Quotenmeter.de vor Ort: Bei der erfolgreichsten Telenovela Europas

«Sturm der Liebe» begeistert jeden Nachmittag Millionen von Menschen. Manuel Weis hat die Dreharbeiten auf dem Gelände der Bavaria besucht und schildert seine Eindrücke.

Es ist ein warmer Altweibersommertag, die Blatter fallen von den Bäumen, die Sonne strahlt und die Menschen genießen noch einmal die letzten richtig warmen Stunden im Jahr 2009. So auch in Grünwald bei München – ein Ort, der nicht nur als Rückzugsgebiet für die Reichen gilt, sondern im Ortsteil Geiselgasteig auch als Medienstandort bekannt ist. Neben den Bavaria Filmstudios, die wohl am bekanntesten sein dürften, haben dort auch der Privatsender RTL II und der kleine Spartensender Tele 5 ihren Sitz. Dementsprechend einfach ist es, den Weg in die Filmstudios zu finden – zahlreiche Schilder weisen darauf hin. Hat man die Schranke an der Einfahrt überwunden, ist man schon ganz nah dran – ganz nah an der Welt von «Marienhof», «Sturm der Liebe» und Co.

Genau dorthin soll der Ausflug gehen. Einen Parkplatz auf dem Gelände zu finden, ist wegen der vielen Dauerreservierungen gar nicht so einfach und dennoch gelingt es, das Vehikel in unmittelbarer Nähe des «Sturm der Liebe»-Studios abzustellen. Ein Studio ist es eigentlich gar nicht – die Halle, in der die erfolgreichste Telenovela Europas hergestellt wird, sieht von außen ehrlich gesagt sogar recht scheußlich aus. Man könnte sie ebenso in einem verlassenen Stadtteil in New York vermuten. Innen glänzt und leuchtet hingegen alles.

Auf 920 Quadratmetern wird die tägliche Serie hergestellt – etwa 30 der 47 Minuten pro Episoden entstehen darin. «Sturm der Liebe» hat somit das kleinste Studio aller deutschen täglichen Formate – und zeigt damit, dass es auf die Größe nicht ankommt. Ein paar Sets befinden sich zudem noch in einem weiteren Studio, das nur wenige Gehminuten von der eigentlichen Halle entfernt liegt. Vor dem Eingang steht ein Catering-Wagen, an Bierbänken und –tischen sitzen zahlreiche Darsteller, die ihre kurze Mittagspause genießen. Von 09.00 Uhr bis 18.50 Uhr wird an diesem Tag für den «Sturm der Liebe» gedreht.

Doch nicht alle Crew-Mitglieder haben um 12.25 Uhr wirklich Pause – im hinteren Teil des Studios wird beispielsweise am neuen Zimmer von Sandra Ostermeyer gewerkelt. Sandra, gespielt von Sarah Stork (Foto), wird in Kürze die Hauptrolle in der täglichen Serie übernehmen und dann um die Liebe von Lukas Zastrow kämpfen. Ein Kamin soll noch in das Zimmer, zudem müssen die Gardinen noch verändert werden. Drei Leute kümmern sich um die Einrichtung des Sets, das in fröhlichem hellblau gehalten ist. Ein Schmetterling an der Wand erinnert jedoch eher an einen nicht ganz so erfolgreichen Vertreter des Fernsehgenres.

Und noch jemand hat keine Mittagspause: Peter Süß, seit Beginn an Chefautor der Serie, sitzt in einer Buchbesprechung, plant die neuesten Folgen und Entwicklungen. In den 90ern, als «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» neue Trends setzte, war er Chefautor, später wechselte er zum ARD-Format «Verbotene Liebe», 2004 machte er für Sat.1 eine Staffel von «Stefanie – Eine Frau startet durch».



Sein Büro liegt vielleicht 100 Meter vom Studio entfernt, auf das Gebäude selbst kann er nicht blicken, es liegt auf der anderen Seite. Ehemalige Hauptdarsteller, von Henriette Richter-Röhl bis hin zu Martin Gruber zieren die Wand, auf die Süß an seinem Schreibtisch stets blickt. Wenn Süß über alte Geschichten und Entwicklungen rund um den Fürstenhof erzählt, dann hat man das Gefühl, dass er sich in seiner Welt bewegt – in der Welt, in der er sich wohlfühlt und die niemand besser kennt als er selbst. Hinter ihm kleben die Bilder der aktuell in «Sturm der Liebe» mitwirkenden Figuren – darunter auch das von Judith Hildebrandt, die in wenigen Wochen wieder in dem Format zu sehen sein wird.

Sie sind sinnvoll angeordnet – in der obersten Reihe befinden sich beispielsweise Werner Saalfeld und sein Bruder Andre, aber auch Cosima und Charlotte – eine Reihe weiter unten taucht dann Sarah Stork auf, die in Kürze als Sandra Ostermeyer in Erscheinung treten wird. Eine knappe Stunde spricht er über seine Telenovela, über Entwicklungen bei täglichen Serien allgemein und über die Vergangenheit des Formats.

Im Studio wird währenddessen wieder gedreht – und auch außerhalb des Studios laufen die Kameras. Etwa 17 Minuten einer jeden Episode werden nicht auf dem Bavaria Filmgelände hergestellt, sondern beispielsweise rund um das Hotel Fürstenhof. Wo das genau steht, darf man bei der Produktionsfirma nicht verraten – es befindet sich in Privateigentum. Nur so viel: Der Transport der Schauspieler von Geiselgasteig zum Hotel Fürstenhof nimmt etwa 45 Minuten in Anspruch – viel Zeit für eine industrielle Produktion.

Vor dem Studio steht noch immer der Catering-Wagen, die Biertische und Bierbänke stehen nun aber einsam und verlassen vor der schäbig anmutenden Halle, es wird schließlich gearbeitet im Inneren. Vorbei an den parkenden Autos, durch die Schranke durch und wieder zurück in die „normale Welt“. Schade eigentlich. Man konnte sich wohlfühlen in der Welt dieser Telenovela.
07.10.2009 10:06 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/37685