Serienlexikon: «Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI»

Die 202-teilige US-Mysteryserie wurde eine der zentralen Kultserien der 90er Jahre. Quotenmeter.de blickt zurück und erinnert noch einmal an den Kult um den weltweiten Hit.

Als am 10. September 1993 auf dem damals noch kleinen Network FOX die Serie «Akte X» das Licht der Welt erblickte, löste sie einen wahren Mysteryboom auf der ganzen Welt aus. Sie erfand das Genre zwar nicht neu – schließlich gab es bereits vorher Produktionen wie «Twin Peaks», «V – Die außerirdischen Besucher kommen» oder «Twilight Zone» - schien aber zu Beginn der 90er den Trend der Zeit erkannt zu haben, wie kaum ein anderes Format. Schon vor dem September 2001 machte es Verschwörungen der amerikanischen Regierung zu einem zentralen Bestandteil der Handlung.

Im Zentrum der Serie stand der FBI-Special Agent Fox Mulder, der mit der Aufklärung der sogenannten X-Akten beauftragt war. Dahinter verbargen sich die Fälle des FBI, die ungeklärt blieben und meist mit übernatürlichen Phänomenen verbunden waren. Mulder selbst war für diese Geschichten sehr empfänglich, glaubte er doch an die Existenz von außerirdischem Leben, seit seine Schwester im Kindesalter von Außerirdischen entführt wurde. Die Ermittlungen des engagierten Agenten waren jedoch der Regierung ein Dorn im Auge, da er dabei auch immer wieder auf geheime Regierungsaktionen stieß. Aus diesem Grund teilte man Mulder zu Beginn der Serie Special Agent Dana Scully, gespielt von Gillian Anderson, zu. Die von Natur aus skeptische Naturwissenschaftlerin sollte Mulder überwachen und ihren Vorgesetzten regelmäßig Bericht erstatten.

Im Laufe ihrer Zusammenarbeit schweißte sich das Team immer mehr zusammen und auch Scully musste ihre Skepsis immer wieder ein Stückweit aufgeben. Schließlich wurde sie im Laufe der Zeit selbst von Außeririschen entführt, wodurch sie Krebs bekam und empfing ein Baby von Außeririschen, das bereits kurz nach der Geburt telepathische Fähigkeiten zeigte.

Die einzelnen Episoden der Serie ließen sich grob in zwei Kategorien unterteilen. Es gab auf der einen Seite die klassischen Ermittlungsfolgen, bei denen Scully und Mulder ein unerklärliches Phänomen untersuchten. Die Ermittlungen führten sie meist in eine abgelegene amerikanische Kleinstadt. Der Fall konnte oft nicht abschließend geklärt werden, da es entweder keine schlagkräftigen Beweise gab oder diese verschwanden. Der andere Teil der Episoden beschäftigte sich mit der riesigen Verschwörung um eine geheime Alien-Invasion und die Züchtung von Alien-Mensch-Hybriden. Vor allem bei diesen Episoden trafen die Ermittler auf die legendären Nebenfiguren wie der Krebskandidat, Mr. X oder die einsamen Schützen.



Interessanterweise wuchsen die Einschaltquoten in Amerika und auch bei uns in Deutschland von Beginn der Serie immer weiter an und erreichten in der fünften Staffel ihren Höhepunkt. Bereits in der vierten Staffel wurde dem Format die Ehre zu Teil direkt im Anschluss des legendären «Superbowls» auf Sendung zu gehen, was der Serie den endgültigen Schub gab. In ihrem Fahrwasser entstanden weitere Serien wie «Dark Skies», «Strange World» «Mysterious Ways», «The Visitor» oder «Outer Limits». Auch heutige Serien wie «Carnivalé», «Lost» oder «Supernatural» sind auf den Erfolg von «Akte X» zurückzuführen. Die Serie brachte zudem das Spin-Off «Die einsamen Schützen» hervor, die sich den exzentrischen Computerfreaks Ringo Langly, John Fitzgerald Byers und Melvin Frohike widmete. Der Ableger setzte mehr auf Comedy als das Original und konnte daher das Publikum nicht überzeugen. Die drei Hauptcharaktere kehrten anschließend wieder zu «Akte X» zurück und wurden dort wenig später ermordet. Serienerfinder Chris Carter brachte im Jahr 1996 mit «Millennium» sogar eine eigene weitere Mysterserie auf den Weg, die es auf immerhin drei Staffeln schaffte.

Der Erfolg der Serie führte auch zu zwei Kinofilmen. Der erste, der in Deutschland den schlichten Titel «Akte X – Der Film» trug, entstand im Jahr 1998 und war in die Handlung der Serie zwischen Staffel fünf und sechs eingebettet. Der zweite Film mit dem deutschen Titel «Akte X – Jenseits der Wahrheit» entstand erst im Jahr 2008 – also bereits nach dem Ende der Serie - und vereinte erneut David Duchovney und Gillian Anderson.

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Die 202-teilige US-Mysteryserie wurde eine der zentralen Kultserien der 90er Jahre. Quotenmeter.de blickt zurück und erinnert noch einmal an den Kult um den weltweiten Hit.

Als sich «Akte X» im Laufe der Jahre zu einer verlässlichen Konstante im Programm entwickelte, wurde den Autoren auch mehr Freiheit bei der Entwicklung der Geschichten gelassen, sodass diese sich zum Teil immer mehr vom Original-Konzept entfernten. Dabei entstanden einige sehr bemerkenswerte und innovative Folgen. Es sei an dieser Stelle an die sehr witzige Episode erinnert, in der sowohl Scully als auch Mulder nacheinander ihre Erinnerungen an eine Geschichte schildern, was zu enormen Abweichungen führte. Vielen Fans der Serie gefiel diese Entwicklung jedoch nicht. Die sehr atmosphärischen Ermittlungen zu Beginn der Serie wurden ihrer Meinung nach zu sehr verraten. Auch wurden die immer wilder werdende Verschwörung oft kritisiert. Allein die Geschichte um Scullys Entführung und deren unbefleckte Empfängnis zeigte wie übertrieben und abstrus die Geschichten zum Ende der Serie wurden. Auch die Aufdeckung, dass der Krebskandidat in Wahrheit Mulders Vater ist, wurde von vielen Fans nur widerwillig angenommen.

Doch das Ende der Serie wurde erst mit der Ankündigung Duchovneys auszusteigen besiegelt. Zunächst verließ er die Serie ab der siebten Staffel für einen kurzen Zeitraum. Dies wurde damit erklärt, dass Mulder von Außerirdischen entführt wurde. Seine Arbeit an den X-Akten setzte Scully mit ihrem neuen Kollegen John Dogget (Robert Patrick; bekannt als der böse Terminator in «Terminator 2 – Tag der Abrechnung») fort. Ab Mitte der achten Staffel tauchte Mulder dann wieder auf, verließ jedoch am Ende dieser Season das FBI endgültig.

Den Verlust der charismatischen Hauptfigur konnte Patrick nicht ersetzen. Auch eine dritte Agentin (Monica Reyes, gespielt von Annabeth Gish) füllte die Lücke nicht aus, sodass die neunte Staffel die letzte wurde. Für das große Serienfinale, in dem die wichtigsten Handlungsstränge endlich aufgelöst wurden, kehrte Duchovney noch einmal in seine Paraderolle zurück und verhalf der Serie zu einem würdigen Abschluss.



Nach dem Ende der Serie blieb den beiden Hauptdarstellern die große Karriere allerdings versagt, waren sie doch zu sehr auf ihre Rollen festgelegt. Wenn es David Duchovney einmal ins Kino abseits von «Akte X» schaffte, dann wie im Fall von «Evolution» oder «Zoolander» nur mit einer Rolle, die Mulder parodierte. Erst im Jahr 2007 feierte er mit seiner Hauptrolle in der von Kritikern hoch gelobten Serie «Californication» ein eindrucksvolles Comeback. Gillian Anderson war abgesehen von der 15teiligen BBC-Serie «Bleak House» in keiner weiteren Serie mehr zu sehen und schaffte es auch nur in einer Handvoll Filmen aufzutauchen, u.a. «Der letzte König von Schottland» und «New York für Anfänger». Hin und wieder spielte sie hingegen Theater.

In den neun Jahren, in denen «Akte X» lief, beeinflusste die Serie auch weitere Formate dieser Zeit. So gibt es eine legendäre Episode der «Simpsons», in der Scully und Mulder in Springfield ermitteln. Selbst in der Sitcom «Hör’ mal wer da hämmert» gibt es eine Anspielung auf die Mysteryserie. In einer Traumsequenz stellt sich Tim vor, dass er ein FBI-Agent wäre, der den Namen „ABC Taylor“ trägt. Dabei bezieht sich das ABC auf den Sender seiner Sitcom und spielt auf Mulders Vornamen Fox an, der wiederum auf dessen Sender basiert. Darüber hinaus verkaufte die Firma Matel sogar Barbiepuppen von den beiden Agenten.

In Deutschland wurde die Serie erstmals ab September 1994 bei ProSieben gezeigt und entwickelte sich schnell zu einem der erfolgreichsten Formate des Senders, das oft über vier Millionen Zuschauer erreichen konnte - und das, obwohl es immer wieder auf einen anderen Sendeplatz verschoben wurde. So war die Serie mal montags um 20.15 Uhr, dann dienstags um 21.15 Uhr und auch donnerstags um 20.15 Uhr zu sehen. Ab 2003 wiederholte Kabel eins die Serie auf diversen Sendeplätzen.
04.07.2009 09:02 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/35923