Im Namen des Zuschauers: Salesch feiert Jubiläum

Seit zehn Jahren ist Richterin Salesch aus dem Sat.1-Programm kaum wegzudenken. Dabei lief es anfangs gar nicht gut.

Als RTL vor wenigen Wochen mit seinem neuen Nachmittagsprogramm durchstartete, ging ein kleines Beben durch die Fernsehwelt. Auf einen Schlag war der Kölner Sender Marktführer mit seinen gestellten Dokus á la «Familien im Brennpunkt» & Co. Besonders hart schienen die Sat.1-Shows getroffen worden zu sein: Gerade mal noch Marktanteile auf Höhe des Senderschnitts beim jungen Publikum – wer hätte das für möglich gehalten?

Inzwischen haben sich die Einschaltquoten wieder erholt, wenngleich RTL nach wie vor die Zielgruppe beherrscht. Dennoch: Ein Ende der Gerichtsshows ist nach wie vor nicht abzusehen – auch nicht zehn Jahre nach dem Start von «Richterin Barbara Salesch». Was einst am 27. September 1999 als Schiedsgericht mit realen Verhandlungen am Vorabend begann, entpuppte sich als Genre, das das Fernsehen in den kommenden Jahren stark verändern würde.



Allerdings nicht sofort, denn das ursprüngliche Konzept erwies sich beim Publikum als wenig beliebt. Erst mit der ein Jahr später vorgenommenen Verschiebung auf den täglichen Sendeplatz um 15:00 Uhr und die Wandlung des Konzepts hin zu von Laiendarstellern gespielten Fällen kamen der Aufschwung und Marktanteile von mehr als 30 Prozent. Und auch nach wie vor sehen Tag für Tag rund zwei Millionen Menschen zu, wenn Salesch ihre Urteile fällt – obwohl zahlreiche Kritiker das Format schon vor Jahren totgeschrieben hatten.

Auch der Vorwurf, die Fälle seien fern jeglicher Realität, konnte die Fans nicht vertreiben – und dieses Argument lassen auch die Verantwortlichen der Show nicht gelten. „Unser Anspruch ist es ja, Unterhaltungsfernsehen zu machen und damit ist nicht gemeint, dass Gerichtsfernsehen zwangsläufig laut oder schrill sein muss“, sagte «Salesch»-Redakteurin Andrea Hubbold kürzlich gegenüber Quotenmeter.de. Mehrere Ausflüge in echte Gerichtssäle hätten ihr gezeigt, dass es aber auch in der Realität in deutschen Gerichtssälen emotional ziemlich hoch hergeht. „Einmal war ich in Köln bei der Verhandlung eines sehr interessanten Falles dabei: Es ging um versuchten Mord im Milieu. Im Publikum saßen Zuhälter, Prostituierte und einige Transsexuelle, die alle andauernd dazwischen gerufen und sich aufgeregt haben. Da hab ich gedacht: Das ist ja in der Realität alles viel schlimmer...“

So steht ein Ende der Gerichtsshow in nächster Zeit auch nicht bevor. Hubbold: „Wenn’s nach mir geht, dann könnte es unsere Gerichtsshow gerne noch ein paar Jährchen geben. Hoffentlich sehen unsere Zuschauer das genauso. Ob das klappt und was wir dafür tun müssen, wird die Zukunft zeigen.“ Und nicht zuletzt auch die Einschaltquoten.
27.09.2009 08:00 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/37501