Der "King of Pop" ist tot - und bei n-tv und N24 wird geschlafen. Das traurige Fazit einer traurigen Nacht.
Millionen Fans in aller Welt stehen unter Schock: Popstar Michael Jackson ist im Alter von 50 Jahren an Herzversagen gestorben. Der Tod des „King of Pop“, der vier Jahrzehnte im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand, bewegt die Fans – und hält die Fernsehsender weltweit in Atem.
Die amerikanischen Stationen stellten ihr Programm schon früh um und kennen derzeit nur ein Thema – zahlreiche Journalisten aus aller Welt haben sich vor der Klinik in Los Angeles versammelt, in die Jackson am Donnerstag eingeliefert wurde. Sie stehen zwischen unzähligen Fans, die sich bereits nach Eintreffen der ersten Spekulationen über den kritischen Gesundheitszustand Jacksons sofort auf den Weg gemacht haben, um letztlich traurige Gewissheit zu erlangen.
Inzwischen sind auch die deutschen Fernsehsender aufgewacht, um über den Tod des wohl größten Popstars der vergangenen Jahrzehnte zu berichten. „Michael Jackson ist tot – kommt schnellstmöglich zur Arbeit“, soll die Redaktion von N24 in der Nacht seinen Moderatoren gesagt haben, wie Nachrichten-Mann Alexander Siemon am Vormittag on air erzählte. Tatsächlich aber war davon nicht viel zu sehen: Einzig ein Laufband informierte stundenlang über das Thema, das die Welt für die nächsten Tage wohl wie kein anderes bewegen wird - und selbst das war oft nicht wirklich aktuell.
Der "King of Pop" ist tot - und bei n-tv und N24 wird geschlafen. Das traurige Fazit einer traurigen Nacht.
Selbst als der Tod Jacksons sicher war, war bei N24 noch immer noch „unbestätigten Berichten“ eines Feuerwehrmannes die Rede. Etwas schneller informierten die Kollegen von n-tv in ihrem Laufband, um 01:05 Uhr wurde schließlich sogar eine kurze Sondersendung gebracht – aber erst, nachdem ein ausführlicher Bericht über ein Golf-Turnier zu Ende ausgestrahlt wurde. So sieht offenbar modernes Nachrichten-Fernsehen im 21. Jahrhundert aus. Wer sich in der Nacht zu Freitag über den „King of Pop“ informieren wollte, dem blieb – für das sich immer wieder selbst lobende Fernsehen bezeichnend – nur das Internet.
Oder eben der Wechsel zu Sendern im Ausland: Während die Redaktionen von n-tv und N24 im Tiefschlaf zu sein schienen, fuhr etwa der britische Nachrichtenkanal BBC World News eine umfassende Berichterstattung mit Schalten nach Hollywood und zu einem Gerichtsmediziner, der Jacksons Tod in einem mehrminütigen Interview bestätigte – das hatte er kurz zuvor bereits beim amerikanischen News-Sender CNN getan, der mit seinen Sondersendungen eine gute Mischung fand zwischen Stillen des Informationsbedürfnisses seiner Zuschauer und Würdigung der Werke des Pop-Königs.
Michael Jackson ist tot – und das deutsche Nachrichtenfernsehen auch. Einmal mehr stellten die deutschen Sender unter Beweis, wie unflexibel sie sind, wenn abseits der regulären Arbeitszeiten eine Nachricht hereinflattert, die so weltbewegend ist, dass sie eine Sondersendung geradezu herausfordert. Zu sehen war davon bei n-tv und N24 ebenso wenig wie bei den großen Sendern. Dass sich insbesondere junge Menschen vom Medium Fernsehen verstärkt abwenden und ihre Informationen über Twitter, Facebook & Co. suchen, sollte die Macher nicht überraschen.