Wachwechsel in der Late Night

Es ist soweit: US-Late-Night-Star Jay Leno übergibt nach 17 Jahren das Zepter der «Tonight Show» an Conan O'Brien. Quotenmeter.de mit den Hintergründen.

Bereits vor Jahren wurde sie angekündigt, die Übergabe der «Tonight Show». Am vergangenen Freitag war es schließlich soweit: zum letzten Mal war es Jay Leno (Foto), der zur «Tonight Show» lud. Als finaler Gast zugegen: der designierte Nachfolger Conan O'Brien. Entspannt spielten die beiden sich Anekdoten zu und übten sich in Seitenhieben auf den gemeinsamen Arbeitgeber NBC. Dazu wurden, wie schon die ganze Woche hindurch, Highlights gezeigt aus 17 Jahren «Tonight Show with Jay Leno».

Auch wenn es gegen Ende der Sendung mit einem ausgedehnten „Danke schön“ emotionaler wurde; wenig war insgesamt zu spüren vom „Ende einer Ära“, wie etwa beim Abschied des bereits zu Lebzeiten zum Fernsehheiligen erhobenen Johnny Carson. Bereits im September geht schließlich die «Jay Leno Show» auf Sendung, nun eine Stunde früher in der Prime Time. „Manche Leute fragen mich, ob ich traurig bin, die Show abzugeben“, so Leno. „Ehrlich gesagt, bin ich sehr glücklich (…) als ich die Show von Johnny übernahm, war sie die Nummer Eins im Spätprogramm. Nun übergebe ich sie an Conan und sie ist immer noch die Nummer Eins... und ich bekomme meine Kaution wieder.“ Für seinen Nachfolger hatte Leno, wie auch in der Vergangenheit, nur warme Worte übrig. Er sei die „perfekte Wahl“ für die Nachfolge.

Jay Leno hinterlässt in der Tat eine beeindruckende Bilanz. Auch wenn sie nicht mehr die kulturelle Relevanz der Vergangenheit besitzen mag. Die «Tonight Show» ist nach wie vor eines der profitabelsten Formate im amerikanischen Fernsehen. Um die 100 Millionen US-Dollar spült die «Tonight Show» jährlich in die Kassen von NBC. Bis zuletzt gelang es Leno, seine Late Night-Konkurrenz, und hier vor allem den ewigen Rivalen David Letterman (CBS), auf die Plätze zu verweisen. Zum Abschied sah es erwartungsgemäß nicht anders aus. Über 10 Millionen Zuschauer erreichte die letzte Ausgabe der «Tonight Show with Jay Leno» – bei weitem kein Rekordwert, aber sehr respektabel.

Für Conan O'Brien dürfte es kein leichtes Unterfangen sein, das Niveau seines Vorgängers zu halten, vor allem, wenn dieser mit seiner neuen Show auf Sendung geht. Nicht wenige Beobachter hinterfragen die Massentauglichkeit des einstmaligen «The Simpons»-Autors. Denn während Leno stets als der nette Comedian von nebenan reüssierte, steht O'Brien gemeinhin für einen „intellektuellen“ Humor, wie er vor allem bei Kritikern hoch im Kurs steht. O'Brien begegnet diesen Bedenken auf seine Weise: in einer der ersten Comedy-Nummern für die neue Show konfrontiert er typische «Tonight Show»-Zuschauer in inszenierten Test-Screenings mit einigen seiner schrägeren Eskapaden. Gegenüber „TV Week“ gibt O'Brien sich gelassen, was etwaigen Anpassungsbedarf betrifft: “Ich kann mich nicht völlig neu erfinden, aber es werden sich Änderungen ergeben, wie ich sie auch im Laufe der «Late Night Show» durchgemacht habe.“



Verglichen mit seinen Anfängen befindet sich Conan O'Brien freilich in einer komfortablen Position. Wurde er 1993 als Nachfolger von David Letterman mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen, ist er nun einer der Veteranen der Branche. Der nun erfolgte Karrieresprung ist seit Jahren in Planung. Spätestens seit der im Februar erfolgten Übergabe der «Late Night Show» an Jimmy Fallon laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Gestaltung des neuen Studios gelegt. Elegant sollte die Kulisse sein und sowohl dem neuen Standort Los Angeles Rechnung tragen als auch den New Yorker Wurzeln. Am Ende stand die Entscheidung für einen ausladenden Art Deco-Stil.

Darüber hinaus wird es einige Gemeinsamkeiten geben zwischen der «Late Night Show» der Vergangenheit und der künftigen «Tonight Show». Die musikalische Unterstützung kommt wie gehabt von den „Max Weinberg 7“, wenn auch nun unter dem Namen „The Tonight Show Band“. Mit Andy Richter wird zudem ein alter Bekannter an die Seite von Conan O'Brien zurückkehren. Sieben Jahre lang füllte Richter in der «Late Night Show» die Rolle des Assistenten, bevor er 2000 die Show verließ. Künftig wird Richter den “Ansager” geben, wenn auch nicht, wie etwa Ed McMahon zuvor, als ständige Präsenz neben dem Gastgeber.

Befragt zu seinen Erfolgsaussichten gibt sich O'Brien erst einmal abwartend: “Gegenwärtig befinden wir uns in einer Phase der Neuordnung. Diese Dinge werden nicht in einer Woche entschieden. Es ist ein Marathon. Wir werden einige Leute mitbringen und wir werden einige neue Leute finden müssen, und es wird sich nicht alles direkt ergeben. Aber ich bin daran interessiert, genau dort anzukommen.“
02.06.2009 08:44 Uhr  •  Manuel Niemeyer Kurz-URL: qmde.de/35262