Die Kritiker: «Ein Fall für Zwei: Das Ultimatum» (28x05)

Story
Die schwangere Viola Heidegger, liiert mit dem Frankfurter Tee- und Kaffeemagnaten Wolf Heidegger, wird aus der Tiefgarage eines Fitnesscenters verschleppt. Der Entführer fordert ein Lösegeld in Millionenhöhe und warnt Violas Ehemann, die Polizei einzuschalten. Wolf bittet seinen Anwalt Markus Lessing um Unterstützung, der sich zusammen mit Josef Matula bereit erklärt, Viola aus ihrer misslichen Lage zu befreien.

Eine erste Geldübergabe scheitert und der Entführer droht, Viola zu erschießen. Während Matula und Dr. Lessing im Umfeld und in der Vergangenheit Wolfs nach möglichen Hinweisen auf den Entführer suchen, schaltet Violas Freundin Claudia aus Verzweiflung über deren Verbleib die Polizei ein – wohl oder übel müssen sich Matula, Dr. Lessing und die Frankfurter Polizei auf eine gemeinsame Ermittlung einlassen.

Darsteller
Claus Theo Gärtner («Ein Hauch von Zeit») ist Josef Matula
Paul Frielinghaus («Väter», «Nicht von schlechten Eltern») ist Dr. Markus Lessing
Jan-Gregor Kremp («The Musketeer», «Polizeiruf 110») ist Wolf Heidegger
Aglaia Szyszkowitz («Das Sams», «Einsatz in Hamburg») ist Viola Heidegger
Sascha Göpel («Das Wunder von Bern») ist Patrick Kollo
Sven Martinek (Der Clown», Herr Lehmann») ist Armin Schütte

Kritik
In den 80er- und 90er-Jahren war die Krimiserie «Ein Fall für Zwei» das unkonventionelle Pendant zu klassischen Polizeiserien. Erstmals ging im deutschen Fernsehen keine gesetzestreuer Staatsdiener auf Verbrecherjagd, sondern ein agiler Privatdetektiv, der seinem befreundeten Rechtsanwalt unbürokratisch zur Seite stand. In der fast dreißigjährigen Serienlaufzeit hat Claus Theo Gärtner als Josef Matula immerhin vier derartiger Rechtsanwälte an seiner Seite gehabt; seit 2000 ermittelt er nun zusammen mit Paul Frielinghaus alias Dr. Markus Lessing. Vom avantgardistischen Charme der Serie ist indes nicht viel geblieben – einerseits ist Josef Matula nach fast drei Jahrzehnten wahrlich kein Jungspund mehr, andererseits sind Freigeister in der Verbrechensaufklärung heute eher Regel als Ausnahme.

Etwas angestaubt wirkt denn auch der aktuellste Fall: Viola Heidegger ist Ehefrau des Tee- und Kaffeekönigs Wolf Heidegger. Finanziell haben beide ausgesorgt, in der Beziehung läuft allerdings einiges schief. Viola verdächtigt ihren Mann einer Affäre und setzt den Sicherheitsexperten Armin Schütte aus Wolfs Firma auf den eigenen Ehemann an. Der beobachtet Wolf tatsächlich bei heimlichen Treffen mit einer anderen Frau, doch zu einer Aussprache kommt es nicht – Viola wird nach einem Fitnesskurs entführt. Wolf findet in der Wohnung neben der Lösegeldforderung der Entführer die Nachricht, dass seine Frau schwanger ist und entscheidet sich, die Polizei außen vor zu lassen. Stattdessen schaltet er seinen Rechtsanwalt Dr. Lessing und Matula ein, die sogleich zu Hilfe eilen und sich in bester Draufgängermanier des Problems annehmen. Kritisch wird die Situation, als Freundin Claudia Viola vermisst meldet und die Polizei plötzlich vor Wolfs Tür steht. Ohne triftige Gründe lässt er sich trotz bereits gescheiterter erster Geldübergabe auf die Mitarbeit der Polizei ein, während Matula und Dr. Lessing in Wolfs Vergangenheit nach Spuren suchen, um den Täter zu identifizieren.

Was sich reichlich konstruiert anhört, ist in der filmischen Umsetzung nicht viel besser gelungen. Zu absurd sind die soapesken Lebensumstände, die urplötzlich aufeinander treffen, zu festgefahren das Muster Gut-Böse – dass Wolf, per Zwischensequenz als skrupelloser Geschäftsmann enttarnt, den Entführer seiner Frau erschießen will, wird nach dem vorhersehbaren Ausgang des Falles nicht weiter thematisiert. Deutlich werden die Anleihen an amerikanische Erfolgsproduktionen, wenn Übergange zwischen zwei Szenen aus Kamerafahrten über die Frankfurter Skyline bestehen. Viel Nutzen ergibt sich dabei nicht, zu altbacken und bemüht wirken Handlung und der Versuch, ein modernes Umfeld zu schaffen.

Letztendlich bleibt ein handwerklich durchaus überzeugender Krimi, der inhaltlich in keiner Weise brillieren kann.. Vom Pepp der einstigen Erfolgsserie «Ein Fall für Zwei» ist in der neuen Folge nichts zu spüren, vielmehr versprüht die Episode bornierten ZDF-Mief. Den interessierten Zuschauer erwartet ein allenfalls solider Kriminalfall, der weder sonderlich spannend noch zeitgemäß ist.

Das ZDF zeigt «Ein Fall für Zwei» ab dem 05. Juni 2009 immer freitags um 20:15 Uhr.
03.06.2009 10:08 Uhr  •  Jakob Bokelmann Kurz-URL: qmde.de/35297