Die Kritiker: «SOKO Leipzig - The Bill»

Story:
Hauptkommissar Hajo Trautzschke bekommt am frühen Morgen einen besorgten Anruf aus London: Sein Patenkind Charlotte Fischer, die in London studiert, wurde in der Nähe der Tower Bridge entführt. Sofort macht sich Hajo mit Oberkommissarin Ina Zimmermann und dem Stiefvater der Entführten, Karl Wegner, auf den Weg in die englische Hauptstadt, wosie von der aufgeregten Mutter Helen Wegner bereits erwartet werden.

Von britischer Seite werden Detective Chief Inspector Jack Meadows und sein Team mit dem Fall betraut. Irritiert stellen sie fest, dass die deutsche Polizei schon vor Ortist. Nach anfänglichem Kompetenzgerangel nehmen sie die Ermittlungen gemeinsam auf.

Darsteller:
Andreas Schmidt-Schaller («Der Clown») ist Hajo Trautzschke
Marco Girnth («Die Strandclique») ist Jan Maybach
Melanie Marschke («Sehnsucht nach Neuseeland») ist Ina Zimmermann
Simon Rouse («Dead Romantic») ist Detective Chief Inspector Jack Meadows
Bruce Byron («Paradise Heights») ist Detective Constable Terry Perkins
Chris Simmons ist Detective Constable Mickey Webb
Tyron Ricketts ist Patrick Grimm



Kritik:
Schon vor der Ausstrahlung in Deutschland gewann das Crossover der Krimiserien «SOKO Leipzig» und «The Bill» einige Preise. In England erfolgte die Ausstrahlung unter dem Titel „Proof of Life“ bereits mit großem Erfolg. «The Bill» läuft in Großbritannien schon seit 26 Jahren, ist so etwas wie das «SOKO 5113» der Engländer. Die erste Hälfte des Films – rund 50 Minuten – spielt in London, der zweite Teil der Produktion ist dann in Leipzig beheimatet. Die Drehbücher zu dem Stoff "Entführung in London" wurden gemeinsam von dem britischen Autor Steve Bailie und den deutschen Autoren Frank Koopmann und Roland Heep entwickelt. Der britische Regisseur Robert del Maestro arbeitete eng mit dem deutschen Kameramann Henning Jessel zusammen.

Das Werk, das dabei entstand, kann sich durchaus sehen lassen. Anfangs wird ein wenig zu viel mit Klischees gearbeitet, die sprachlichen Unterschiede wurden zu deutlich herausgearbeitet: Man schreibt „Fischer“ in Deutschland nun einmal mit „c“ und eben nicht „Fisher“ – genauso wie man Charlotte eben nicht „Scharlott“ ausspricht. Dass darauf mehrmals hingewiesen wird, ist überflüssig. Hajo Trautzschke wird in den ersten Minuten obendrein zu sehr als sich nicht unter Kontrolle habender deutscher Polizist dargestellt.

Das entspricht seiner Figur eigentlich nicht, wird von den Autoren aber durch die starke emotionale Einbindung in den Fall erklärt. Während die ersten 15 Minuten wie im Fluge vergehen, folgt dann eine Phase, die einen leichten Hänger hat. Es ist der einzige des Crossovers und deshalb gut zu verkraften. Vor allem ab der Hälfte der Produktion wird dann ordentlich Fahrt aufgenommen. «SOKO Leipzig»-Fans werden sich möglicherweise aber doch wundern.

Der 90-Minüter ist deutlich anders als die normale ZDF-Serie, aber dennoch gut. Die Zusammenarbeit mit dem Team von «The Bill» hat dem ZDF-Format sehr gut getan und es wäre nach der Betrachtung des vorliegenden Materials mehr als wünschenswert, dass sich diese fortsetzt. Allzu wahrscheinlich scheint dies vorerst nicht zu sein. Positiv zu erwähnen ist auch, dass die Macher den chronisch miserabel spielenden Tyron Ricketts in den ersten 50 Minuten nicht auftauchen ließen – eine Wohltat für den Fernsehzuschauer.

Sorgen um eine schlechte Synchronisation – weite Teile des Films wurden in englischer Sprache aufgenommen – muss man sich übrigens nicht machen. Anfangs fällt die Nachbearbeitung in manchen Szenen zwar auf, nach kurzer Zeit ist dies jedoch wieder vergessen. «SOKO Leipzig – The Bill» sollte am Freitagabend auf keinen Fall verpasst werden – vor allem Filminteressierte werden Gefallen finden an der deutlich erkennbaren englischen Machart der Produktion.

ZDF strahlt «SOKO Leipzig – The Bill: Entführung in London» am Freitag, 04. September 2009, um 21.15 Uhr aus.
02.09.2009 11:29 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/37043