Gestochen scharf und zukunftsweisend: Deutschland entdeckt HDTV

Zögerlich gehen die Sender derzeit noch mit dem hochauflösenden Fernsehen um – doch das dürfte sich Schritt für Schritt ändern. Schon jetzt gibt es auch im frei-empfangbaren Fernsehen einen Kanal, der sich ausschließlich mit der neuen Technologie beschäftigt.

Alle Welt spricht von HD, dem hochauflösenden Fernsehen. Doch so recht hat sich die Technologie hierzulande noch nicht durchgesetzt. Von den Sendern bislang eher stiefmütterlich behandelt, fristet sie nach wie vor ein Schattendasein. Spätestens zu den Olympischen Winterspielen in Vancouver, die im kommenden Winter stattfinden werden, soll sich das allerdings ändern.

Dann werden die Öffentlich-Rechtlichen groß in den HD-Bereich einsteigen, nachdem bislang immer wieder vereinzelte Tests zu sehen waren. Zugleich könnte auch die ProSiebenSat.1-Gruppe wieder einsteigen – sie hatte im vergangenen Jahr die Verbreitung der beiden frei empfangbaren HDTV-Kanäle Sat.1 HD und ProSieben HD über Satellit, Kabel und DSL vorübergehend eingestellt.

Auch beim Pay-TV-Sender Premiere spielte HD zuletzt noch eine vergleichsweise geringe Rolle, doch auch hier könnten durch die Umbenennung in Sky demnächst positive Veränderungen anstehen. Ohnehin ist der Sender gerade mit Blick auf die im Herbst startende Telekom-Konkurrenz in Sachen Bundesliga unter Zugzwang: Das neue Angebot „Liga total!“ möchte künftig sämtliche Spiele in höchster Auflösung bieten – gerade solche Sport-Übertragungen gelten als wichtige Schrittmacher für die Technologie.

Der Blick in die Zukunft dürfte Fans von HD also durchaus optimistisch stimmen, auch wenn das Angebot derzeit oft noch zu wünschen übrig lässt. Dabei gibt es schon jetzt einen Sender im frei-empfangbaren Fernsehen, der sich auf High Definition konzentriert: Anixe HD. Vor genau drei Jahren ging der Kanal bereits an den Start und sendet seither den kompletten Tag über im sogenannten Full-HD. 25 Mitarbeiter kümmern sich momentan um das Programm, das vergleichsweise viele Überraschungen bietet.

Erst sorgte der Sender mit der Ausstrahlung von Drittliga-Konferenzen für Aufsehen, auch wenn die Übertragungen zeitversetzt gezeigt wurden. Dabei ist der Sender längst kein Neuling im Bereich des Fußballs: Auch Bundesliga-Spiele werden dort in HD gezeigt – schon ein Jahr nach dem Start begann die Ära der Sport-Übertragungen. Zu sehen waren zudem auch die die Olympischen Spiele und Live-Sport wie die WM-Qualifikation oder die Basketball-Bundesliga. Ansonsten umfasst das Programm Spielfilme, Serien und Dokumentationen. Anixe HD setzt allerdings nciht ausschließlich auf HD, denn der größte Teil des Programms wird auch gleichzeitg in SD ausgestrahlt.

„Durch HDTV werden Emotionen intensiver übertragen und damit in der Wirkung auf den Zuschauer multipliziert“, heißt es von Seiten des Senders. „Fernsehen wird bewusster, detaillierter und intensiver. Werbebotschaften werden in nie da gewesener Qualität und dadurch mit emotionaler Tiefenwirkung kommuniziert.“ Und genau davon will man auch weiterhin profitieren – 1500 HD-Erstausstrahlungen pro Jahr kündigt Anixe HD an. Klar, dass dabei nicht nur taufrische Waren zu sehen sind, doch auch Filmklassiker und ältere TV-Serien profitieren von der Technologie und erstrahlen in neuem Glanz.

Ob der Sender in den nächsten Jahren eine größere Rolle auf dem Markt spielen kann, bleibt abzuwarten. Einen Vorteil hat Anixe HD allerdings: Von Anfang an erreichte man eine gehobene Zielgruppe im Alter zwischen 25 und 55 Jahren. Die Kernzielgruppe sind so genannte „Early Adopters“, also Menschen, die neueste technische Innovationen oder Varianten von Produkten erwerben, obwohl diese noch sehr teuer sind – und gerade das ist für die Werbeindustrie durchaus interessant. Angesichts dessen ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die großen Sender diese Zielgruppen für sich entdecken werden.
26.05.2009 09:34 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/35125