«Dr. House»: Die Luft ist wieder drin

Die US-Serie mit Hugh Laurie zählt nach wie vor zu den besten. Die Schwächephase scheint vorerst überwunden zu sein. Alexander Krei hat hingeschaut.

Zugegeben: Die Luft war etwas raus. Ob der Autorenstreik in den USA damit zusammenhing oder letztlich einfach nur ein wenig Ideenlosigkeit herrschte, ist schwer zu sagen. Fakt ist: Teile der vierten und auch der inzwischen fünften Staffel von «Dr. House» schienen bisweilen in Belang- und Einfallslosigkeit gefangen gewesen zu sein.

Dass «Dr. House» nie zu den realistischsten Serien zählte, gerade was die Rolle des mürrischen Hauptdarstellers angeht, ist bekannt, doch es waren nicht zuletzt die geschliffenen und ausgefeilten Dialoge, die den Quoten-Hit zu einem besonderen Fernseherlebnis machten. Die waren zuletzt zwar nach wie vor glänzend, schienen sich etwas leergelaufen zu haben und kamen deutlich seltener vor als noch zu Beginn der Serie.

Und dann das: Klinikchefin Cuddy wird Mutter und muss sich neuerdings mit den Sorgen allein erziehender Frauen auseinandersetzen. Ob es das wirklich gebraucht hat? Sicher: Der Kinderwunsch war schon immer ein zentrales Thema der Rolle, doch tat es wirklich not, Cuddy – dem Nervenzusammenbruch nahe und mit schreiendem Kind auf dem Arm – per Telefon in den OP zu schalten, um Einfluss auf die Behandlung eines Patienten zu nehmen? All das wirkt zwar dramatisch, aber letztlich dann doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen.



Und House? Der scheint immer wunderlicher zu werden, niemanden mehr ernst zu nehmen. Die Folge: Auch wenn sein bester Freund Wilson immer und immer wieder in fast schon mütterlicher Manier auf House einzuwirken versucht, so scheint all das stets ins Leere zu führen. Eine Weiterentwicklung der Figuren sieht definitiv anders aus. Genau daran schien «Dr. House» in letzter Zeit ein wenig zu kranken: Auch wenn die privaten Geschichten der Serienstars nicht uninteressant waren – meist wirkten sie einfach zu sehr konstruiert. Da passt es gut ins Bild, dass sich im Team von House eine mehr oder weniger dramatische Liebesbeziehung herauskristallisierte und dass der Zuschauer urplötzlich von Dr. Taubs dringendem Kinderwunsch erfährt.

Alles nett, aber eben nicht besonders. Erst nach und nach scheint «Dr. House» wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Dass House plötzlich durch die verstärkte Einnahme eines nicht ungefährlichen Präparats keine Schmerzen mehr in seinem Bein spür, er im Gegenzug aber vor die Wahl zwischen Gesundheit und Job gestellt wird, gab der Serie kürzlich die lange ersehnte Wende, in der dann auch das Liebespaar Foreman/Dreizehn verschnaufen konnte. Die Serie bewegt sich also in die richtige Richtung, scheint den Durchhänger überwunden zu haben.

Allerdings: Selbst schwächere Folgen von «Dr. House» kann man sich problemlos anschauen, sofern man sich denn auch tatsächlich auf den teils bösen Sarkasmus und das gewohnte Ärzte-Kauderwelsch einlassen möchte. Werden nun die Rahmengeschichten wieder spannender, dann sollte die Sprechstunde von «Dr. House» auch weiterhin ein Pflichttermin am Dienstagabend bleiben.
28.10.2009 08:00 Uhr  •  Alexander Krei Kurz-URL: qmde.de/38103