«Knight Rider», «Melrose Place» und nun wohl auch «Hawaii 5-0». Alte Serien werden derzeit vermehrt neu aufgelegt. Fluch oder Segen? Manuel Weis und Christian Richter diskutieren.
Pro von Manuel Weis:
Als Fernsehzuschauer – vor allem wenn man in den USA lebt – kann man sich in diesen Tagen vor Remakes gar nicht mehr retten. «Melrose Place» wurde neu aufgelegt, «90210» läuft schon seit über einem Jahr in einer neuen Version. Nun soll auch die kultige Serie «Hawaii 5-0» ins amerikanische TV zurückkehren. In Deutschland legte in der vergangenen Woche «Knight Rider» ein beeindruckendes Comeback hin. Anders als in den USA gibt der Erfolg den Neuauflagen hierzulande Recht. 22 Prozent Marktanteil holte das sprechende Auto bei RTL – Werte, mit denen der Kölner Sender wohl selbst nicht gerechnet hätte.
Wir als Fernsehzuschauer erinnern uns nun mal gerne zurück an frühere Zeiten – wir hören auch gerne Musik aus unserer Jugend und wir freuen uns deshalb im ersten Moment, wenn wir hören, dass Formate aus früheren Zeiten den Weg zurück ins Fernsehen finden. Sie sind dann letztlich sowieso anders und oftmals mit dem eigentlichen Original nicht mehr vergleichen, aber das stört nicht unbedingt – so lange auch die Neuauflage gut produziert ist.
Remakes bieten letztlich für die Macher einen riesigen Vorteil. Der Titel ist bekannt, die Menschen meinen schon im Vorfeld zu wissen, was sie bei dem Format erwarten wird. Somit hat man vermeintlich größere Chancen als mit einem gänzlich neuen Produkt. Beispiel? Was «The Good Wife» ist, wusste in den USA sicherlich nicht jeder. Bei «Melrose Place» dürfte sofort klar gewesen sein, dass es hier um eine Soap mit reichen und schönen Menschen geht. Nun sind hier die Zeichen aber ganz anders: Das vermeintlich unbekannte Format ist ein Erfolg, «Melrose Place» muss eine Absetzung fürchten – und genau das macht es letztlich so spannend.
Weitere Remakes dürfen gerne folgen: Wer würde sich nicht dafür interessieren wie «Das A-Team» heutzutage aussieht? Oder: In einer Zeit, in der Anwaltsserien boomen, hätte sicherlich auch ein «Perry Mason» wieder Spaß im Gerichtssaal. Wichtig ist nur, dass die Kreativität nicht auf der Strecke bleibt, wenn man sich älterer Vorlagen bedient.
Contra von Christian Richter:
Die Liste der Remakes ist lang: «Bionic Woman», «Knight Rider», «Melrose Place»
oder «Kojak». Die Liste der erfolgreichen Neuauflagen ist dagegen kurz. Aktuell darf man dazu nur «Ugly Betty», «Battlestar Gallactica» oder «90210» zählen. Und selbst diese sind keine Straßenfeger. So naheliegend ein Remake aus finanziellen Gründen auch zunächst liegen mag, so schlecht funktionieren nur die wenigstens. Dies liegt in erster Linie daran, dass die meisten alten Erfolgsformate einen bestimmten Zeitgeist trafen und darin ihre Stärke hatten. Hier spielen wie im Fall von «Melrose Place», «90210» oder «Miami Vice» die Musik, die Mode, das Aussehen und Verhalten der Darsteller sowie das Gefühl von ganzen Generationen eine zentrale Rolle. Eine Transkription in eine neue Zeit und damit in einen neuen Zeitgeist kann dann oft nur gelingen, wenn man das Original bis zu Unkenntlichkeit verbiegt und es damit letztendlich verrät. Es bleibt dann wie bei «Miami Vice», «Drei Engel für Charlie», «Thunderbirds» oder «Mission: Impossible» eine leere Hülle zurück, die bestenfalls mit der Vorlage noch den Titel gemein hat. Es wäre klüger gewesen die verschwendeten Energien und Gelder in die Entwicklung neuer Stoffen zu stecken. Nur in den wenigsten Fällen gelingt es den Charme der alten Zeit zu erhalten und trotzdem ein neues Kapitel zu öffnen. Der Neustart von «Star Trek» von J. J. Abrams ist eines der wenigen Beispiele. Zahlreiche andere Versuche wie «Ein Duke kommt selten allein», «Verliebt in eine Hexe» oder «Starsky & Hutch» scheiterten als seelenlose Kommerzprodukte.
Ein besonderer Fall liegt immer dann vor, wenn ein Format aus dem Ausland für den heimischen Markt neu aufgelegt wird. Auch diese Projekte sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oft werden Serien im Ausland durch mehr Faktoren erfolgreich als lediglich das Grundkonzept. Hier spielt die Besetzung, der Grundton, der Geschmack der jeweiligen Völker, deren Sehgewohnheiten und das Programmumfeld eine große Rolle. Also Einflüsse, die sich nicht ohne Weiteres in ein anderes Land übertragen lassen. Diese Gründe spielten wohl beim Scheitern von «Kath & Kim» oder «Life On Mars» eine große Rolle. Wenn dann wie bei der deutschen Version von «The IT-Crowd» der Stoff dilettantisch und lieblos umgesetzt wird, ist die Produktion nicht mehr zu retten. Ein Erfolg kann sich nur einstellen, wenn man sich von der Vorlage löst und das Format für den heimischen Markt entwickelt, wie im Falle von «The Office» und «Stromberg» bewiesen wurde. Doch dann ist man auf die eigentlich Vorlage kaum noch angewiesen und hätte sich die Lizenzgebühren fast sparen können.
So ist zu befürchten, dass die demnächst anstehenden Remakes von «Eastwick», «Rockford», «A-Team» und «V – Die Außerirdischen Besucher kommen» banale Produkte werden, hinter denen anstatt Kreativität und Mut nur der Profitwille der Studios steht. Den einzigen Nutzen, den Remakes letztendlich bis auf ganz wenige Ausnahmen bringen, ist das Veranschaulichen wie gut die tatsächlichen Originale sind.