Deutlich weniger Menschen als 2005 interessierten sich diesmal für das TV-Duell – für Sat.1 wurde das Duell sogar mit weniger als einer Million Zuschauer zum Desaster.
Inzwischen ist die Fernsehdebatte zwischen Bundeskanzler und Herausforderer vor der Bundestagswahl schon gute Tradition geworden – für die Volksparteien eine gute Möglichkeit, noch einmal einer breiten Öffentlichkeit ihre Politangebote zu unterbreiten, schließlich sahen beim letzten Mal fast 21 Millionen Menschen zu, als sich Merkel und der damalige Kanzler Schröder duellierten.
Entsprechend lohnenswert waren die Übertragungen stets auch für die Fernsehsender – zumindest größtenteils. In diesem Jahr mussten die Kanäle mit dem Duell zwischen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier dagegen allesamt kleinere Brötchen backen, was womöglich auch daran lag, dass es sich mehr um ein Selbstgespräch der aktuellen Regierung handelte und letztlich wohl auch dem bisher weitgehend lahmen Wahlkampf verschuldet gewesen sein dürfte. Die Folge: Auf vier Sender verteilten sich diesmal nur noch 14 Millionen Interessierte.
Eigentlich gehörten alle vier großen Sender, auf denen das Aufeinandertreffen ausgestrahlt wurde, zu den Verlierern – selbst Das Erste, das sich mit Abstand am besten schlug, musste gegenüber 2005 klare Verluste hinnehmen. Sahen damals noch 9,69 Millionen Menschen zu, waren diesmal nur knapp acht Millionen dabei. 7,86 Millionen - und damit mehr als die Hälfte - schalteten im Schnitt im Ersten ein, sodass der Marktanteil bei 23,4 Prozent lag. Das ZDF, das vor vier Jahren noch auf sechs Millionen kam, musste sich am Sonntag mit nur noch 3,47 Millionen Zuschauern und 10,3 Prozent Marktanteil begnügen.
Kräftige Verluste auch für RTL – dort sahen fast nur noch halb so viele Menschen zu wie beim Duell zwischen Schröder und Merkel. Kurios: Mit 2,06 Millionen Zuschauern und nur 6,1 Prozent Marktanteil fiel das Duell sogar schwächer aus als die Vorberichterstattung des Kölner Senders. Ohnehin ist RTL wohl einer der größten Verlierer: Gelang es 2005 noch, sich beim jungen Publikum klar an die zweite Stelle zu setzen, so lag der Sender nun mit 1,21 Millionen Werberelevanten und 8,2 Prozent Marktanteil nur minimal vor dem ZDF – eine bittere Enttäuschung. Das Erste erreichte 2,36 Millionen 14- bis 49-Jährige und setzte sich mit 15,9 Prozent Marktanteil in dieser Gruppe an die Spitze.
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Deutlich weniger Menschen als 2005 interessierten sich diesmal für das TV-Duell – für Sat.1 wurde das Duell sogar mit weniger als einer Million Zuschaue zum Desaster.
Davon konnte man bei Sat.1 nur träumen: Der Berliner Sender, der in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Informationskompetenz von sich reden machte, erreichte die mit Abstand wenigsten Zuschauer und halbierte sein ohnehin schon mieses Ergebnis von 2005 sogar noch: Sahen damals immerhin noch anderthalb Millionen Menschen zu, so entschieden sich diesmal gerade mal noch 790.000 Menschen für die Übertragung in Sat.1, sodass der Gesamt-Marktanteil bei miserablen 2,3 Prozent lag.
In der Zielgruppe lief es mit 520.000 Werberelevanten und 3,5 Prozent ebenfalls schlecht. Die anschließende Talkrunde «Ihre Wahl – Die Sat.1-Arena» entpuppte sich zudem mit 770.000 Zuschauern erneut als Flop. Sabine Christiansens ARD-Nachfolgerin Anne Will beherrschte mit ihrer Nachlese klar das Geschehen und kam gemeinsam mit Günther Jauch & Co. noch auf 6,45 Millionen Zuschauer und 25,9 Prozent Marktanteil und war selbst beim jungen Publikum mit 14,8 Prozent klarer Spitzenreiter. Zum Vergleich: Im ZDF interessierten sich nur noch 2,82 Millionen Zuschauer für die Analysen, RTL kam gar nicht über 1,63 Millionen hinaus.
Letztlich entpuppte sich das TV-Duell also vor allem für die Privatsender als Misserfolg, doch auch die Politiker sollten sich fragen, inwieweit sie eine Mitschuld an den rückläufigen Zahlen haben, denn mit nur 14 Millionen Zuschauern schaltete ein Drittel im Vergleich zum letzten Mal gar nicht ein und auch bei den beiden Duellen von vor sieben Jahren lief es mit jeweils mehr als 15 Millionen Zuschauer besser als diesmal – und damals verteilten sich die Reichweiten nicht auf vier, sondern nur auf zwei Sender.