Story
Für die meisten Menschen ist ein Leben am Strand von South Beach ein Traum. Aber Michael Westen ist nicht „die meisten“. Für ihn entwickelt sich seine Heimatstadt Miami zum Alptraum. Das FBI ist ihm auf den Fersen, seine schießwütige Ex-Freundin sitzt ihm im Nacken und seine hypochondrische Mutter raubt ihm den letzten Nerv. Und das sind noch seine geringsten Probleme.
Zehn Jahre lang war Michael für sein Land in Osteuropa und den OPEC-Staaten als Agent tätig. Dann erlebt er den Albtraum eines jeden Spions: Während einer Mission in Nigeria bekommt er eine „Burn Notice“, die Kündigung auf Agenten-Art. Auf einmal kennt ihn seine Kontaktperson nicht mehr und seine Konten sind eingefroren – sehr unangenehm, wenn man gerade mit einem lokalen Gangster verhandelt. Michael schafft es, sich in eine Maschine nach Miami zu flüchten und hat eine neue Mission: Er muss herausfinden, wer die „Burn Notice“ ausgestellt und ihn auf die Schwarze Liste gesetzt hat.
Hilfe holt sich Michael von zwei „Freunden“: Fiona Glenanne, seine Ex-Freundin und ehemalige IRA-Aktivistin und Sam Axe , ein abgehalfterter V-Mann des Militärgeheimdienstes, der für das FBI ein Auge auf Michael haben soll. Außerdem muss sich Michael mit seiner Familie auseinander-setzen, die er eigentlich vergessen wollte. Das gilt besonders für seine Mutter, Madeline Westen (Sharon Gless), die überglücklich ist, ihren Sohn wiederzuhaben.
Michaels Identität ist gelöscht, sein Kapital auf Eis gelegt – doch seine Fähigkeiten und seine Cleverness kann ihm niemand nehmen. Also nutzt Michael Geheimdiensttraining, Nahkampferfahrung und eine große Portion Sarkasmus, um in Miami als Privatdetektiv Geld zu verdienen.
Darsteller
Jeffrey Donovan («Hitch») ist Michael Westen
Gabrielle Anwar («The Tudors») ist Fiona Glenanne
Bruce Campball («Die Abenteuer des Brisco County jr.») ist Sam Axe
Sharon Gless («Cagney & Lacey») ist Madeline Westen
Kritik
Mit «Burn Notice» kommt in der kommenden Woche eine weitere Serie des amerikanischen Kabelsenders USA Network nach Deutschland. Mit um die sieben Millionen Zuschauer ist das Format eines der erfolgreichsten im gesamten Kabelfernsehen. Die Deutschen können sich darauf freuen. «Burn Notice» läuft im Heimatland auf dem gleichen Sender wie auch «Monk» oder «Psych» und hat in der Tat Ähnlichkeiten mit den kultigen Serien – wieso RTL sich die Serie deshalb nicht sicherte («Monk» endet demnächst schließlich) darf durchaus gefragt werden.
Die grundlegende Geschichte um einen Agenten, der gerne mal Probleme auf den Plan ruft und schließlich kaltgestellt wird, klingt viel ernster als sie letztlich umgesetzt wird. Eine gehörige Prise Humor ist immer dabei – auch wenn diese ganz anders ausfällt als bei «Monk» oder «Psych». Agent Michael Westen ist nämlich kein Stümper und auch kein Hochstapler, er ist der sympathische Pechvogel, der einfach gerne in den ein oder anderen Schlamassel gerät, dies aber im innersten wohl sehr genau weiß.
Verkörpert wird Michael Westen von Jeffrey Donovan, der 2005 beispielsweise mit Will Smith «Hitch – Der Date Doktor» drehte. Donovan ist die Figur eigentlich auf den Leib geschneidert und dank ihm ist sie auch so widersprüchlich. Westen ist ein Frauenheld, sieht richtig aus und ist eben doch so tollpatisch, wie ein kleines Kind. Aber nur manchmal: Auseinandersetzungen körperlicher Natur pflegt er auf Toiletten zu betreiben, weil dort sämtliche Oberflächen so hart sind, sagt Agent Westen.
Gesprochen wird Westen in Deutschland von Nicholas Böll, der den Zuschauern aus nahezu jeder US-Serie bekannt sein dürfte. Viele Auftritte hatte er beispielsweise in «CSI», regelmäßig vertont er auch «Cold Case»-Episoden. Zweifelsohne: Seine Stimme passt auf Westen, man hat sie allerdings ein bisschen zu oft im Ohr. Abwechslung würde hier also keinesfalls schaden.
Hergestellt wurde die erste Staffel 2007 und dennoch sieht sie an einigen Stellen aus, als hätte sie schon drei oder vier Jahre mehr auf dem Buckel, was in der Regel an den angstaubten Einrichtungen mancher Sets liegt. Die Serie spielt in Miami, weshalb man sich nicht wundern darf, wenn viele leicht bekleidete weibliche Schönheiten in der Serie auftauchen. Westen versteckt sich sozusagen zwischen ihnen, weil Beobachter so noch klarer auffallen – auch hier sieht man also, dass bei allen Punkten (so ernst sie auch sein mögen) immer viel Ironie mitweht.
Gut gelöst ist zu Beginn die Einführung der wichtigsten Personen – tauchen sie im Bild auf, friert dieses kurz ein und durch eine Einbendung wird in manchmal reißerischer Form erklärt, wer eben in die Serie hinzugestoßen ist („Die Exspionin“ usw.). Ohnehin ist das Freezen des Bildes ein Stilmittel, das die Macher oft – vielleicht etwas zu oft – in der Serie einsetzen. Die ersten beiden Episoden des Formats machen also viel Spaß, «Burn Notice» füllt eine Lücke aus und dürfte vor allem für Anhänger von «Monk», «Psych» und vielleicht auch von «Dr. House» interessant sein.
Fraglich – und das muss man wirklich bezweifeln – ist, ob die Macher die Qualität auch über die weiteren Folgen hinweg halten können. Die Grundgeschichte, also die Kaltstellung von Michael Westen, kann sicherlich noch über eine gewisse Zeit behandelt werden und um einen Ex-Agenten gibt es immer etwas zu erzählen. Die kleinen Fälle, die Michael in jeder Folge behandelt (im Piloten allein als Geldnot) könnten jedoch schon bald zur Langeweile führen. Weil aber Nebenfiguren wie Michaels Mutter, sein ehemaliger Partner und seine Ex-Freundin dauerhaft auftauchen und schon in der Premiere für genügend Wirbel sorgen, sind die Vorraussetzungen gegeben, dass «Burn Notice» auch auf Dauer ein echtes Vergnügen bleibt. Michaels Mutter wird übrigens wunderbar verkörpert von Sharon Gless, einer der beiden Hauptfiguren von «Cagney & Lacey». Dem Schöpfer der Serie, Matt Nix, ist also ein ganz großer Wurf gelungen, der eigentlich nicht auf einen so versteckten Slot wie am Montagabend um 22.00 Uhr bei VOX gehört.
VOX zeigt die erste Staffel von «Burn Notice» (13 Folgen) ab Montag, 28. September 2009, um 22.05 Uhr. Am ersten Abend ist von dem Format eine Doppelfolge zu sehen.