«Kirschs Blüten»: Mord ist ihr Hobby

Ein populärer, brasilianischer TV-Moderator stand in dem Verdacht für seine Shows bestialische Morde in Auftrag gegeben zu haben. Er hat sich jetzt der Polizei in Brasilien gestellt. Was in Deutschland mit dem sonntäglichen «Tatort» oder US-Krimiserien von «CSI: Miami» bis «Criminal Minds» nur fiktiv gezeigt wird, ist in der brasilianischen «Crime Show» gewissermaßen Reality-TV gewesen. Allerdings eine ganz obskure Form davon. Denn das Kamerateam des beliebten Moderators war stets an den Tatorten der furchtbarsten Morde in Brasilien und in der Show selbst jagte er die Verbrecher. Doch als sich scheinbar keine quotenträchtigen Morde ereigneten, musste der Moderator den Quoten seiner Show mit Auftragsmorden nachhelfen. Eine bizarre Vorstellung.



Man stelle sich einmal vor, beliebte, deutsche Serien wie «K11 – Kommissare im Einsatz» oder gar der «Tatort» würden ebenfalls ganz im Stil von «Toto & Harry» auf wahren Begebenheiten basieren und ein Kamerateam jeden echten Tatort begleiten und dokumentieren. Bei Engpässen gibt Sat.1 oder die ARD gar von Gebührengeldern Morde in Auftrag, damit Sendematerial vorhanden ist und die Quoten steigen, weil ja alles echt ist. Ganz ehrlich, das möchte man sich beim besten Willen gar nicht vorstellen. Um für wirtschaftlichen Erfolg über Leichen zu gehen, ist eine absurde Lösung. Dann doch lieber miese Quoten, reines Gewissen und keine Leichen im Keller. Darum hoffen wir, dass es im deutschen Fernsehen die „Crime-Time“ weiterhin in Fiktion und nicht Realität gibt. Nicht, dass Allzweckwaffe Günther Jauch eine Neuauflage von «Aktenzeichen XY» dreht, wo das RTL-Kamera jeden Tatort dokumentieren und Jauch den Hauptkommissar in der Show mimt. Brasilianische Fußballer, gerne. Aber brasilianische Showideen braucht das Land nicht unbedingt.

Falls es doch mal so kommt, lassen sich die Morde doch auch wunderbar von Laiendarstellern vorgespielt werden, deren Glaubwürdigkeit ihnen eh keiner abnimmt. Ein Redakteur, der ohnehin schon mal gerne Hobby-Mörder spielen wollte, kann dann die ganze Geschichte dazu schreiben. Natürlich wird das dann auch laienhaft umgesetzt, damit es echt aussieht oder vielleicht wie Privat- oder Handyaufnahmen, die vom Tatort zugespielt werden, aussieht. Fertig ist die «Crime Show» ohne echte Morde, die aber als echt verkauft werden. Das kann auch prima bei «Punkt 12» oder «Exklusiv» weiterverarbeitet werden. Am Ende sehen sich die RTL-Mitarbeiter dann alle in der Hölle wieder. Auch wenn es keine echten Leichen gab.
13.10.2009 00:00 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/37791