Nach dem TV-Duell: Die Gewinner und Verlierer

Das TV-Duell ist gelaufen, sonderlich spannend war es nicht. Dabei war mehr drin – auch in der Vor- und Nachberichterstattung der Sender. Ein Kommentar von Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei.

„Wir haben das Duell bekommen, das wir vedienen.“ Ganz so falsch dürfte Günther Jauch als Gast bei ARD-Talkerin Will bei seiner Kurz-Analyse des TV-Duells zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier gar nicht gelegen haben. Ein Unentschieden mit leichten Vorteilen für den Vizekanzler – so lautete die überwiegende Einschätzung nach dem Aufeinandertreffen, das fast schon erwartungsgemäß ohne große Höhepunkte auskommen musste.

Das Konzept: Zwei Spitzenpolitiker, vier Moderatoren, fünf Fernsehsender. Das Resultat: Ein weitgehend spannungsarmes Aufeinandertreffen, das das erwartete Selbstgespräch eine Regierung war, die in den vergangenen vier Jahren mal mehr, mal weniger gut gemeinsam regierte. Mehr als bei den Duellen der vergangenen Wahlkämpfe lag es also an den Fragestellern, die Themen anzusprechen, die Differenzen zwischen den Kandidaten zutage fördern würden.



Genutzt wurde diese Chance allerdings nur selten – leider. Dass Steinmeier und Merkel sich auch nach einer Legislaturperiode noch immer nicht duzen würden, fand RTL-Mann Peter Kloeppel zu Beginn des Aufeinandertreffens am wichtigsten und war wohl auch das schärfste Mittel, das er gegen die drohende Langeweile beim Zwiegespräch zwischen zwei Politikern, die im Grunde genommen die Positionen des jeweils anderen zur Genüge kennen, anzuwenden hatte. Eher wie „Ehen vor Gericht“ sei das Duell, stellte ZDF-Kollegin Maybrit Illner fest. Sie schaffte es schon eher, mit ihren Fragen für ein wenig Spannung zu sorgen.

„Wie stumpf sind Ihre Waffen?“, fragte sie Steinmeier, als deutlich wurde, wie wenig sich seine Partei gegen die Union in bestimmten Fragen durchsetzen musste. „Sehr stumpf“, musste er schließlich zugeben, was durchaus tief blicken lässt. Der Anfang des Duells verlief allerdings harmonisch – auch, weil die Fragen oft eher erheiterten. Als Peter Limbourg etwa Steinmeier dazu drängen wollte, Merkel als „Marktradikale“ zu bezeichnen, war für den Moderator der Sat.1-Nachrichten die Skala der harten Argumente offensichtlich schon komplett ausgeschöpft. Er blieb – sieben Jahre nach seiner ersten Duell-Moderation – weitgehend farblos, kam gegen Merkel und Steinmeier einfach nicht an.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Frank Plasberg den SPD-Kandidaten doch noch ins Schwitzen brachte - und wie sich die Sender in der Vor- und Nachlese schlugen.

Das TV-Duell ist gelaufen, sonderlich spannend war es nicht. Dabei war mehr drin – auch in der Vor- und Nachberichterstattung der Sender. Ein Kommentar von Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei.

Ganz anders Frank Plasberg: Während Illner mit bisweilen komplizierten Fachwörtern um sich warf und von „Kredit-Mediatoren“ & Co. sprach, fand der ARD-Talker im Verlaufe der Sendung zu einer guten Form. „Ich nehme an, Sie zahlen mehr als 8,95 Euro für den Haarschnitt“, warf er der Kanzlerin entgegen, als es um sinkende Löhne in der Friseurbranche ging. Den SPD-Kandidaten brachte er später sogar kurzzeitig völlig aus dem Konzept. Als dieser während des Gesundheits-Blockes zu Stift und Papier griff, unterstellte er Steinmeier das Ausstellen eines Rezepts und sprang kurz darauf auf das kurioserweise von Steinmeier selbst angesprochene Dienstwagen-Dauerthema rund um die glücklose Ulla Schmidt auf – ein Thema, das Plasberg genüsslich auszukosten schien.

„Sie nehmen Journalisten vielleicht zu wichtig“, unterstellte er dem SPD-Kandidaten, der sich lachend mit einem knappen „Kann sein“ aus der Affäre retten wollte – gerade nochmal gut gegangen für den Außenminister, der sich zuvor schon von Linkspartei-Vergleichen von Maybrit Illner ausgesetzt sehen musste, die er mit üblichen Formulierungen konterte und auf die „Flucht vor der Verantwortung“ im Falle Lafontaines hinwies. Spätestens hier wurde dann deutlich, weshalb es gut gewesen wäre, gerade in Zeiten der Großen Koalition auch die Spitzenkandidaten der kleineren Parteien in der Sendung zu Gast gehabt zu haben. Letztlich blieb das Duell zwischen Merkel und Steinmeier daher farblos, was eben auch daran lag, dass zu wenig Wert auf die Gegensätze gelegt wurde, was man den Kandidaten der Parteien nur zum Teil vorwerfen kann.



Nicht fehlen durften am Duell-Abend allerdings auch die Analysen, die ebenfalls von allen Sendern geliefert wurden – und hier waren die Unterschiede dann doch recht groß. Während Anne Will mit Edmund Stoiber, Klaus Wowereit, Hans-Ulrich Jörges und Günther Jauch eine sehr illustre Gästerunde begrüßte und mit schnellen Umfragen ein erstes Stimmungsbild der Bevölkerung liefern konnte, sendete das ZDF direkt aus dem Pressebereich des TV-Duells – wirklich punkten konnten die Mainzer durch den Standort-Vorteil allerdings nicht, wenngleich hier wohl die meisten Einschätzungen des Abends eingefahren werden konnten. Nicht mit Ruhm hat sich dagegen RTL bekleckert: Die mit 15 Minuten kurze Nachlese alleine muss kein Nachteil gewesen sein, doch die von Frauke Ludowig interviewten Promis der Kategorien B und C hätte es nicht gebraucht.

Überraschend präsentierte sich Sat.1, das mit de Wahl-Arena sogar die längste Analyse lieferte und bis 23:15 Uhr auf Sendung blieb. Hier kamen mit Guido Westerwelle und Jürgen Trittin endlich auch mal zwei Oppositions-Politiker zu Wort – warum ein Vertreter der Linkspartei fehlte, darf allerdings durchaus gefragt werden. Dennoch: Sabine Chistiansen und Stefan Aust überzeugten durchaus mit Seriosität, die man bei den Kollegen von RTL doch ein wenig vermisste. Lebhaft war die Diskussion zwischen Westerwelle und Trittin, sodass man sich als Zuschauer eine ähnliche Spritzigkeit im zuvor gezeigten Duell umso mehr gewünscht hätte. Eigentlich schade, dass die Chance, Politik den Menschen wieder ein Stück näher zu bringen, durch das straffe Konzept und die teils wenig Spannung versprechenden Themen weitgehend ungenutzt blieb. Wann sonst schaffen es politische Themen sonst noch, zur besten Sendezeit zwischen 15 und 20 Millionen Zuschauer zu erreichen?
13.09.2009 23:58 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/37232