es sich um eine weitere Ausgabe von «World News Today», der einstündigen Nachrichtensendung, die mehrfach am Tag mit verschiedenen Moderatoren ausgestrahlt wird. Die Hintergrundinformationen über den Atomtest in Nordkorea sind übersichtlich und anschaulich dargestellt, doch für die kurze Nachrichtenaufnahme ist die Sendung nicht zu empfehlen. Als die zweite Meldung angekündigt wurde, war es bereits 15.14 Uhr. Ich bin froh, dass ich nicht zu N24 oder n-tv geschalten, sondern dem UK-Sender eine weitere Chance gegeben habe. Aber es muss doch noch mehr Schätze am Nachmittag geben und deshalb schalte ich weiter.

Zum Sendestart von N24, am 24. Januar 2000, warb die Fernsehstation mit dem Motto „Bei uns werden Nachrichten groß geschrieben“ und griff damit die damalige Berliner Konkurrenz n-tv an. Ein Blick ins Programm zeigt die Entwicklung: Bei N24 berichtet Philipp Zahn aus Rom und erklärt, wie die Sexaffäre von Berlusconi zu einer 18-Jährigen seine politische Karriere schadet. Prima, das sind Informationen! Wenigstens geht es danach mit wirtschaftlichen Nachrichten weiter, bei n-tv ist «Ratgeber – Test» zu sehen. Dieses Mal werden Internetreiseangebote getestet. Die Informationen sind schon derart oft in irgendwelchen Magazinen gezeigt worden, weshalb ich zu Sat.1 Comedy weiterschalte.

Dort angekommen startet mit zwei Minuten Verspätung eine Folge von «Switch Reloaded». Es handelt sich um ein Best-Of, das ich schon kenne. Einen Kanal weiter, bei Animax, tanzen irgendwelche Animes zu skurriler Musik. Ich schalte entsetzt weiter, weil die Sendung «Angelic Layer» keinen wirklichen Inhalt hat. Außerdem stelle ich fest, dass die gezeichneten Bilder ständig wiederholt werden… Schlimm… Bei 1-2-3.tv sollte eigentlich etwas versteigert werden, aber gerade wird Werbung für „Tina“ gemacht. Was ist das? Nun geht es weiter, ein Damen-Blazer wird statt für 89 Euro nun für sagenhafte 29 Euro verscherbelt. Ich zappe weiter und gelange zu Christine Kaufmann bei HSE24, bzw. gelangte, weil ich aus Panik vor einer Gesichtsmaske flüchte.

Fabian Riedner sah in der 15.00 Uhr-Stunde in die Röhre. Er hat auch tatsächlich nette Inhalte gefunden, doch auch Fake-TV machte sich breit.

Der SciFi Kanal konzentriert sich am werktäglichen Nachmittag auf die Ausstrahlung von «Jeremiah – Krieger des Donners», die Serie war mehrere Jahre im US-Kabelfernsehen zu sehen. Die Geschichte soll recht gut sein, aber nachdem ich noch nie eine Episode gesehen habe, bleibe ich auch hier nicht hängen. «Chaos in der Schule» heißt es bei Kinowelt TV, dort wird eine US-Komödie aus dem Jahr 1994 gezeigt. Im Gegensatz zu deutschen Klamauk-Filmen wird hier an jeder Ecke ein Gag platziert. In diesem Film geht es wohl um einen älteren Mann, der etwas zurückgeblieben ist und seinen Highschool-Abschluss nachholen möchte.

«tuningmania» bei AXN stellt ein getuntes Auto vor, das von Hand verbreitete Radeinläufe hat. Heißt das wirklich so? Der Sprecher wirft mir die Fakten des „electric blue“ lackierten Autos um die Ohren. Verwirrung steigt auf, zum Glück ist es schon halb vier.

Turner Classical Movie führte «Der Gauner» auf. Der Film reizt nicht wirklich, in der vergangenen Woche war mit «Das Dorf der Verdammten» ein echter Klassiker am Nachmittag zu sehen. Aber wie ein Junge mit einem Pferd über die Rennbahn reitet und einen auf «Seabiscut» macht, macht müde. Wer leicht sadistisch veranlagt ist und mit Allergien noch nicht genug geplagt ist, schaltet «Mitten im Leben» bei RTL ein. Dort kämpft Brigitte für einen Typen oder so etwas ähnliches. Die 49-Jährige möchte Silvia klar machen, dass sie falsch liegt. Wie mir die Sprecherin erklärt, soll Brigitte mit Wolfgang eine Affäre haben, aber Silvia liegt falsch. Silvia erklärt, sie glaube den beiden erst, wenn Wolfgang einen Lügendetektortest mache. Ich freue mich auf ein Crossover mit «Britt», da ich mich in beste Talkshowzeiten zurückversetzt fühle. Es fehlt nur noch Arabella Kiesbauer, die Wolfgang durch die Tür hereinholt. Aber hier ist Silvia selbst und geht auf den Balkon. Direkt davor steht Wolfgang mit Aldi-Tüten. „Nett“, dass das gesamte Gespräch mindestens zwei Mal aufgezeichnet wurde, da nie eine Kamera bei einer Aufnahme zu sehen ist. Fake-TV-Alarm! Mal sehen, was ProSieben zeigt.

Bei «U20 - Deutschland, deine Teenies» steht ein junges Mädchen im Vordergrund, das vermutlich ihre Tochter irgendwo in einem afrikanischen Land abgeholt hat. Eine andere Sprecherin erklärt, dass die die Mutter, der Vater und der Privatdetektiv in extremer Gefahr sind. Aus diesem Grund werden sie aus dem deutschen Ehrenkonsulat herausgeworfen, weil man dort Angst hat. Wie ich nun erfahre, wurde das Kind entführt und von den Eltern zurück entführt. Anscheinend war der Vater bei der Flucht nicht dabei, sondern er gehört zu den „Bösen“. So, nun kommt erst einmal Werbung und der Fernseher wechselt zu BBC Prime.

Dort läuft die Originalversion von «Der Schwächste fliegt» noch immer, moderiert wird das Spektakel von Anne Robinson. Jetzt wurde Peter hinaus gewählt, nur noch vier Kandidaten sind im Spiel. Anne stellt ganz schnell viele Fragen auf in englischer Sprache, die Kandidaten machen einen ordentlichen Eindruck. Nicht so abgedreht wie bei «Rich List» vor einiger Zeit in Sat.1. Da schon damals das deutsche Konzept nicht überzeugt hat, wird zu Sat.1 Comedy gewechselt. Dort bekommen die Zuschauer eine Doppelfolge «Frasier» zu sehen. Es handelt sich zwar um eine Sitcom, aber lachen muss ich dabei nicht. Vielleicht liegt das daran, dass die Episode schon seit zehn Minuten läuft und die Running-Gags nicht verstanden werden können. Ich bleibe trotzdem dran.
26.05.2009 09:06 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/35122