Die Kritiker: «Die Königskinder: Victoria und Daniel»

Story
Wozu braucht die moderne Welt noch Monarchien? Welche Funktion erfüllen Bürgerliche als Partner der Prinzen und Prinzessinnen innerhalb der jeweiligen Königshäuser? Diesen Fragen geht die zweite Staffel der ZDF-Dokumentarreihe «Die Königskinder» nach.

In vier neuen Folgen werden vier europäische Thronfolger und ihre bürgerlichen Partner vorgestellt. In “Victoria und Daniel – Der Prinz aus Ockelbo”, dem ersten Teil der Reihe «Die Königskinder», begeben sich die Autoren auf Spurensuche und dokumentieren die gegensätzlichen Lebenswege von Daniel und Victoria. In exklusiven Interviews diskutieren Mitglieder der Königsfamilie, Freunde von Daniel Westling, Befürworter und Kritiker das private Glück des Paares und darüber, welche Herausforderungen auf Daniel Westling zukommen und wie die Hochzeit das Ansehen der Monarchie verändern könnte. Bislang unveröffentlichte Aufnahmen von Daniel und Victoria sowie opulente Bilder von Originalschauplätzen ermöglichen dem Zuschauer, in das Leben des Paares einzutauchen und sich ein Bild von der waschechten Prinzessin und ihrem “Prinzen” aus der Provinz zu machen.

Kritik
Die neue Staffel der Dokumentationsreihe «Die Königskinder», die unter der Leitung von Guido Knopp gedreht wurde, beginnt also mit Viktoria von Schweden, die den Bürgerlichen Daniel Westling geheiratet hat. Die Doku beginnt mit Aufnahmen des Paars in Rio de Janeiro, wo sie sich erstmals der Öffentlichkeit zeigten. Sofort wird die Frage aufgestellt, wie das schwedische Volk mit damit umgehen würde und welcher Druck auf dem Bürgerlichen Daniel Westling lasten würde. Befragt werden Hofberichterstatter und der Mentor von Viktoria von Schweden Herman Lindquist. Schnell wird klar, dass es mehrere kritische Stimmen zur Liaison von Daniel Westling und Viktoria von Schweden gibt. So auch vom König von Schweden selbst, dem obersten Monarchen. Es soll viele Diskussionen und Streit gegeben haben, so die Hofberichterstatterin. Das Ausgangsszenario und das Hauptthema der Dokumentation sind also sofort ersichtlich.

Sind die durch Heirat zu Prinzen und Prinzessinnen gewordenen Bürgerlichen wirklich der Schlüssel zum Erfolg? Das alte Märchen vom Aschenputtel, das Prinzessin wird, ist nicht nur Stoff zum Träumen – es stärkt auch das Identitätsgefühl eines Volkes. Doch Traditionalisten sehen die Zukunft der Monarchien durch so viel Volksnähe gefährdet. Sie glauben, dass die Magie abhanden kommt, wenn der Schleier gelüftet wird. So jubelte nicht jeder Schwede zum Beispiel, als Kronprinzessin Victoria ihre Verlobung mit Daniel Westling aus Ockelbo, einer 6.000-Seelen-Gemeinde in Zentralschweden, bekannt gab. Mit Argusaugen beobachtete die Öffentlichkeit die wachsende Liebe zwischen der Kronprinzessin und ihrem Fitnesstrainer.

Guido Knopp und sein Team haben eine interessante Dokumentation geschaffen. Nach der Einführung wird Daniel Westlings Heimatort vorgestellt und die dort lebenden Menschen befragt (Elche wurden nach Viktoria und Daniel benannt), ehe auch die Königsfamilie beleuchtet wird. Somit ist der Sprung vom Bürgerlichen ins Königshaus geschafft. Die zu Anfang direkt aufgeworfenen Fragen werden in der Mitte der Doku-Reihe in einer kontroversen Diskussion – von mehreren Einzelinterviews zusammengeschnitten - zwischen Befürwortern und Gegner des Königspaares behandelt und abschließend somit zufriedenstellend beantwortet. Die 45-minütige weckt Interesse an dem Thema. Als Material hat Guido Knopps Team sowohl offizielle Aufnahmen wie zum Beispiel jene von der Pressekonferenz zur Verlobung des Paares oder die ersten öffentlichen Bilder des Paares aus Rio de Janeiro. Aber auch bislang noch ungesehenes Material wird gezeigt und mit dem bekannten ergänzt. So lässt sich insgesamt sagen, dass dadurch doch ein bleibender Eindruck des Königspaares gewonnen werden kann. Anhand mehrerer Fakten, die Guido Knopp in der der Dokumentation nennt, den verschiedensten Meinungen unterschiedlichster Menschen, vom Hofberichterstatter, dem Mentor Viktorias über die Kusine von Viktoria, der Schwester des Königs bis hin zu Vorsitzenden des Adelverbands, die den Sachverhalt kommentieren, und schließlich dem überzeugenden Filmmaterial, kann sich der Zuschauer eine eigene Meinung zu dem Königspaar bilden. Die Dokumentation hat damit ihr Ziel erreicht, was sie vollends gelingen lässt.

Die drei weiteren Episoden von «Königskinder» beschäftigen sich dann in den kommenden Wochen mit dem englischen Kronprinzen William und seiner langjährigen Freudin Kate Middleton (7. Juli), dem dänischen Prinzen Frederik und Mary Elizabeth Donaldson (21. Juli), sowie Felipe von Spanien und Letizia Ortiz (28. Juli).

Den ersten Teil der zweiten Staffel «Die Königskinder» über Viktoria von Schweden und Daniel Westling zeigt das ZDF am 30.06.2009 zur Primetime um 20:15 Uhr.
29.06.2009 13:46 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/35842