Die Kritiker: «Eleventh Hour»

Story:
Der Wachmann Sanders hat 19 Behälter verschwinden lassen; in jedem von ihnen befindet sich ein abgetriebener Fötus. Das Besondere an diesen Föten: Sie weisen alle dieselbe DNA auf. Offenbar handelt es sich um den perversen Versuch, einen Menschen zu klonen. Ein Experiment, in dem die undurchsichtige Lea zunächst die treibende Kraft zu sein scheint, unterstützt durch den ehemaligen Geburtshelfer Dr. Hayward - ein Fall für Dr. Hood und Rachel Young...

Darsteller:
Rufus Sewell («Helena von Troja») als Dr. Jacob Hood
Marley Shelton («W.») als Rachel Young

Kritik:
Mit «Eleventh Hour» wagte sich Executive Producer Jerry Bruckheimer, der mit Formaten wie dem «CSI»-Franchise, sowie weiteren CBS-Krimis wie «Without a Trace» und «Cold Case» schon weltweit große Erfolge feierte, wieder einmal an ein Polizeiprocedural, allerdings nicht ohne das nötige Quantum Innovation. Denn hier haben die Fälle allesamt einen biologisch-chemischen Hintergrund, weswegen auch der exzentrische Biophysiker Dr. Jacob Hood die Hauptfigur der Serie ist. Zur Seite steht ihm dabei Special Agent Rachel Young, die dafür Sorge zu tragen hat, dass ihr Schützling, der deutliche Züge eines Adrian Monk oder Gregory House trägt und somit nicht unbedingt zu den lebensfähigsten Menschen auf der Erde zählt, nicht abgeknallt wird.

Offensichtlich haben die Autoren hier bei «Monk» und «House» ein wenig abgeschrieben oder (wenn wir es freundlicher formulieren wollen): Sie haben sich von den beiden Serien inspirieren lassen. Wie dem auch sei, das Resultat funktioniert. Dr. Jacob Hood ist eine vielschichtige Figur mit einer ordentlichen Priese Arroganz und schwarzem Humor. Er weiß, dass er ein Genie ist und nimmt jede Gelegenheit wahr, seine Kollegen davon in Kenntnis zu setzen.

Auch wenn es immer schwer ist, von einem Piloten auf die gesamte Serie zu schließen, muss man sagen, dass die erste Folge ordentlich Eindruck schindet. Bei einem Budget von schätzungsweise vier Millionen Dollar kommt der Zuschauer in den Genuss von großen Sets und aufwändig gedrehten Szenen. Von Anfang an ist «Eleventh Hour» als ein Hochglanzformat ausgelegt.

Die Serie hat ihren Ursprung in England und die Hoffnungen bei CBS waren groß, das Konzept für den amerikanischen Markt erfolgreich adaptieren zu können. In Hollywood hat man eindeutig versucht, sehr nahe an der britischen Originalversion zu bleiben und so ist die Handlung des Piloten aus der Feder von Mick Davis und Stephen Gallagher mit der ersten Folge der UK-Version nahezu identisch.

Der Plot ist durchwegs packend und spannend bis zum Schluss. Trotz des recht abstrusen Falls, den Dr. Hood hier zu lösen hat, bemüht man sich, soweit es eben möglich ist, um Glaubwürdigkeit, auch wenn das nicht vollends gelingt. Ab und an driftet man doch ein wenig stark in das Science-Fiction-Genre ab und gewisse Parallelen zu Steven Spielbergs und Stanley Kubricks «A.I. - Künstliche Intelligenz» klingen deutlich durch. Hier hätte man sich ein wenig klarer sein müssen, was man will: Crime-Fiction oder Science-Fiction? Doch der Qualität der Folge tut das nur bedingt einen Abbruch, sind bei einem Procedural doch primär die Hauptprotagonisten von Relevanz. Und die sind vollständig gelungen, fesseln sie einen doch die ganze Folge über. Nicht zuletzt ist das auch den beiden Hauptdarstellern Rufus Sewell und Marley Shelton zu verdanken, die unter Regisseur Danny Cannon ganze Arbeit abliefern.

Die großen Erfolgshoffnungen von CBS und Jerry Bruckheimers Produktionsfirma konnten sich zum Schluss leider nicht bestätigen, denn CBS setzte das Format nach achtzehn gedrehten Episoden aufgrund eher durchwachsener Einschaltquoten ab. Besser als das inzwischen doch sehr abgedroschene «Without a Trace», das kabel eins als Lead-In zeigt, ist die Serie jedoch allemal.

kabel eins zeigt alle Episoden von «Eleventh Hour» ab Samstag, 19. September 2009, um 21.10 Uhr.
17.09.2009 10:11 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/37317