Naddels Vibratorentest trifft auf hausgemachte Rinderrouladen

Eine Stunde Wahnsinn ist wieder da! 24 Stunden, 24 Ausgaben - Quotenmeter.de-Redakteure werden in den nächsten Wochen und Monaten 24 Stunden TV-Alltag beschrieben. Los geht es mit der Stunde zwischen 12 und 13 Uhr.

Eine Stunde fernsehen. Quotenmeter.de-Redakteur Christian Richter sah 60 Minuten zur Mittagszeit ganz genau hin und traf dabei auf nackte Leichen, gerupfte Gänse, hellsehende Philosophen und keine Nutten.

Die Reise durch das mittägliche Fernsehprogramm startet pünktlich um 12.00 Uhr beim RTL-Mittagsmagazin «Punkt 12», das erstaunlicherweise bereits begonnen hat. Es läuft ein Bericht über einen nackten Toten, der auf einem Feld gefunden wurde. Wie gewohnt werden Anwohner befragt, die es noch immer nicht fassen können. Nach dem Ende des Beitrags zeigt sich, dass nicht Katja Burkhard durch die Sendung führt, sondern die viel sympathischere Nazan Eckes. Das bedeutet Entspannung für die Ohren. Ohne weiter auf den nackten Toten einzugehen, fährt sie unbeeindruckt mit dem nächsten Thema fort. Es folgt ein Bericht über einen Banker, der seinem ehemaligen Arbeitgeber einen Verlust von rund 5,7 Milliarden Euro beschert hat und nun vor Gericht eine Abfindung von 4,5 Millionen Euro zugesprochen bekam. So ungerecht kann die Welt sein.

Mit den Bildern aus dem Gerichtssaal fällt der Wechsel zu Sat.1 kaum auf, denn auch dort wird gegen das Unrecht gekämpft. «Richter Alexander Hold» hat Hans-Jörg Dobler im Verhör, der beobachtet wurde, dass er unverhältnismäßig viel Geld abgehoben hat. Auch hier bahnen sich dunkle Machenschaften im Bankgewerbe an. Wie sich herausstellt, vergibt der Hausmeister einiger Mietshäuser die Reparaturaufträge nur an ihn befreundete Firmen. Da ist man bei der Sendung eigentlich mehr gewohnt. Ohne Nutten im Gerichtssaal, pöbelnden Zeugen und geständigen Exfrauen ist die Sendung kaum wiederzuerkennen.

Das ProSieben-Mittagsmagazin «SAM» hat sich in seiner heutigen Ausgabe komplett der Familie Bernd verschrieben. Schon lange kommt die Sendung über das Abspielen von überlangen Dokubeiträgen nicht mehr hinaus. So auch heute. Die dreiköpfige Familie befindet sich gerade im Flugzeug nach Chile, wo sie ihr neues Adoptivkind Edith abholen möchte. Pikantes Detail dabei: Beide Eltern sind kleinwüchsig und sprechen kaum spanisch. Nicht die besten Voraussetzungen für eine Adoption. In Südamerika angekommen steht ihnen zunächst das Adoptivgespräch bevor, das darüber entscheidet, ob sie die kleine Edith mit nach Hause nehmen dürfen. Derweil hat VOX gerade den Vorspann zur australischen Serie «McLeods Töchter» beendet. Weibliche Cowboys, die ständig von der Liebe reden. Das will doch niemand ernsthaft sehen.



Interessanter wird es da schon bei Das Vierte. Dort hat sich der Sender AstroTV gerade dazwischen geschaltet und bietet seinen Zuschauern den «RundUmBlick mit Alexander Koptikow» an. Die Chance nimmt eine Anruferin wahr und diktiert dem Astrologen ihr Geburtsdatum mit dem Tempo eines Maschinengewehrs. Dieser ist beeindruckt von den vielen „9“en in der Zahlenreihe und erkennt daran sofort, dass sie eine Philosophin sein muss. Die Anruferin bestätigt dies. Sie habe das schon immer gefühlt. Schließlich sei sie ja im Aszendent Widder. Da muss Alexander widersprechen. Sie sei Fisch, wie ihm sein Sternendiagramm auf dem Laptop verrät. Knapp, aber immer noch Fisch. Dies müsse auch so sein, sonst könne sie nicht so spirituell sein. Die Anruferin lässt sich letztendlich davon überzeugen und geht gleich zur nächsten Frage über. Die Zeit ist schließlich knapp. Zunächst erklärt sie, dass sie seit einiger Zeit Heilungskräfte bei sich selbst gespürt habe, und nun warte sie auf Leute, die zu ihr kommen würden, damit sie ihnen helfen könne. Ihre anschließende Frage offenbart dann ihre wahren Motive, denn sie möchte wissen, wie es in diesem Zusammenhang mit ihrer finanziellen Situation weitergeht. Erwischt! Aber da ist sie bei AstroTV genau an der richtigen Adresse.

Wie Astroberatung für Jüngere funktioniert, beweist gleichzeitig VIVA. Dort läuft gerade die Sendung «SMS Guru», eines der wenigen Formate, bei dem tatsächlich noch Musikvideos beim einstigen Musiksender zu sehen sind. Das Format funktioniert ganz einfach. Man schickt als Zuschauer einfach eine SMS mit irgendeiner Frage an den Sender und dieser beantwortet diese dann. Anstatt jedoch nach dem Sinn des Lebens, dem Verbleib des Heiligen Grals oder dem Mörder von Kennedy zu fragen, interessieren sich die Teenies tatsächlich für den Namen ihres Schutzengels. Demnach wacht über die am 31. Dezember 1993 geborenen Menschen der Engel Habuhiah. Anschließend folgen die Fragen, wie die Zukunft in der Liebe aussieht und ob Virginia und Melvin zusammenpassen würden. Laut des «SMS Gurus» käme das Paar aber nur auf 39 Prozent. Eine Trennung muss also bald her. Mit SMS-Kosten bei VIVA von über zwei Euro bietet AstroTV mit nur 50 Cent pro Anruf richtige Schnäppchenpreise.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: Was lief bei RTL II? Und was suchen Daunen im Mittagsprogramm?

Eine Stunde Wahnsinn ist wieder da! 24 Stunden, 24 Ausgaben - Quotenmeter.de-Redakteure werden in den nächsten Wochen und Monaten 24 Stunden TV-Alltag beschrieben. Los geht es mit der Stunde zwischen 12 und 13 Uhr.

Eine Stunde fernsehen. Quotenmeter.de-Redakteur Christian Richter sah 60 Minuten zur Mittagszeit ganz genau hin und traf dabei auf nackte Leichen, gerupfte Gänse, hellsehende Philosophen und keine Nutten.

Was tut sich bei RTL II? Eine Wiederholung von «Zuhause im Glück». Die Architektin erklärt gerade, wie das zukünftige Dschungelzimmer gestaltet werden soll. Lassen wir uns überraschen. Bei VOX sind immer noch weibliche Cowboys zu sehen, die auch immer noch über Liebe reden. Also schnell wieder zurück zu RTL. Dort kündigt Nazan Eckes einen Beitrag der «Punkt 12»-Reporter an, die den üblen Machenschaften von Daunenexporteuren aus Ungarn auf die Schliche gekommen sind. Gezeigt werden unzählige Gänse, denen die Federn bei lebendigem Leibe ausgerupft werden. Schönste Bilder zur Mittagszeit.

Besser ist dagegen das Programm im Ersten. Im dortigen «ARD-Buffet» wird soeben der „Rouladengipfel“ eröffnet. Die gesamte Sendung wird sich diesem Gericht widmen. Mit Expertentipps, Fernsehköchen und einem Kochwettbewerb. Zum Glück ist keine Roulade von der Gans dabei, sonst würden die «Punkt 12»-Reporter sicher das Studio zeitnah stürmen. Das ZDF setzte in der Sendung «Drehscheibe Deutschland» einen Bericht über die Zubereitung von Zuchtlachs dagegen. Schade, dass dieser Beitrag nicht in der vergangenen Woche bei RTL zu sehen war. Es wäre eine Freude gewesen Katja Burkard „Alaska-Lachs“ aussprechen zu hören. In Sat.1 verhandelt Alexander Hold bereits seinen zweiten Fall. Diesmal sitzt ein Pfarrer auf der Anklagebank, der mit Geheimnissen aus der Beichte den örtlichen Bürgermeister erpresst haben soll. Das ist schon brisanter, aber noch immer nicht fesselnd.



Bei «Punkt 12» läutet der entsprechende Trailer den Promi-Teil der Sendung ein. Eröffnet werden die Berichte über die vermeintlichen Berühmtheiten mit einem Beitrag über Boris Becker, der sich erstmals zu seinem Ausrutscher in der Besenkammer äußert. Demnach schwängerte er Anna Ermakova nicht in jener Kammer, sonder unter einer Treppe zwischen zwei Toiletten. Gut das dies endlich geklärt ist. Danach begleitet ein Filmteam Naddel über die Erotikmesse Venus, die sie feierlich am Abend eröffnet hat. Dass sie dabei von einem Pornostar überrascht wird, der sich vor ihren Augen umzieht, schockiert die Gute sichtlich. Anschließend präsentiert sie mit ihrem gleißenden Lächeln ihre erste Vibratorenkollektion, die sie jedoch noch nicht selbst ausprobiert habe. Gut das auch das nun geklärt ist.

Der kleine Angelo darf unterdessen bei RTL II ganz kinderfreundlich sein neues Dschungelzimmer betreten und strahlt über das gesamte Gesicht, während im Hintergrund belangloser Softrock auf volle Lautstärke gedreht wird. Bei VOX reden mittlerweile drei Cowgirls über Liebe. Das wird wohl nicht mehr interessanter.

Die Familien Bernd hat bei «SAM» das Adoptionsgespräch offensichtlich überstanden, denn die kleine Edith putzt sich seit 20 Minuten die Zähne mit einer elektrischen Zahnbürste im Hotelzimmer der neuen Eltern. Happy End! Im Ersten geht derweil der Kochwettbewerb der Hobbyköche zu Ende. Besonders wird die sogenannte Europa-Roulade hervorgehoben. Also auch hier ein Happy End. Ob es ein solches auch für den Pfarrer bei «Richter Alexander Hold» gibt? Kurz vor dem Ablauf der 60 Minuten Wahnsinn stellt sich heraus, dass der Geistliche unschuldig ist. Er hat das Beichtgeheimnis nicht verletzt. Stattdessen war ein ehemaliger Jünger der Täter. Passender können die letzten Worte des Richters jetzt nicht sein: „Die Sitzung ist geschlossen!“
28.10.2009 11:36 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/38115