Die Kritiker: «Der Mann auf der Brücke»

Story
Bernie Berninger, Anfang 60 und Kioskbesitzer, beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Der Eiserne Steg, die bekannte Frankfurter Mainbrücke, scheint ihm, dem eingefleischten Wahl-Frankfurter mit Wiener Abstammung, der geeignete Ort. Doch auch bei diesem Unternehmen verlässt ihn das Glück wie so oft in seinem Leben. Statt sein Leben zu verlieren, rettet er mehr versehentlich denn bewusst das Leben des kleinen Lukas, Sohn des amtierenden Oberbürgermeisters Tom Tornow. Seine Arbeit lässt ihm wenig Zeit für seinen kleinen Sohn, und so ist Lukas seit dem Tod seiner Mutter im Internat. Nur in den Ferien - wie gerade jetzt - darf er zu Hause sein.

Da sich Tom Tornow aber im Wahlkampf befindet, kümmert sich lediglich die strenge Haushälterin Frau Feldmann um Lukas. Umso mehr freut sich Lukas darüber, dass sein Vater seinen Retter Bernie Berninger in ihrem Haus einquartiert. Bernie hingegen weiß nicht recht, wie ihm geschieht, und steht dieser Einquartierung sehr skeptisch gegenüber. Der kleine Bengel mit seinen Sympathiebekundungen geht ihm eher auf die Nerven. Doch nach und nach erobert Lukas das Herz des alten Pessimisten. Als Bernie feststellt, dass sein Einzug ins Haus der Tornows nur ein Teil der Wahlkampfstrategie ist, um der Gegnerin Carla Regnier Wählerstimmen abzujagen, nimmt Bernie den Kampf auf.

Nach dem Motto „ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrungen" setzt er all diese ein und kämpft für seine Interessen und die des kleinen Lukas. Dabei durchkreuzt er die Machtspiele der Politiker, und zumindest Tom Tornow und seine Gegnerin Carla Regnier kommen ins Nachdenken.

Darsteller
Peter Lerchbaumer («Mein Mann, der Trinker») ist Bernie Berninger
Henry Stange («Stürmische Zeiten») ist Lukas Tornow
Stephan Kampwirth («Ein Dorf schweigt») ist Tom Tornow
Claudia Michelsen («Die 25. Stunde») ist Carla Regnier
Nele Mueller-Stöfen («Einer bleibt sitzen») ist Jana Schweiger
Tim Seyfi («Zwillingsküsse schmecken besser») ist Dr. Daniele Duhn
Wolfram Koch («Die Gräfin») ist Nick Mollendorf

Kritik
Schon das dem Film zu Grunde liegende Konzept ist nahezu so alt wie das Medium Film selbst. Ein vom Schicksal gebeutelter, armer Mann mit einem Hang zur Cholerik, aber einem Herz aus Gold wird mit einem emotional kalten, erfolgssüchtigen Spießer aus der Oberschicht zusammengebracht. Dass solche Filme stets in unerträglichem Kitsch enden, sollte bekannt sein. «Der Mann auf der Brücke» ist hier keine Ausnahme.

Der ewig grantelnde Berninger rettet dem Sohn des Frankfurter Oberbürgermeisters Tornow, der mitten im Wahlkampf steckt, das Leben, und kurz darauf wird sein Kiosk vom Räumungskommando in seine Einzelteile zerlegt. Klar, dass das wahlkampfstrategisch böse Konsequenzen für Tornow nach sich ziehen kann. Und spätestens hier beginnen die schweren Glaubwürdigkeitsmängel des Stoffs: Denn während die beiden Spitzenpolitiker Tornow und seine Konkurrentin Carla Regnier stets darüber meckern, dass ihr Wahlkampf zu einer Seifenoper verkommt, passiert genau das mit der Dramaturgie des Films. Ein Klischee reiht sich an das nächste und dem triefenden Kitsch kann man nicht entfliehen. Denn wenn sich im dritten Akt die Hamburger Spitzenpolitik in einem heruntergekommenen Kiosk am Stadtrand zu einer “Worscht” versammelt, kann man den Film wirklich nicht mehr ernst nehmen.

Ein starker Wermutstropen ist dann natürlich auch, dass Dialoge mit Sätzen wie “Wenn man weg ist, kann man ja nicht mehr reden” enden. Wenn das das Tiefsinnigste ist, was Rolf Silber, Autor und Regisseur dieses Machwerks, über einem weißen Blatt Papier einfällt, sollte er seine Berufswahl vielleicht noch einmal überdenken. Doch seine Inkompetenz ist nicht allein am qualitativen Versagen dieses Films schuld. Denn auch der Hauptdarsteller Peter Lerchbaumer kann in seiner Figur nicht überzeugen und spielt seine Rolle ohne jeden Tiefgang. Lediglich Claudia Michelsen als Clara Regnier schafft es, ein wenig Niveau in «Der Mann auf der Brücke» zu bringen. Die neue Ausgabe des “FilmMittwochs im Ersten” bietet leider wieder einmal einen äußerst schalen und mangelhaft umgesetzten Stoff.

Das Erste strahlt «Der Mann auf der Brücke» am Mittwoch, dem 26. August 2009, um 20.15 Uhr aus.
25.08.2009 09:26 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/36872