Quotenmeter.de erinnert sich in einer neuen Ausgabe von „Die Zehn“ an TV-Gesichter und ihre Shows, die längst in Vergessenheit geraten sind. Mit dabei sind Jörg Draeger, Ulla Kock am Brink, Kai Böcking, Tooske Ragas und viele andere.
Jörg Draeger («Geh aufs Ganze!»)
Er war der Meister des Zonks und der Vater aller Spieler. Jörg Draeger war in den 90er Jahren eines der beliebtesten Showgesichter Deutschlands und begeisterte tagtäglich mit der ab 1992 in Sat.1 ausgestrahlten Zocker-Show «Geh aufs Ganze!» Millionen Zuschauer. In der Sendung spielten die zufällig aus dem Publikum ausgewählten Kandidaten gegeneinander oder gegen Draeger selber, dessen Pokerface über die Jahre legendär wurde. Noch nach tausenden von Ausgaben konnten die meisten Teilnehmer nicht erkennen, ob Draeger sie nun aufs Glatteis führte und ihnen den Verliererpreis „Zonk“ andrehen wollte oder sie zu einem stattlichen Gewinn führte, wenn er den „blauen Umschlag“ aus der Sakkotasche hervorzog oder das „Tor 3“ anbot. Gerade weil die Spiele so abwechslungsreich waren und Draeger seinen unkonventionellen, sehr lockeren Moderationsstil beibehielt, war «Geh aufs Ganze!» elf Jahre lang im Fernsehen präsent. Nach dem Aus der Show verschwand auch Jörg Draeger von der Bildfläche, mit Ausnahme eines Engagements beim Anrufsender 9live, bei dem er ebenfalls eine Spielshow moderierte.
Werner Schulze-Erdel («Familien-Duell»)
Mit über 5.000 moderierten Sendungen gehört „Werner“ zu den Urgesteinen des Privatfernsehens. Sein größter Erfolg war das «Familien-Duell» bei RTL, das werktäglich mittags zwischen 1992 und 2003 ausgestrahlt wurde und zwei Familien um 100.000 Euro kämpfen ließ. Schon vorher war Schulze-Erdel im Fernsehen präsent; sein erstes großes Format moderierte er kurzzeitig zwischen 1986 und 1987 mit der langjährigen Urlaubs-Spielshow «Ein Tag wie kein anderer», die Sprungbrett für seine große Moderatorenkarriere wurde. Ab 1988 präsentierte er über 1.000 Ausgabe der Tele-5-Sendung «Ruck Zuck», die er gemeinsam mit seinem Nachfolger Jochen Bendel prägte. Großes mediales Aufsehen erregte Schulze-Erdel Anfang 2001 mit der Kuppelshow «Ich heirate einen Millionär», die titelgemäß auch viele Millionen Zuschauer einschalteten (Reichweite: über 8 Millionen) und ihm damit eine der besten Quoten seiner Karriere bescherten. Doch später stellte sich heraus, dass sich das Siegerpaar schon vor der Show kannte und der angebliche Millionär doch nicht so liquide gewesen sein soll, wie es der Titel behauptete. Damit wurde die geschwindelte Heiratssendung zwar zu einem seiner größten Erfolge, aber auch zu einem riesigen Flop. Nach dem Ende des «Familien-Duells» zog sich Werner Schulze-Erdel weitestgehend aus der TV-Branche zurück.
Ulla Kock am Brink («Die 100.000 Mark Show»)
Kaum eine Frau steht so prägnant für die bunten 90er Jahre des Privatfernsehens wie die frühere Moderations-Ikone Ulla Kock am Brink, die ab 1993 mit der «100.000 Mark Show» zum vom Publikum gefeierten, von Kritikern verhassten Samstagabend-Star avancierte und Monat für Monat Millionen Zuschauer vor die Bildschirme fesselte. Ihre große TV-Karriere begann ein Jahr zuvor mit der RTL-Sendung «Verzeih mir». Die «100.000 Mark Show» wurde so erfolgreich, dass der Kölner Sender im Boom der Gameshows weitere Formate wie «Glücksritter» mit ihr am Samstag ausstrahlte. Nach fünf Jahren beendete RTL 1998 die Zusammenarbeit mit Kock am Brink. Im gleichen Jahr erlebte sie mit ihrer werktäglichen Personality namens «Die Ulla Kock am Brink Show» auf ProSieben erstmals einen Quotenflop. Im August startete ihr Engagement bei der ARD: Im Ersten präsentierte sie jeden Monat die «Lotto Show» am Samstagabend aus den Studios des Freizeitparks Warner Bros. Movie World, die jedoch nie an die hervorragenden Quoten der «100.000 Mark Show» anknüpfen konnte. Nach drei Jahren wurde das Programm beendet; Kock am Brink präsentierte im ZDF derweil die Quizshow «Cash», welche es zu zwei Staffeln brachte. Dieses Format sollte ihre letzte große TV-Station gewesen sein. Auch bei den Zuschauern wurde die Blondine unbeliebt, da sie 2001 eine Liaison mit dem damaligen Mann von Sabine Christiansen anfing und damit große Boulevard-Schlagzeilen provozierte. Die 2004 von ihr und Jörg Thadeusz moderierte Talkshow «Leute am Donnerstag» floppte beim rbb ebenso wie ihr letzter Samstagabend-Versuch namens «Typisch Deutsch» im Ersten. Seitdem hat sich Kock am Brink völlig aus dem Mediengeschäft zurückgezogen.
Elmar Hörig («Bube, Dame, Hörig»)
Elmar Hörig ist vielen Radiohörern bekannt, denn vor seiner TV-Karriere moderierte der studierte Lehrer bei diversen Radiostationen. Bekannt war „Elmi“ für seine frechen Witze und Bemerkungen, die ihn später jedoch auch den Job kosten sollten. Ab 1983 war er in der ARD mit der langjährigen Kinder-Spielshow «Die sechs Siebeng'scheiten» als Moderator tätig. Im Zuge des Erfolgs der Privatsender engagierte ihn Sat.1. Dort präsentierte er die Spielshow «Pack die Zahnbürste ein» in den Jahren 1995 und 1996 sowie ab 1996 für drei Jahre seine eigene Gameshow «Bube, Dame, Hörig» am werktäglichen Morgen. Mit dieser Sendung, die er drei Jahre moderierte, endete seine Fernsehkarriere – gleichzeitig begann sie für jemand anderen: Für seine Assistentin Barbara Schöneberger war «Bube, Dame, Hörig» das Sprungbrett für viele weitere TV-Engagements. Gefeuert wurde Hörig 1999 von Sat.1 übrigens weniger aufgrund schlechter Quoten, sondern wegen angeblich sexueller Belästigung. Im selben Jahr stellte ihn auch sein Radiosender SWR frei – hier wegen Beleidigung. In den folgenden Jahren versuchte sich der ehemalige Kultmoderator bei vielen privaten Radiostationen mit seiner berühmten «Oldie Show», doch alle Engagements blieben kurzfristig, wie zuletzt bei „Radio Köln 107,1“.
Geert Müller-Gerbes («Wie bitte?!»)
Er war der Moderator der Service-Show «Wie bitte?!», die in den 90er Jahren zu einer sehr erfolgreichsten Institution im RTL-Samstagabendprogramm werden sollte. In einem Panel saßen neben Gerbes Comedians und Reporter wie Thomas Hackenberg («Quiz Taxi»), Theo West und April Hailer, die den verbraucherfeindlichen Machenschaften der Unternehmen auf den Grund gingen und mit Humor, Satire, aber auch der nötigen Ernsthaftigkeit die Verursacher der „Servicewüste Deutschland“ an den Pranger stellten. Noch heute hat die Deutsche Telekom unter ihrem schlechten Ruf zu leiden, den sie sich selbst in «Wie bitte?!» verschuldet hatte. Geert-Müller Gerbes strahlte in der Besetzung der Show den seriösen Part aus und verpasste ihr ein informatives Image, was nicht zuletzt an seinem vorherigen Job als Korrespondent lag. Nach dem Ende von «Wie bitte?!», das zwischen 1992 und 1999 gesendet wurde, übernahm er die Moderation der damaligen «WDR talkshow», die er nach einem Jahr wieder abgab und sich schließlich aus dem Mediengeschäft zurückzog. Anschließend veröffentlichte er jeweils zwei Kinder- und zwei Sachbücher.
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Quotenmeter.de erinnert sich in einer neuen Ausgabe von „Die Zehn“ an TV-Gesichter und ihre Shows, die längst in Vergessenheit geraten sind. Mit dabei sind Jörg Draeger, Ulla Kock am Brink, Kai Böcking, Tooske Ragas und viele andere.
Tooske Ragas («Deutschland sucht den Superstar»)
Sie war eines der vielen Gesichter, das mit der erfolgreichen Castingshow «DSDS» schlagartig einem riesigen Millionenpublikum bekannt wurde, doch keines wurde so schnell vergessen wie sie: Tooske Ragas, ihrerseits Co-Moderatorin der dritten und vierten Staffel zusammen mit Marco Schreyl. Sie galt damals als aussichtsreiches Gesicht für RTL, brachte es aber nicht zu weiteren Moderationstätigkeiten außerhalb von «DSDS» in Deutschland. Wegen ihrer Boulevard-Fehde mit der Bild-Zeitung, die sie einst als „Käse-Tussi“ titulierte, war Ragas beim Publikum umstritten – RTL verzichtete ab der fünften Staffel auf ihre Person und komplett auf einen Co-Moderator. Sie half aber immerhin dabei mit, der Show nach der stark kritisierten zweiten Season einen neuen Anstrich und ein neues Konzept zu geben, ihr damit die nötige Frischzellenkur zu verpassen und «DSDS» damit zu einem langfristig erfolgreichen Format zu machen. Nach 2007 war Tooske Ragas nicht mehr im deutschen TV zu sehen, weil sie sich auf ihr Moderations-Engagement in den Niederlanden konzentrierte. Mit «Gerettet» präsentiert sie dort aktuell ein Format, das Opfer von Schicksalsschlägen oder Gewalttaten und ihre Retter zusammenführt.
Holger Speckhahn («Jeder gegen Jeden»)
RTL hatte «Jeapordy!» und Sat.1 ab 1996 seine nachmittägliche Spielshow «Jeder gegen Jeden», die einige Jahre im Programm der 90er Jahre überlebte. Zunächst vom heutigen N24-News-Anchor Hans-Hermann Gockel präsentiert, verpasste Sat.1 der Show 1999 bald einen neuen Anstrich und damit einen neuen Moderator: Holger Speckhahn. Zwar hat man sich damit namenstechnisch nicht verbessert – der Speckhahn folgte auf den Gockel – doch das Format wurde aufgefrischt und verjüngt. Dennoch wurde es 2001 abgesetzt. Seinen anderen Moderationsjob hatte Speckhahn ein Jahr zuvor bei der RTL-Musiksendung «Top of the Pops» verloren. Im Jahr 2001 floppte sein Survival-Format «Das Inselduell», in dem mehrere Kandidaten auf einer Insel Woche für Woche den Kampf mit der Natur aufnehmen mussten. Nach diesen Programmen zog sich Speckhahn größtenteils aus dem TV-Geschäft zurück und verdient heute sein Geld als Golftrainer und –profi.
Kai Böcking («Formel Eins», «Risiko»)
Kai Böcking prägte als einer der Moderatoren der legendären 80er-Musikshow «Formel Eins» zwei Jahre lang zwischen 1988 und 1990 die Pop-Musikszene Deutschlands und war damals eines der einflussreichsten TV-Gesichter der Jugendkultur. Trotz des Siegeszuges der Privatsender und seines jungen Alters verblieb Böcking während seiner gesamten Karriere bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und bekam zwischen 1991 und 1992 sogar seine eigene Show «Kai Life» im WDR. Ab 1996 präsentiert er die ZDF-Show «Jetzt kannst du was erleben», zwei Jahre später begann das Quiz «Risiko», das bis 2002 fester Bestandteil des ZDF-Nachmittags war. Im Zuge des Quizshow-Booms versuchte er sich 2002 im ZDF an der Abendsendung «Auge um Auge», die allerdings nur wenige Episoden überlebte. Beim selben Sender präsentierte er auch die Castingshow «Die deutsche Stimme 2003», die ebenfalls floppte. Ein Jahr später war er im Revival «Best of Formel Eins» bei kabel eins zu sehen und damit letztmalig einem großen Publikum präsent. Seit 2007 moderiert Kai Böcking beim Kochsender tv.gusto, wo interessanterweise einige andere fast vergessene TV-Gesichter eine Heimat gefunden haben: Auch Volker G. Schmitz, ehemaliges Mitglied der legendären «Freitag Nacht News», und die Ex-Talkshowmoderatorin Birte Karalus sind bei tv.gusto angestellt. Außerdem ist Böcking als TV-Produzent bei der Firma gut.tut.gut productions tätig, wo er ebenfalls Mitbesitzer ist. Er realisierte zuletzt zwei Specials von «Galileo» über eine neue Rennstrecke in Abu Dhabi.
Jochen Bendel («Ruck Zuck»)
In die Riege der stets adrett gekleideten „Hosts“ wie Werner Schulze-Erdel oder Jörg Draeger passte der junge, freche Moderator Jochen Bendel sicherlich nicht, als er 1992 die Moderation der Gameshow «Ruck Zuck» auf Tele 5 übernahm. Dieses Format und seine Person sollten ideal zusammenpassen: So wie Christoph Maria Herbst mit «Stromberg» oder Thomas Gottschalk mit «Wetten, dass..?», so war Bendel mit «Ruck Zuck» zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und damit ein Glücksgriff für das deutsche Fernsehen. Schon vorher begann seine TV-Karriere mit der Musikshow «P.O.P», die in Cannes damals als „Beste internationale Musikshow“ ausgezeichnet wurde. «Ruck Zuck» wechselte nach dem Aus für den Sender Tele 5 zu RTL II und wurde ab 1993 dort fast zwei Jahre ausgestrahlt. Ab 1997 ging es dann beim damaligen Frauensender tm3 weiter, wo die Sendung ihre 2000. Folge erlebte – seit der 1032. Episode war Bendel der Moderator. Nach dem Ende der Show im Jahr 2000 war er zeitweise im RTL II-Format «Big Brother» zu sehen und präsentierte dort u.a. eine Late-Night namens «Big Brother Nachtfalke» im Jahr 2005. Aktuell ist Jochen Bendel als Synchronsprecher tätig.
Marco Ströhlein («Star Weekend»)
Marco Ströhlein galt Ende der 90er Jahre als neues Showgesicht bei RTL. 1997 begann beim ZDF seine Fernsehkarriere mit den Shows «100 Tage bis zur EXPO» und «Tabaluga tivi»; 1999 erhielt er eine Gastmoderation bei der RTL-Musiksendung «Top of the Pops» und war fortan für den Kölner Sender tätig. Neben Events wie dem «GZSZ Supercup» oder der «Bravo Supershow» war das «Star Weekend» ein ambitioniertes RTL-Projekt am Freitag- und Samstagabend, das Ströhleins Chance für die große Karriere sein sollte. In dieser Promi-Spielshow mussten Kandidaten, die in einem riesigen „Tic-Tac-Toe“-Spielfeld saßen, den Wahrheitsgehalt von abstrusen Behauptungen einschätzen. Ständige Teilnehmerin des Panels war Hella von Sinnen. Doch das Projekt floppte; es wurden nur acht Ausgaben produziert. Im Jahr 2002 erhielt Ströhlein am Vorabend um 18.00 Uhr in Sat.1 eine neue Chance mit der halbstündigen Spielshow «Ströhleins Experten», die allerdings ebenfalls hinter den Erwartungen zurückblieb. Nach der Moderation der neu aufgelegten «Gong Show» im Jahr 2003 war Marco Ströhlein nicht mehr im TV zu sehen. Heute moderiert er vorwiegend Events für Unternehmen wie Tui und Volkswagen. «Ströhleins Experten» wird aktuell auf dem Pay-TV-Sender Sat.1 Comedy wiederholt.