So viele Fans hatte Stefan Raab noch nie

Eigentlich verloren, aber trotzdem gewonnen: Am Samstag gab’s Rollentausch bei «Schlag den Raab» – und Stefan Raab hatte so viele Fans wie noch nie.

Worin liegt eigentlich der große Erfolg von «Schlag den Raab» begründet? Seit nunmehr drei Jahren ruft ProSieben-Allrounder und ARD-Hoffnung Stefan Raab mehrmals im Jahr zum großen Samstagabend-Mehrkampf-Wettbewerb gegen meist deutlich jüngere Kandidaten, die in puncto Ausdauer und Training dem gelernten Metzger in der Regel klar überlegen sind.

Dass Raab nicht selten gewinnt und den Jackpot vor der Sommerpause auf drei Millionen Euro stiegen ließ, der schließlich von einem 26-jährigen Chemie-Doktorand geknackt wurde, liegt nicht zuletzt an Raabs fast schon unglaublichem Ehrgeiz, den er in fast jeder Ausgabe seiner Erfolgsshow an den Tag legt. Sein verbissener Einsatz in für ihn schier aussichtslosen Spielen bescherte dem inzwischen 42-Jährigen schon zahlreiche Siege.

Die hohen Zuschauerzahlen sind letztlich eben nur zum Teil auf das grandios einfache Konzept der zudem hochklassig und aufwendig produzierten Show zurückzuführen – es ist Raab, der die Menschen zum Einschalten bewegt. Und zwar aus zweierlei Gründen: Weil sie ihn lieben oder eben weil sie ihn hassen und vor einem Millionenpublikum scheiten sehen wollen. Stefan Raab polarisiert, das war schon immer so. In seiner Sendung treibt Raab diesen Aspekt in perfekter Weise auf die Spitze.



Die erste Sendung nach der Sommerpause schien zunächst nach dem gleichen Muster abzulaufen: Da stand der freundliche und gut gelaunte Apotheker Hans-Martin auf der Treppe, der – wie sich dann doch recht schnell herausstellen sollte – mit seinen 24 Lenzen schon eine erstaunliche Selbstschätzung an den Tag legte. Wohl noch nie in der dreijährigen Geschichte schien ein Kandidat bei «Schlag den Raab» derart von sich überzeugt gewesen zu sein wie es Hans-Martin war. Dabei schien die Inszenierung seines Kampfeswillen zunächst gar keine Früchte zu tragen, schnell führe Stefan Raab mit 10:0.

Schnell wurde klar: Zum Publikumsliebling sollte Hans-Martin am womöglich wichtigsten Abend seines Lebens nicht mehr mutieren und sich allenfalls selbst schlagen. Seine Siegesposen und Schmähversuche gegenüber Raab, wenn der mal eben in der Eile die USA nach Europa verlegte, gerieten für die meisten Zuschauer wohl beinahe schon zum Fremdschäm-Faktor, der dann beim Diskurswurf noch auf die Spitze getrieben wurde. Hans-Martin sah schon wie der sichere Sieger aus, fragte Raab gar, ob er überhaupt noch werfen sollte – doch da war es dann wieder, das Kampfschwein Raab. Der Moderator zeigte seinem jungen Kandidaten, wer Herr der Show ist und siegte in quasi letzter Sekunde mit einem Gewaltwurf, der Hans-Martin nur betrübt in die Kamera schauen ließ und ihm für einen kurzen Moment die Stimme verschlug.

Gut, dass Werbung folgte, in der er sich erholen konnte – und schließlich zum Überholen ansetzte, was alles andere als im Sinne der Zuschauer zu sein schien. Da war es fast schon keine Überraschung mehr, als das sonst recht ausgewogene Studio-Publikum den Kandidaten am Ende mit Buh-Rufen verschmähte, als der nach vier Stunden Wettkampf im Münzen-Schnippen gegen Raab gewann. Irgendwie war er dadurch dann wieder der Sieger seiner eigenen Show, vielleicht sogar mehr denn je. Wichtiger noch ist allerdings diese Erkenntnis: Das Konzept von «Schlag den Raab» funktioniert selbst dann noch, wenn Raabs Herausforderer dem Hausherren die Show zu stehlen droht und die eigentlich festgelegten Rollen zwischen Kandidat und Raab getauscht werden. Wie auch immer: Raab ist (fast) immer der strahlende Sieger.
13.09.2009 09:49 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/37224