Sonntagsfragen an Jürgen Hörner (Teil II)
Quotenmeter.de sprach mit dem Geschäftsführer von kabel eins über den neuen Serien-Samstag: Wie sehr schmerzt die Absetzung von «Without a Trace» in den USA? Was passiert, wenn «Life on Mars» nur niedrige Quoten einfährt? Und: Wie zufrieden ist Jürgen Hörner mit dem Vorabend?
Herr Hörner, am 27. Juni starten Sie «Without a Trace» am Samstag - ich glaube, dass die Gefahr eines Quotenflops – wie früher am Montag – recht groß ist. Wieso sind Sie sicher, dass es nicht so sein wird?
Herr Weis, man könnte sagen, dass wir ein neues Abenteuer am Samstagabend beginnen – wir starten einen komplett neuen Serienabend und das ist immer spannend. Es ist eine große Chance auf gute Quoten. Wenn ich mir die Programme an den zurückliegenden Samstagen ansehe, dann war das Programmangebot oftmals eher dünn – es sei denn es liefen große Samstagabendshows. Wir sehen da also eine Lücke, die wir mit Top-US-Serien füllen wollen.
Erwarten Sie von Anfang an überdurchschnittliche Quoten?
Nein – eine Traumquote muss zu Beginn nicht herausspringen. Als «Without a Trace» freitags an den Start ging, brauchte die Serie etwa ein halbes Jahr, bis sie sich etabliert hat. Auch am Samstag werden wir dem Format die Zeit geben, die es braucht. Sollten wir am ersten Abend eine Quote von um die fünf Prozent Marktanteil erzielen, dann werde ich sicher nicht nervös.
«Without a Trace» in den USA abgesetzt – verstehen Sie diese Entscheidung und welche Auswirkung hat Sie auf kabel eins?
«Without a Trace» ist eine sehr erfolgreiche Serie, wir können uns glücklich schätzen, dass wir noch eine gute Strecke an Erstausstrahlungen vor uns haben. Wir zeigen zunächst die verbleibenden Folgen der sechsten Staffel und haben zudem die komplette siebte Season. Wir kommen mit Erstausstrahlungen also noch sehr gut ins Jahr 2010.
Dann fällt die Serie aber weg – das schmerzt, oder?
Natürlich. Andererseits ist «Without a Trace» auch nur eine von mehreren erfolgreichen US-Serien, die kabel eins im Programm hat. Ich denke, wir brauchen uns nicht über mangelnde Serienversorgung beklagen.
Apropos Serienversorgung: Ab 2010 gehen die neuen Warner Serien an die RTL-Gruppe. Wie sehr schmerzt das?
Warner Bros. ist ein Produktionsstudio von vielen, zudem sichert uns der aktuelle Output-Deal für 2009 noch die Warner Formate.
Gerettet hat sich die Krimiserie «Cold Case», die in den USA kurz vor dem Ende stand. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Formats?
«Cold Case» ist eine echte Bank im Programm von kabel eins. Nach dem mitunter sehr erfolgreichen Ausflug des Formats zu ProSieben haben wir die Serie nun wieder nach Hause geholt und sind mit den aktuellen Quoten wirklich sehr zufrieden.
Würden Sie mir widersprechen, wenn ich sage, dass die aktuelle sechste Staffel nicht mit den Folgen aus Staffel drei oder vier mithalten kann?
Da würde ich widersprechen – ich kann keine Qualitätseinbußen feststellen.
Sie zeigen samstags jetzt dann auch «Justice» - eine geniale Serie, wie ich finde. Wieso funktionierte die in den USA nicht?
«Justice» lief in Amerika zur Herbstsaison – und die ist bekanntlich noch stärker als bei uns in Deutschland. Neue Formate tun sich da immer schwer. Noch dazu musste die Serie gegen «Criminal Minds» bei CBS und gegen «Lost» von ABC antreten – gerade «Lost» holte damals sehr hohe Einschaltquoten. Kurzum: «Justice» hatte es von den Bedingungen her einfach schwer. Dennoch ist es eine gut gemachte und wirklich spannende US-Serie.
Ist es ein Problem für Sie, dass die Serie nur 13 Episoden umfasst?
Leider gibt es nicht mehr Episoden, was aber nicht heißt, dass diese 13 in Deutschland nicht erfolgreich sein können. Es gab auch hier zulande schon One-Season-Serien, die hohe Marktanteile generierten – zuletzt «Moonlight» bei ProSieben. «Justice» ist mit Sicherheit eines der Formate, das eine zweite Staffel wirklich verdient hätte.
Der Pilot war sehr beeindruckend, geht es ähnlich gut weiter oder fällt die Serie stark ab?
Jeder Pilotfilm ist immer ein bisschen stärker als eine normale Serienepisode – die Qualität bei «Justice» bleibt aber weiter gut.
Darüber hinaus geben Sie «Life on Mars» eine weitere Chance: Hohe Quoten sind dabei wohl nicht zu erwarten?
Wir haben bewusst den Sendeplatz um 23.00 Uhr ausgewählt. Am Wochenende vor dem Start zeigen wir samstags und sonntags in der Nacht zur Einstimmung noch einmal alle Episoden der ersten Staffel. Wir schätzen die Serie bei kabel eins sehr. Es ist allerdings richtig, dass ich nicht euphorisch bin, was die Quotenerwartung angeht.
Können Sie denn garantieren, dass selbst bei schlechten Quoten in jedem Fall alle Episoden der zweiten Staffel gezeigt werden?
Unbedingt. Wir zeigen garantiert alle Folgen.
Wie überrascht waren Sie von den Ereignissen rund um «Medium»?
In den USA ist es nicht so Unübliches, wenn eine Serie mal den Sender wechselt. Wir sind sehr froh, dass sich alles so entwickelt hat, denn bei NBC wäre das Format nicht fortgesetzt worden. CBS hat nun sogar eine volle Staffel von «Medium» bestellt. Es ist übrigens sehr interessant, dass CBS «Medium» nun freitags nach «Ghost Whisperer» einsetzt – diese Konstellation hatten wir bei kabel eins ja jahrelang.
«Two and a Half Men» wurde in den USA verlängert – die Sitcom hat Ihnen am frühen Nachmittag Topquoten beschert – jetzt holt man rund 10 Prozent. War die Verlegung ein Fehler oder sind Sie hier auch ganz entspannt?
Ganz entspannt. Wir sind mit unserer Sitcom-Schiene Marktführer der Sender der zweiten Generation. Mit der Verlegung von «Two and a Half Men» holen wir jetzt nach 16.00 Uhr und noch dazu auch mit den Wiederholungen nach 12.00 Uhr zweistellige Marktanteile.
Wegen der guten Quoten fordern Fans nun endlich eine Ausstrahlung des Formats in der Primetime. Können Sie das nachvollziehen?
Durchaus. Da sind Überlegungen in diese Richtung sicher gerechtfertigt.
Wie zufrieden sind Sie mit «Fast Food Duell» und «Achtung Kontrolle!»?
Da bin ich absolut zufrieden – wir holen hin und wieder Werte über sieben Prozent, liegen im Schnitt gut auf Senderschnitt. Beide Formate werden auch im Herbst weitergeführt.
Welche Pläne haben Sie mit dem quotenschwachen Donnerstag und Sonntag?
Am 21. Juni starten wir mit «Mein Revier» eine neue Doku am Sonntag – donnerstags setzen wir nun auf «Mein Mann, sein Hobby und Ich» und geben darüber hinaus den «strengsten Eltern der Welt» noch eine Chance. An beiden Abenden wird kabel eins weiterhin auf Dokutainment setzen – derzeit sind wir dabei würdige Nachfolger für «Mein neues Leben» zu entwickeln, das lange Zeit sehr erfolgreich gespielt wurde.
Am Vorabend starten Sie ein neues Format namens «Job-Duell», das inhaltlich an das zuletzt durch oft unterdurchschnittlich laufende «Deine Chance!» bei ProSieben erinnert.
Man kann die beiden Formate nicht vergleichen: Wir setzen wieder auf die klassische Bewerbungssituation: 4 Bewerber kämpfen eine Woche lang um ihren Traumjob, zum Beispiel in einer Restaurant-Küche. Wir testen die Sendung zunächst vier Wochen lang und werden uns dann die Ergebnisse ansehen.
Vielen Dank für das Interview, Herr Hörner.